V. Güttner
Der Dichter
„Diese Welt ist für mein Genie nicht reif gc-
Iiugl Ich werde ihr nichts hintcrlasse», als drei
unbcnüyke Flcifchkartcnl"
Aus nordischer Wildnis
Bon Arthur Schubart (München)
Major Massow, den wir im Klub den Zi-
geuner hießen, weil er seiner einzigen Liebe der
Jagd wegen die halbe Erde bereist hatte, erzählte
jüngst nach dem Hubertusessen, ausnahmsweise
gesprächig geworden, zwei Erlebnisse aus nordi-
scher Wildnis.
... Auf meiner dritten norwegischen Iagdreise
beabsichtigte ich, vor dem Beginn der Elchschußzeit,
die erst mit dem 10. September anhcbt, niein
Heil nach einmal auf die Bären zu versuchen.
Konsul Iuell, der bekannte Iagdoermittler, der
mir wie schon im Vorjahr von diesem im Spät-
sommer höchst unsicheren und auch ziemlich kost-
spieligen Unternehmen abriet, telephonierte trotz-
dem nach allen Richtungen an seine in Betracht
kommenden Jäger und erfreute mich schließlich
mit der Nachricht, in einem sehr wilden und ab-
gelegenen Revier sei ein guter Mittelbür gesehen
worden, von dem der Führer glaube, ihn vielleicht
zu Schuß bringen zu können.
Diese Meldung klang nun zwar nichts weniger
als zuversichtlich, aber sie bot immerhin eine ge-
wisse Möglichkeit, und wenn mir auch wirklich
der „Bürenbruch" wieder nicht beschicken sein
sollte, so lernte ich doch ein neues und, wie selbst
Iuell sagte, wildroinantischcs Gebiet dieses wunder-
samen Landes kennen, dessen schwermütige Schön-
heit mich unrettbar in ihren Bann geschlagen hat.
Ich ftlhr deshalb am nächsten Morgen über
den Snaasensee und hier mit Cariol durch das
mir wohlbekannte crnstliebliche Eandölatal, an
manchen Städten vorüber, mit denen sich für mich
unvergeßliche Erinnerungen verbanden. Am dritten
Morgen meiner einsamen Fahrt erwartete mich
an einer kleinen Poststation der Mann, der mich
führen sollte, ein finsterer Hüne in der Mitte
der Fünfziger, der noch wortkarger schien als
seine gewiß nicht redseligen Kameraden, aber das
Deutsche wenn auch nicht beherrschte (wie mir
der Konsul wiederholt versichert hatte) so doch
derart radebrechte, daß man sich ohne allzugroße
Mühe mit ihm' verständigen konnte — — eine
Seltenheit unter den norwegischen Führern, die
mir in Anbetracht unserer mindestens fünf Tage
währenden völligen Weltabgeschiedenkeit doppelt
willkommen war.
Auch jagdlich stand der Mann über dem Durch-
schnitt seiner Kameraden, was ich an seiner Füh-
rung und Führtcnkunde bald feststcllte. Ich hatte
deshalb auf ihn mehr Vertrauen, als es sich für
gewöhnlich dem Optimismus der Führer gegen-
über empfiehlt und wurde darin and) nicht ent-
täuscht.
Acht Stunden nach unserem Aufbruch brachte
er mich, wie er vorausgesagt hatte, an die ziemlich
frische, von Multebeerenresten durchsetzte Losung
des Bären, dem wir am nächsten Tag zu folgen
beschlossen, da die einbrechende Nacht uns zwang,
in einem halbverfallenen Sactcr Unterschlupf zu
suchen.
Am frühen Morgen setzten wir unseren Marsch
fort und folgten, von Leon dem grauen Elchhund
geführt, der Fährte gegen Nordosten durch ernst
schweigende Föhrenwülder und riesige Moore gegen
das Fjeld hinauf, das hier in seltsamen rötlich-
weißen Granitterrassen aus dem milden Tal der
Alma emporstieg in türkischblaue Unendlichkeit.
Gegen Mittag machte mein schweigsamer Führer
plötzlich Halt und erklärte zu meiner Verblüffung,
eine weitere Folge sei zwecklos, wir könnten um-
kehren. Denn der Bär habe uns wahrgenommen,
was seine hochflüchtigen Fährten genau bewiesen
und werde vor der schwedischen Grenze, die kaum
fünf Kilometer entfernt sei, nicht mehr Halt machen.
Ich überzeugte mich bald und gründlich von
der Flucht des so lang ersehnten und mir nun
wieder nicht beschiedenen Wildes, konnte mich
aber trotz meiner Enttäuschung eines Gefühles der
Hochachtung vor meinem Führer nicht erwehren,
der mir rückhaltlos die Nutzlosigkeit weiterer Be-
mühungen enthüllte in dem Augenblick, wo ihm
jagdliche Erfahrung und Ortskenntnis dies geboten,
statt einen hochwillkommenen weiteren Taglohn
einzustccken, indem er mir falsche Hoffnungen
machte und mich gegen seine bessere Ueberzeugung
weiterhetzte. Ich sagte dies auch dem Mann und
schüttelte ihm anerkennend die Hand, was ihn
zu erfreuen schien. Denn er gab von diesem
Augenblick an seine Wortkargheit auf und ver-
suchte, mir den wenig erguicklichen Heimweg durch
allerlei fesselnde Schilderungen aus seinem Wander-
leben in der Wildnis angenehmer zu gestalten.
Als wir an eine hochragende Kuppe des Fjelds
kamen, die einen berückenden Blick über meilcn-
weite Steinfelder, düstere Wälder und glitzernde
Seen bot, wollte ich Rast machen, um zu essen.
„Nix gut hier!" wehrte der Alte mit einer
Gebärde abergläubischer Scheu, die an diesem Ur-
bild nüchterner Bauernkraft befremdend wirkte.
„Und warum nicht?" fragte ich verwundert.
„Weil hier ist Mord geschehen!" gab er mit
einer Miene zurück, der man ansah, daß ihm
die Erinnerung noch heute Unbehagen verursachte.
„Ein Mord?" rief ich neugierig, „wissen Sie
näheres?"
Er nickte düster, schien eine Weile zu über-
legen, ob er mehr sagen solle und erklärte dann:
„Bin selbst gewesen dabei damals."
Unwillkürlich rückte id) etwas zur Seite, wäh-
rend ich ihn halb zweifelnd, halb mißtrauisch
ansah.
Er bemerkte diese Bewegung, läd>elte kaum
merklich und setzte erklärend hinzu: „Nid)t so,
Sät)
Herr, wie Sie meinen . . . aber gehn wir von
da! . . . Wenn Sie wollen davon hören, will
id) versudien, Ihnen zu erzählen.
Es war im Unabhängigkeitsjahr, damals als
wir uns trennten von den Schweden," fuhr er
mühsam die Worte sudiend fort... „Id) hatte zu
führen damals einen Engelsman, der auch wollte
schießen wie Sie einen Bären. Es war hier an
der Alma immer gut gewesen für Bären, damals
aber viel besser als heute. Wir fanden auch bald
eine Spur... es mußte ein Hauptbär sein den
Tritten nad), die er hatte zurückgelassen, und der
Engelsman war sehr froh.
Mit einem Mal zerrte Leon hier, den id)
hatte schon damals, ganz stark an der Leine, fing
an zu winseln und stellte fid) senkrecht im Ge-
schirr ... Es war klar, daß der Bär nahe war,
und der Engelsman machte eben bereit das Ge-
wehr — da fiel ein Schuß hier oben, wo wir
jetzt gehen.
Lappen! denk id), hol sie der Teufel, und der
Engelsman fludjt, daß ihm jetzt sei verdorben die
teuere Jagd.
,Wollen Nachsehen!' sag id), und wir stiegen
herauf, nicht weit von dem Platz, wo heute der
Bär flüchtete.
Keine Lappen waren es, sondem Zigeuner:
drei Männer, zwei junge Weiber und ein totes
altes. Dies alte, das frisch blutete, wollten sie
eben begraben.
,Ihr habt gesdiossen, die Frau geschossen ..
schrei id) und springe vor...
Sie sd)ütteln den Kopf und zeigen weiße
Zähne...
Da red ich mit Zeichen zu ihnen und brauche
ein paar russisd)e Worte, die id) wußte von einem
Herrn, der mit mir gewesen zur Eld)jagd in
Norge...
Da nidit der Führer, der nod) die Flinte hält
in der Hand und sagt: .Dort unten sd)au selbst!
unser letztes Pferd niedergebrod)en... wir auf
der Flucht... Mutter lahm gewesen ... kann nid>t
folgen uns über Berge auf Wanderschaft.. Mutter
deshalb wollte sterben .. id) sic ersd)ossen .. und jetzt
ihr mad)en sd)ön Grab?"
Der Norweger sd)wieg, sid)tlid) ermüdet von
dem ungewohnt vielen Spred)cn in fremder
Sprad>e.
Dann sagte er wie cntsd)uldigcnd: „Id) die
Zigeuner wollte festnehmen und in Sandölatal
bringen, der Engelsman aber nicht wollte; er
ängstete um seine teuere Jagd und wollte Bür
heinibringen nid>t Zigeuner. Zu zweit wir hätten
festgenommen Zigeuner, id) allein nix konnte tun,
weil Vertrag halten müssen dem Engelsman, und
er bestanden, weiter zu jagen ... So senkten
Zigeuner alte Frau dort bei der toten Furu
(Kiefer) in einen tiefen Spalt hinunter, sitzend,
gewendet gegen Morgen, legten Putz und Nahrung
hinein und wälzten Steine darüber, daß die Wölfe
nicht störten der Toten Schlaf.
Dann sind wir gegangen auseinander: sie nad)
Morgen über Grenze, wir nad, Norden . . . lind
der Engelsman hat wirklich selben Tag geschossen
ein Bären . . . hat mir gegeben 100 Kronen über
den Lohn und noch 100 geboten, wenn id) ihn
wollte führen auf Elche . . . Id> aber ihn nicht
geführt haben weiter . . . meine Pflid)t gewesen
zu Ende mit Bür, und id) nicht länger sein wollte
mit Engelsman, der hat Muttermörder lassen frei
laufen wegen Jagd..."
* *
*
Einer ausnehmend starken Eld)fährte folgend,
hatten wir uns meilenweit von unserer Hütte ent-
fernt. Die blutrote Sonne, in bleigrauen Wolken
untertaud)end, verhieß baldigen Witterungsuin-
sd)lag, den die ersten Stöße eines bitterkalten
Nordwestwindes cinleitetcn.
Eturiiigczaust standen wir auf einer Kuppe
des Hochfjelds, dessen blcidjc Steinwüsten gespen-
stisch blinkten und überlegten, was das Klügste
sei in unserer nidjt beneidenswerten Lage.
«In skog!» sagte schließlich mein Führer,
auf die tief unter uns liegenden düsteren Föhren-
Der Dichter
„Diese Welt ist für mein Genie nicht reif gc-
Iiugl Ich werde ihr nichts hintcrlasse», als drei
unbcnüyke Flcifchkartcnl"
Aus nordischer Wildnis
Bon Arthur Schubart (München)
Major Massow, den wir im Klub den Zi-
geuner hießen, weil er seiner einzigen Liebe der
Jagd wegen die halbe Erde bereist hatte, erzählte
jüngst nach dem Hubertusessen, ausnahmsweise
gesprächig geworden, zwei Erlebnisse aus nordi-
scher Wildnis.
... Auf meiner dritten norwegischen Iagdreise
beabsichtigte ich, vor dem Beginn der Elchschußzeit,
die erst mit dem 10. September anhcbt, niein
Heil nach einmal auf die Bären zu versuchen.
Konsul Iuell, der bekannte Iagdoermittler, der
mir wie schon im Vorjahr von diesem im Spät-
sommer höchst unsicheren und auch ziemlich kost-
spieligen Unternehmen abriet, telephonierte trotz-
dem nach allen Richtungen an seine in Betracht
kommenden Jäger und erfreute mich schließlich
mit der Nachricht, in einem sehr wilden und ab-
gelegenen Revier sei ein guter Mittelbür gesehen
worden, von dem der Führer glaube, ihn vielleicht
zu Schuß bringen zu können.
Diese Meldung klang nun zwar nichts weniger
als zuversichtlich, aber sie bot immerhin eine ge-
wisse Möglichkeit, und wenn mir auch wirklich
der „Bürenbruch" wieder nicht beschicken sein
sollte, so lernte ich doch ein neues und, wie selbst
Iuell sagte, wildroinantischcs Gebiet dieses wunder-
samen Landes kennen, dessen schwermütige Schön-
heit mich unrettbar in ihren Bann geschlagen hat.
Ich ftlhr deshalb am nächsten Morgen über
den Snaasensee und hier mit Cariol durch das
mir wohlbekannte crnstliebliche Eandölatal, an
manchen Städten vorüber, mit denen sich für mich
unvergeßliche Erinnerungen verbanden. Am dritten
Morgen meiner einsamen Fahrt erwartete mich
an einer kleinen Poststation der Mann, der mich
führen sollte, ein finsterer Hüne in der Mitte
der Fünfziger, der noch wortkarger schien als
seine gewiß nicht redseligen Kameraden, aber das
Deutsche wenn auch nicht beherrschte (wie mir
der Konsul wiederholt versichert hatte) so doch
derart radebrechte, daß man sich ohne allzugroße
Mühe mit ihm' verständigen konnte — — eine
Seltenheit unter den norwegischen Führern, die
mir in Anbetracht unserer mindestens fünf Tage
währenden völligen Weltabgeschiedenkeit doppelt
willkommen war.
Auch jagdlich stand der Mann über dem Durch-
schnitt seiner Kameraden, was ich an seiner Füh-
rung und Führtcnkunde bald feststcllte. Ich hatte
deshalb auf ihn mehr Vertrauen, als es sich für
gewöhnlich dem Optimismus der Führer gegen-
über empfiehlt und wurde darin and) nicht ent-
täuscht.
Acht Stunden nach unserem Aufbruch brachte
er mich, wie er vorausgesagt hatte, an die ziemlich
frische, von Multebeerenresten durchsetzte Losung
des Bären, dem wir am nächsten Tag zu folgen
beschlossen, da die einbrechende Nacht uns zwang,
in einem halbverfallenen Sactcr Unterschlupf zu
suchen.
Am frühen Morgen setzten wir unseren Marsch
fort und folgten, von Leon dem grauen Elchhund
geführt, der Fährte gegen Nordosten durch ernst
schweigende Föhrenwülder und riesige Moore gegen
das Fjeld hinauf, das hier in seltsamen rötlich-
weißen Granitterrassen aus dem milden Tal der
Alma emporstieg in türkischblaue Unendlichkeit.
Gegen Mittag machte mein schweigsamer Führer
plötzlich Halt und erklärte zu meiner Verblüffung,
eine weitere Folge sei zwecklos, wir könnten um-
kehren. Denn der Bär habe uns wahrgenommen,
was seine hochflüchtigen Fährten genau bewiesen
und werde vor der schwedischen Grenze, die kaum
fünf Kilometer entfernt sei, nicht mehr Halt machen.
Ich überzeugte mich bald und gründlich von
der Flucht des so lang ersehnten und mir nun
wieder nicht beschiedenen Wildes, konnte mich
aber trotz meiner Enttäuschung eines Gefühles der
Hochachtung vor meinem Führer nicht erwehren,
der mir rückhaltlos die Nutzlosigkeit weiterer Be-
mühungen enthüllte in dem Augenblick, wo ihm
jagdliche Erfahrung und Ortskenntnis dies geboten,
statt einen hochwillkommenen weiteren Taglohn
einzustccken, indem er mir falsche Hoffnungen
machte und mich gegen seine bessere Ueberzeugung
weiterhetzte. Ich sagte dies auch dem Mann und
schüttelte ihm anerkennend die Hand, was ihn
zu erfreuen schien. Denn er gab von diesem
Augenblick an seine Wortkargheit auf und ver-
suchte, mir den wenig erguicklichen Heimweg durch
allerlei fesselnde Schilderungen aus seinem Wander-
leben in der Wildnis angenehmer zu gestalten.
Als wir an eine hochragende Kuppe des Fjelds
kamen, die einen berückenden Blick über meilcn-
weite Steinfelder, düstere Wälder und glitzernde
Seen bot, wollte ich Rast machen, um zu essen.
„Nix gut hier!" wehrte der Alte mit einer
Gebärde abergläubischer Scheu, die an diesem Ur-
bild nüchterner Bauernkraft befremdend wirkte.
„Und warum nicht?" fragte ich verwundert.
„Weil hier ist Mord geschehen!" gab er mit
einer Miene zurück, der man ansah, daß ihm
die Erinnerung noch heute Unbehagen verursachte.
„Ein Mord?" rief ich neugierig, „wissen Sie
näheres?"
Er nickte düster, schien eine Weile zu über-
legen, ob er mehr sagen solle und erklärte dann:
„Bin selbst gewesen dabei damals."
Unwillkürlich rückte id) etwas zur Seite, wäh-
rend ich ihn halb zweifelnd, halb mißtrauisch
ansah.
Er bemerkte diese Bewegung, läd>elte kaum
merklich und setzte erklärend hinzu: „Nid)t so,
Sät)
Herr, wie Sie meinen . . . aber gehn wir von
da! . . . Wenn Sie wollen davon hören, will
id) versudien, Ihnen zu erzählen.
Es war im Unabhängigkeitsjahr, damals als
wir uns trennten von den Schweden," fuhr er
mühsam die Worte sudiend fort... „Id) hatte zu
führen damals einen Engelsman, der auch wollte
schießen wie Sie einen Bären. Es war hier an
der Alma immer gut gewesen für Bären, damals
aber viel besser als heute. Wir fanden auch bald
eine Spur... es mußte ein Hauptbär sein den
Tritten nad), die er hatte zurückgelassen, und der
Engelsman war sehr froh.
Mit einem Mal zerrte Leon hier, den id)
hatte schon damals, ganz stark an der Leine, fing
an zu winseln und stellte fid) senkrecht im Ge-
schirr ... Es war klar, daß der Bär nahe war,
und der Engelsman machte eben bereit das Ge-
wehr — da fiel ein Schuß hier oben, wo wir
jetzt gehen.
Lappen! denk id), hol sie der Teufel, und der
Engelsman fludjt, daß ihm jetzt sei verdorben die
teuere Jagd.
,Wollen Nachsehen!' sag id), und wir stiegen
herauf, nicht weit von dem Platz, wo heute der
Bär flüchtete.
Keine Lappen waren es, sondem Zigeuner:
drei Männer, zwei junge Weiber und ein totes
altes. Dies alte, das frisch blutete, wollten sie
eben begraben.
,Ihr habt gesdiossen, die Frau geschossen ..
schrei id) und springe vor...
Sie sd)ütteln den Kopf und zeigen weiße
Zähne...
Da red ich mit Zeichen zu ihnen und brauche
ein paar russisd)e Worte, die id) wußte von einem
Herrn, der mit mir gewesen zur Eld)jagd in
Norge...
Da nidit der Führer, der nod) die Flinte hält
in der Hand und sagt: .Dort unten sd)au selbst!
unser letztes Pferd niedergebrod)en... wir auf
der Flucht... Mutter lahm gewesen ... kann nid>t
folgen uns über Berge auf Wanderschaft.. Mutter
deshalb wollte sterben .. id) sic ersd)ossen .. und jetzt
ihr mad)en sd)ön Grab?"
Der Norweger sd)wieg, sid)tlid) ermüdet von
dem ungewohnt vielen Spred)cn in fremder
Sprad>e.
Dann sagte er wie cntsd)uldigcnd: „Id) die
Zigeuner wollte festnehmen und in Sandölatal
bringen, der Engelsman aber nicht wollte; er
ängstete um seine teuere Jagd und wollte Bür
heinibringen nid>t Zigeuner. Zu zweit wir hätten
festgenommen Zigeuner, id) allein nix konnte tun,
weil Vertrag halten müssen dem Engelsman, und
er bestanden, weiter zu jagen ... So senkten
Zigeuner alte Frau dort bei der toten Furu
(Kiefer) in einen tiefen Spalt hinunter, sitzend,
gewendet gegen Morgen, legten Putz und Nahrung
hinein und wälzten Steine darüber, daß die Wölfe
nicht störten der Toten Schlaf.
Dann sind wir gegangen auseinander: sie nad)
Morgen über Grenze, wir nad, Norden . . . lind
der Engelsman hat wirklich selben Tag geschossen
ein Bären . . . hat mir gegeben 100 Kronen über
den Lohn und noch 100 geboten, wenn id) ihn
wollte führen auf Elche . . . Id> aber ihn nicht
geführt haben weiter . . . meine Pflid)t gewesen
zu Ende mit Bür, und id) nicht länger sein wollte
mit Engelsman, der hat Muttermörder lassen frei
laufen wegen Jagd..."
* *
*
Einer ausnehmend starken Eld)fährte folgend,
hatten wir uns meilenweit von unserer Hütte ent-
fernt. Die blutrote Sonne, in bleigrauen Wolken
untertaud)end, verhieß baldigen Witterungsuin-
sd)lag, den die ersten Stöße eines bitterkalten
Nordwestwindes cinleitetcn.
Eturiiigczaust standen wir auf einer Kuppe
des Hochfjelds, dessen blcidjc Steinwüsten gespen-
stisch blinkten und überlegten, was das Klügste
sei in unserer nidjt beneidenswerten Lage.
«In skog!» sagte schließlich mein Führer,
auf die tief unter uns liegenden düsteren Föhren-