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Um Mitternacht

Der Himmel schläft im Mondenlicht;

Von seiner Träume Schönheit glänzt die Welt —

War das Dein helles Antlitz nicht

Und nicht Dein Schritt am müden Feld ?

Mein Sehnen war Dir aufgewacht;

Nun lauscht es zitternd in die stille Flur.

Mein Herzschlag singt durch Glanz und Nacht
Wie eine goldne Pendeluhr.

Und ist auch Deiner Wangen Schein,

Dein lieber Schritt wie Mondenlicht versehweht.
Noch lange hat im Herzensschrein
Der Schlag der Uhr gebebt.

Franz Langheinnch

„3 moan," saqlc Windschagger, „t Hob so a Mell gsehgn."

„Was taatst jetzt Du, Vota, manu ma mit so a Maschin was passiern taat?"

„Wia?" machte Windschagger, die Stirne faltig ziehend.

„Daß i was dran dabrecha taat."

„Gar nix taat i, und liaßt Dein Meist« Schadn leidn. Der kunnt's scho
macha. Der hat Geld gnua."

„Wann aba da Meist« mi nach« recht schlagat?"

„No, dös müaßt halt aushaltn, hättest s' ja a zerbrocha," beendigte Wind-
schagger den Diskurs und begann mit einer Magd, die Bier holte, zu plaudern.

Als Alois seinen Baler verlieh, befühlte er das Bruchstück in der Tasche.
Es dünkte ihm, als wäre es heiß und brenne ihn, und er dachte auf einmal
an den Schweizer, der sich im Heustadel bei Obernahberg erhängt halte — ganz
nackt, hatte ihni jemand erzählt, und daß er närrisch gewesen. Aber ein anderer
hatte gesagt, er hätte recht gehabt. Wenn's oam auf der Welt nicht mehr gfreut
und ma d' Schneid dazua hat, is im Grund am besten, und was die Leut nach-
her über oan sag'n, kann oam gleich sein.

Hätte der Geselle nicht mit der Maschine angefangen, wäre er gar nicht
auf die Idee gekomnien, etwas mit ihr zu machen, und das Unglück wäre nie-
mals passiert. Wenn er sich auch erhängen würde wie der Schweizer, da würde
ihnen allen doch das Gewissen schlagen?

Alois las mechanisch die Ladenschilder und grübelte weiter. Niemand half
ihm. Er muhte cs selbst dem Meister sagen. Es gab keinen Ausweg.

Langsam schleuderte er über die Brücke. Das Dach von dem Hause seines
Meisters tauchte auf. Jetzt war es vielleicht schon entdeckt, daß er die Maschine
zerbrochen hatte. Er starrte in den Fluh hmab, dann zum Himmel auf. Nirgends
ein Wölkchen. Halt, er hatte ja den Zichoriekaffee vergessen. Welch ein Glück,
dah er einen Grund fand, nochmals umzukehren!

Wie er in den Laden trat, sah er auf den Turm der nächsten Kirche. Es
ging auf zwölf Uhr. Da hatten die zu Haufe schon gegessen, denn sie aßen
immer um Elf, und er kam zu spät. Zum Zettlerhräu war nicht mehr weit hin.
Wenn er doch mit dem Vater redete? Vielleicht würde ihm der helfen? Aber
er hatte es ihn, ja vorhin gesagt, was er in so einem Fall tun würde, und
außerdem der Vater würde einen furchtbaren Zorn haben.

Alois blieb mitten auf dem Marktplatz bei dem Brunnen mit dem Räter
oben stehen und schickte Stoßgebete gegen Himmel. Die seltsamen Anreden aus
der Lauretanischen Litanei kamen ihni plötzlich in den Kopf. Was sollte das
heißen „Du elfenbeinerner Turm Davids?" — Und während er darüber nach-
sann. bewegte er sich instinktiv dem Zettlerbräu zu, und sah schließlich in die
gewölbte Toreinfahrt hinein. Er wollte auch hineiugehen, aber als er iin Hinter-
gründe einen Schatten auftauchen sah, der seinem Vater glich, da fiel ihm das
Herz in die Hofen. Er gab Fersengeld und lief, vom panischen Schreck erfaßt,
in die nächste Seitengasse hinein, die in schiefer Richtung dem Flusse zuging.

Wenn er nur heimlich zu Hause hineinschauen könnte, daß er wüßte, wie
der Meister das Unglück ausgenommen hatte. Er überlegte. Es fiel ihni ein.
die Bötin, die das Brot in die Dörfer hinausbestellte, kam jeden Tag vormittags,
wenn sie von ihrer Frühfahrt zurllckkehrle, zum Meister und brachte ihm das
eingenommene Geld. Diese konnte etwas wissen. Er suchte das Gasthaus, wo
sie gewöhnlich ihren Karren einstellte, streckte sich auf den Zehen und lugte von
außen in das Wirtszimnier hinein. Die Bäckernanni saß wirklich drinnen und
ließ cs sich gerade schmecken. Wenn er auf sie wartete?

Wiiklich, es dauerte nicht lange, so kani sie heraus und ging zu ihren» Wagen.

„Was tust den» Du da?" sagte sie, als er sich bemerkbar machte.

„Ich muß für d' Meisterin an Zigoriekaffee holen," antwortete er.

„So, so," meinte sie, „bist Du es ebba gwen, der die Maschin kaputt
gniacht hat?"

Alois steckte der Atem. Er schüttelte den Kopf, da er nicht zu reden vermochte.

„Is der Meist« no so auseinanda?" fragte die Alle. „Wia i dort war,
da is er ja umanandagiennt wia a Wilda. Ma hat gar nöt mit eahm redn

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Ungeduld

Willibald Krain (Berlin)
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