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Fritz Heubner (im Felde)

Der kurzsichtige

tan» ülnn denn hier Soldaten ... -7" — „3 (P»ott bewahre, Herr Dokror — das sind doch Stadl - Hamsterer,

die gehen in Schützenlinien vor..."

Eine zeitgemäße Umfrage

Ein englisches Blatt veranstaltete vor Kurzem
die sehr zeitgemäße Umfrage: „Macht sich die
Laufbahn eines Verbrechers bezahlt?"
Zuerst wandte es sich an die Kleinen, sozusagen
privaten Londoner Verbrecher wie Ladendiebe,
Scheckschwindler, Taschendiebe und „Geldschrank-
knacker". Hier war das Resultat ein ganz un-
erwartetes! denn diese Herren erklärten beinahe
durchweg, daß ihr wöchentliches Netto-Einkommen
kaum jemals 30 Mark überstiegen habe, in der
Regel aber habe es nicht mehr als etwa 20 Mark
ausgemacht, da sie mit unverhältnismäßig großen
Unkosten „arbeiten" müßten.

Dieser Anregung des geschätzten englischen
Blattes folgend, richteten wir die gleiche Umfrage
an mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten

der internationalen Spieler-, Verbrecher- und
Schwindlerwelt: hier lautete nun das Resultat
erfreulicherweise sehr viel günstiger: Albert von
Monaco antwortete z. B.: „Im allgemeinen
geht mein Geschäft glänzend; zwar habe auch ich
durcl) den Krieg einige Einbuße erlitten, immer-
hin aber darf ich über schlechte Einnahmen nicht
klagen, besonders nachdem td) die Begräbniskosten
für Selbstmörder durch mein patentiertes Untersec-
Schnellbestattungs - Verfahren auf das geringste
reduziert habe." —

Auch der Grieche Benizelos sprach sich in
durchaus günstigem Sinne aus: „Meine Unkosten
sind zwar sehr hoch, weil ich stets ein erstklassiges
Personal von Brandstiftern, Raubmördern und
,Agenten für alles1 zu unterhalten habe: meine
Auftraggeber sind aber äußerst kulant und be-
zahlen glänzend, so daß ich es bald vorziehen

werde, mich mit meinen Ersparnissen in das Pri-
vatleben zurückzuziehen.

Abweichend davon lautete die Auskunft der
politischen Riesenschwindler und Gauncr-
titanen. „Mein Geschäft, das glatt über Leichen
geht und mit kolossalen Kapitaleinlagen, unter
Zuhilfenahme der vorzüglichsten .Schieber' arbeitet,
hat sich im Anfang des Krieges sehr gut ange-
lassen," antwortete Wilson: „ich fürchte aber,
daß die Unkosten zu einer Höhe steigen werden,
die mir einen Rcinverdicnst als sehr fraglich er-
scheinen lassen könnte."

Rein negativ war die Antwort, die Lloyd
George erteilte: „Ich kann über die Rentabilität
meines Geschäfts überhaupt noch nichts Sicheres
angebcn. Bitte fragen Sie einmal gelegentlich —
nach dem Kriege an!"

.11. Br.

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Friedrich (Fritz) Heubner: Der Kurzsichtige
M. Br.: Eine zeitgemäße Umfrage
 
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