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A. Weisgerber t

Tirxitziana

„Drollig! Milten in, ärgsten Winter
blüht mein Weizen!"

Manne Hurra!

(Der Kaiser in der Unterredung mit Hans
Müller: „Ja, ich weiß es und es erfreut mir das
Herz, wie Prächtig Ihre blauen Jungen mit den
meinen Zusammenarbeiten. Da ist ein großer
Zug darin. Das hat sein Ziel, da s g eht
voran!")

Ihr blauen Jungen vom deutschen Strand!

Ihr blauen Jungen von Österreich!

Nun haltet Ihr alle Herzen gebannt

Und Aller Augen ruhen auf Euch!

Entschlossen zum Letzten der grimmige Sinti.

Ein Felsen aus Eisen ein jeder Mann —

Da ist ein großer Zug darin.

Das hat sein Ziel, das geht voran!

Euer Los ist herb wie des Meeres Salz

Und heilig der Schwur aus Euerem Mund:

„Wir schmieden den Ring um des

Feindes Hals,

Wir schmieden die Kette dem bissigen Hund!"
Ihr schmiedet! Hell sprühen die Funken dahin,
Und es zischt in den Wogen, es rauscht

durch den Tann:
Da ist ein großer Zug darin.

Das hat sein Ziel, das geht voran!

Ihr blauen Jungen, Du treue Schar,

Ihr Brüder von echter Seemannsart,
Allmutter Heimat küßt Euch das Haar,
Allmutter segnet Euch jegliche Fahrt!

Frei werde, Du Meer, wie der deutsche Sinn!
Hinab in den Grund, entthronter Tyrann!
Da ist ein großer Zug darin.

Das hat sein Ziel, das geht voran!

Karl Ettlinger

Liebe Jugend!

Ich diktiere meinem Tippfräulein einen Brief
an einen auswärtigen Geschäftsfreund. Als er
mir später zur Unterschrift vorgelegt wird, finde
ich darin das folgende niedliche, wohl der Kriegs-
zeit bezw. -Stimmung zuzuschreibende Mißver-
ständnis :

„... vielleicht ist es Ihnen möglich, uns ein
Jeftgebot zu übermitteln. Konditionen sind: Ab-
ladegewicht und bestätigter amerikanischer Bank-
rembours. Es ist möglich, daß wir mit einem
kleinen Unterseeboot durchdringen würden ..."

Ich habe natürlich Unter gebot diktiert; aber
man sieht, sogar meine kleine Typistin hat Durch-
bruchsgedanken!

Der sechsjährige Trust, der täglich den Mit-
hausbewohner und wohlbestallten Vfsizierstellver-
treter Lehmann gestiefelt und gespornt zwischen
y und 9 '/2 Uhr seiner wohldurchwärmten Kanzlei
zueilen sieht, meint: „kserr Lehmann geht aber
immer sehr spät in den Krieg!"

*

Bei der Musterung des ungedienten Landsturms
wird ein Rechtsanwalt als arbeitsverwendungs-
fähig ausgehoben. Mit dem Ergebnis seiner
Verwendungsfähigkeit wenig zufrieden und in der
Hoffnung, einen seinem Zivilberufe entsprechenden
Posten zu erhalten, tritt er auf den Vorsitzenden
der Ersatzkommission zu, mit den Worten:

„Verzeihung, Rechtsanwalt Vr. 36."

„Gut," erwiderte der Vorsitzende, „dann be-
kommen Sie einen goldenen Pickel!"

*

0—rkomisches

Der „Temps" behauptet steif und fest, nur der
„Ostwind" sei an dem geringen Schiffsverkehr
in den französischen Häfen während der ersten
Februarwochen Schuld gewesen. Ja, ja, der Wind,
das himmlische Kind. . . Was der nicht schon
alles angerichtet hat. .. Doppelschraubendampfer
von einigen 10000 Pferdekräften haut der Ost-
wind glatt von den Azoren nach New-Pork zu-
rück; eine halbe Million Russen und Rumänen
jagt der Westwind von Siebenbürgen bis an
denSereth; sämtliche Italiener fegt der Samum
aus Tripolis hinaus und der Nord wind weht
Herrn Wilson eine Note auf seinen Diplomaten-
(lueuo a non luesnäo!) Schreibtisch, daß er heut
noch verschnupft ist und keinen Schweden mehr
riechen kann l Aber das Schlimmste ist doch, daß
der scharfe Wind, der vom Osten (über die Vogesen)
her saust, den Pariser Herren Redakteuren nun
auch noch den letzten Rest von Gehirn ausge-
blasen hat, daß der Schädel dieser Windbeutel
aussieht wie ein . . . Windei I! Hurrikan

Die nachfolgenden Betrachtungen legen aufs neue
Zeugnis ab von Georg Hirths felsenfestem, oft ge-
äußertem Glauben an die Mission und unüber-
windliche Tapferkeit des Heeres.

Der Beitrag, — wohl der letzte, den Georg
Hirth für uns schrieb, — stammt aus dem Juni des
Jahres' 1916. Er fand sich im literarischen Nach-
lasse des am 28. März 1916 verstorbenen Begründers
der „Jugend".

„Garantien"

.... Aber welche Garantien Können wir er-
langen gegen die Lügenkünste, in denen unsere
Gegner alle Fünf gleich stark sind? Denen
unsere deutschen Staatsmänner niemals ge-
wachsen sein werden, weil Verrat und Ver-
leumdung, Diebstahl und politischer Mord, Be-
stechung, Verführung, Scheinheiligkeit, falsche
Vorspiegelung und alle Arten von Schlechtigkeit
dem deutschen Wesen und Denken nicht nur fremd,
sondern geradezu verhaßt sind? Mit einem
Worte Garantien gegen die Ränke der englisch-
französisch-russisch-italienischen Diplomatie und
Presse, die schon am ersten Tage nach dem Frie-
densschluß wieder einsetzen und durch gewissenlose
Agenten auf die schwachen Gemüter der Neutralen
und halbwilden Hilfstruppen Jagd machen werden?

Der ganze Umfang der an uns verübten Nieder-
tracht wird erst nach dem Kriege offenbar und
begriffen werden. Man kann vielleicht den Ein-
kreisungsplan Eduard VII. als die Ausgeburt
eines kranken, durch Pariser Ausschweifungen
vergifteten Gehirnes ansehen, — wie aber war
es möglich, daß vierzig, fünfzig und mehr ange-
sehene Persönlichkeiten Englands, Frankreichs und
Rußlands sich jenem verbrecherische» Komplott
anschließen und ihre Staaten und Nationen gegen
alle moderne parlamentarische Vernunft in ein
weltgeschichtliches Döbacle stürzen konnten? Gibt
es für diese Schändlichkeilen auch nur einen
Schein von Entschuldigung?

Uferloses Mißtrauen, vornehme Zu-
rückhaltung u. dergl. Schutzwehren genügen da
nicht. Ist es nicht skandalös, daß noch heute
vom englischen Bandwurmkopf Greg bis zu un-
seren fantosen Exbundesbrüdern vom Siege des
großen Verbrechens gefaselt wird? Gegen solche
Gesinnungspest gibt es nur ein Mittel: eherne
Garantien! Und auch diese werden wir er-
langen, dank Euerer Tapferkeit.

In Treue fest! Georg Hirth t

Sei nicht böse!

Das in Legden erscheinende Wochenblatt „La
Belgique“ hat Deutschland eine furchtbare Strafe
angedeihen lassen: cs schreibt I'^IIemagne grund-
sätzlich nur noch ntit kleinem An fangsbuch-
st a b e n. —

Ich tobte, ich wütete, ich dürstete nach Rache.
Aber als ich mich erst ein wenig von dem schreck-
lichen Schicksalsschlage erholt hatte, beschloß ich
als alter Gewohnheitsethiker, feurige Kohlen auf
das Haupt des Feindes zu sammeln: ich werde
auch künftighin, zu Ehren des Wochenblattes „La
Belgique“, das Wort „Rindviech" mit großem
Anfangsbuchstaben schreiben!

Marleben

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Albert Weisgerber: Tirpitziana
Karlchen: Sei nicht böse!
Georg Hirth: Garantien
Karl Ettlinger: Marine Hurra!
Hurrikan: U-rkomisches
 
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