Im Böhmerwald Ferdinand Staeger (München)
Der Klaviertransport
Bon Lea Laride
Trotz vieler und schwerer Enttäuschungen Halle
Hans Peter Scholz, Tonkünstler ans dem Preußi-
schen, auch in diesem Jahre wieder eine Sommer-
wohnung im Gebirg gemietet.
Die Räumlichkeiten waren sehr beschränkt, die
Fliegenbrut besonders gut gediehen, die Gerüche
so ländlich, wie man üe nur immer wünschen
konnte. Hans Peter war nicht verwöhnt, auch
seine Frau und seine Kinder waren es »idit. Sie
schwärmten vielmehr alle für Natur und Einfach-
heit und der Künstler versprach sid) viel Insp -
ralion von dem leise rauschenden Mühlenbach,
der nah an dem Hof des Simmerlbauern vor-
beifloß.
Mitte Juli langte Familie Scholz dort an.
Alles, was ein naiver Sinn in Gepäckstücke ver-
wandeln kann, führten sie mit sid>. nur das Kla-
vier fehlte noch. Schmerzlich wurde es ersehnt.
Denn seit zwei Tagen goß cs wolkenbruchartig,
der Mühlenbach führte tosende, gelbe Wasser-
mengen und Hans Peter ahnte Inspirationen
Am dritten Tag rasselte endlich ein Wagen,
auf dem ei» sd>wnrzes Ungeheuer thronte, das
steinige Straßerl herauf. Der Regen rieselte un-
gehindert an ihm nieder und erhöhte sidstlidi den
Glanz der Politur.
Hans Peter war eben im Begriff, sich zu ra-
sieren — aus reiner Langeweile — denn sonst
verpönte sein genialer Geist dergleichen. Da fiel
sein Blick auf den Wagen und das glänzende,
triefende Klavier. Entsetzen faßte ihn, er riß das
Fenster auf und fdjrie hinunter: „Mann, Heda,
Sie Mann, Transporteur, Spediteur" — der
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Der Klaviertransport
Bon Lea Laride
Trotz vieler und schwerer Enttäuschungen Halle
Hans Peter Scholz, Tonkünstler ans dem Preußi-
schen, auch in diesem Jahre wieder eine Sommer-
wohnung im Gebirg gemietet.
Die Räumlichkeiten waren sehr beschränkt, die
Fliegenbrut besonders gut gediehen, die Gerüche
so ländlich, wie man üe nur immer wünschen
konnte. Hans Peter war nicht verwöhnt, auch
seine Frau und seine Kinder waren es »idit. Sie
schwärmten vielmehr alle für Natur und Einfach-
heit und der Künstler versprach sid) viel Insp -
ralion von dem leise rauschenden Mühlenbach,
der nah an dem Hof des Simmerlbauern vor-
beifloß.
Mitte Juli langte Familie Scholz dort an.
Alles, was ein naiver Sinn in Gepäckstücke ver-
wandeln kann, führten sie mit sid>. nur das Kla-
vier fehlte noch. Schmerzlich wurde es ersehnt.
Denn seit zwei Tagen goß cs wolkenbruchartig,
der Mühlenbach führte tosende, gelbe Wasser-
mengen und Hans Peter ahnte Inspirationen
Am dritten Tag rasselte endlich ein Wagen,
auf dem ei» sd>wnrzes Ungeheuer thronte, das
steinige Straßerl herauf. Der Regen rieselte un-
gehindert an ihm nieder und erhöhte sidstlidi den
Glanz der Politur.
Hans Peter war eben im Begriff, sich zu ra-
sieren — aus reiner Langeweile — denn sonst
verpönte sein genialer Geist dergleichen. Da fiel
sein Blick auf den Wagen und das glänzende,
triefende Klavier. Entsetzen faßte ihn, er riß das
Fenster auf und fdjrie hinunter: „Mann, Heda,
Sie Mann, Transporteur, Spediteur" — der
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