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wo glänzt Der FrieDe?

Lnkel und Erben:

Ihr heiliges Gut
SoU uns verderben
Lin Hans Dhnemut?

Die Zreiheit- Lrflieger,

Luther und Äant,

Bismarck, den Sieger,

Wähnt ihr verbannt?

Schwachen und Schwätzern
Erweist ihr Geduld?

Zeilen Verhetzern
Erlaßt ihr die Schuld?

Im Binnenkriege
verrannt und verrauft, —

Bald habt ihr die Wiege
Des Ruhmes verkauft!

was Müttern und Ammen
Im Arme noch ruht:

Das Äind muß entstammen
Siegschaffendem Blut.

Wo glänzt der Friede,

Um den ihr freit,

Im Werbeliede
Erbärmlich schreit?

Zern eurer Toren

Geschwätzigem Fest-

Purpurgeboren

Im Adlernest! vrwsll» Schmidt
*

(Seemannsgeschichten

Ein großer Handelsdampfer will ankern; der
eiste Schiffsoffizier. Herr Petersen. steht auf der
Back klar zum Ankern. Der Räp't'n ruft von
der Brücke herunter:

„Herr petersen. lassen Sie, bitte, den Anker
gehen!"

„Herr Rap'tein. wir können den Anker nicht
gehen lassen .. .!"

„Herr Petersen, Sie wollen doch woll keine
Insubordination begehen?! kaffen Sie den Anker
gehen!"

„Tschawoll, Herr Rap'tein!"

Petersen wendet sich zurück und läßt den
Anker mit dumpfem Plumps fallen.

„Is das Eisen im Grund?"

„Tschawoll, Herr Rap'tein!"

„Liegt das Eisen gut?"

„Tschawoll, Herr Rap'tein!"

„wie weist die Rette?"

„Da is fcha man gar keine an, Herr Rap'tein!"
*

Lin kleiner Schlepper auf der Fahrt von
Hamburg nach Lnxhaven Mitte August. Dem
Maschinisten wird die Sache zu warm; er nimmt
sich einen Strick um den Leib, springt außenbords
und läßt sich hinterher schleppen. Der Äap'tein
richtet sich mit der Fahrt so ein. daß er allen
Fahrzeugen ausweicht. ?Iuf der Uuterelbe starker
Verkehr. Bei einem Segler gelingt es dem
Schlepper-Aap'tcin, nur um einen Meter vom
Heck klar zu kommen, winkend schreit der Scgler-
Aap'tein zum Schlepper rüber:

„Gller Swin'igel! Rannst Du nicht stoppen?"

„Rannst Du stoppen, wenn Dein Maschinist
badet?"

Die kurze Freude in China

„Gestern Raiser »och der Mandschu —

Staatsfefcretär 3immerrnann

Ganz sicherlich
Höchst bürgerlich!
vom Volk der Geistesriesen?

Iwo! Auch ohne Adelsschein
Kann man ein Herr von Schwachsinn sein!

Das hat er uns bewiesen! «si.

*

Liebe Lugend!

Ein kleiner deutschböhmischer Grt veranstaltete
eine Liebesgabeusammlung für das heimatliche
Landsturmbataillon im Felde. Jeder Mann be-
kam ein Ristchen, dessen Inhalt ans Seife. Laus-
falbe, Zündhölzern. Nährequisiten, Briefpapier,
Bleistiften und Ehokolade bestand, lind in jedes
Ristchen wurde obendrauf ein Zettel gelegt, auf
dem geschrieben stand: „Immer feste druff — Effet
alles «ff!"

Einen wahren ,Soh» des Himmels'!"

(Zeichnungen von A. Schmidhammer)

«

Kriegs - Wirtschaftliches

Fühlt sich jetzt nicht jeder als Stratege?

Oder Nahrungsmittelspezialist?

Hat nicht jeder jetzt sein Hauptproblem'chen,
Welches ihm vor Allem wichtig ist?

Mich zum Beispiel reizen jene Köter,

Die man, weils der Mode jetzt gefüllt,

Pflegt im Ridicule umherzutragen
Wenn man eine „Dame ist von Welt".

Kräpelige Kreaturen sind es,

Wahre Spottgebilde der Natur,

Künstlich erst erzeugte Mißgeburten,

Rührend tragikomischer Figur.

Und dazu dann noch die Spitze, Möpse

— Köter nur, mit Namen ohne Klang —

Wie auch Windspiel' und King Charles-Hündchen

— Zweifellos von sehr viel edlerm Rang —
Kürz und gut, halt alle die Schmarotzer,

Deren Daseinszweck schon ist erfüllt,

Wenn sie nur ein wenig amüsieren,

Und ihr eigener Hunger ist gestillt.

Da nun heute existenzbercchtigt
Nur das Lebewesen ist, das man
Zn dem Dienste unsres Vaterlandes
Praktisch irgendwie verwerten kann:

Kocht da fiirl)t mit Recht des Volkes Seele?
Zst es nicht berechtigter Protest,

Wenn man fragt, warum denn die Behörde
Grade hier mal kein Verbot erläßt?

Prüfen wir drum sachlich jetzt die Frage:

Zst verwertbar diese ganze Zunft? '

Oder fordert völlige Pernichtung
Etwa hier die Stimme der Vernunft?

Nun, es gibt zum Glück noch manche Lösung,
Ehe man zum allerletzten greift:

So zum Beispiel sind sie noch recht nützlich,
Wenn sie eingekocht und dann verseift.

Wohl verwendbar auch zu Wagenschmiere
Sind sie, wenn man nur recht sorgsam trennt
Und zu dem gerade jetzt begehrten
Knochenmehl vermahlt, was konsistent.

Sind) Verarbeitung zu Druckerschwärze
Wäre möglid), dod) ich muß gestehn:

Ob das eine Besserung bedeutet,

Weiß ich nid)t, nur — Etwas muß geschehn!

Wnliktim

In einer Gemälde-Ausstellung wurden Bilder
umgehängt, wobei aber in der Eile übersehen
wurde, daruad) auch die Nummern im Ratalog
richtig zu stellen. Als die Arbeit besorgt war,
lasen die Besucher bei dem Bilde einer sehr „g'stell-
ten" Dame: Stützpunkt der Tiroler Raiser-
zäger. Rtfat Gozdoviü Pascha

*

Meine kleine Nichte kommt zum erstenmal vom
Land in die Stadt, voller Interesse sitzt sie am
Nachmittag auf dem Balkon und mustert die Vor-
gänge auf der Straße. Um die Ecke biegt der große
städtische Sprengwagen und läßt seine Wasser-
strahlen über das staubige Pflaster spritzen. Da
macht miä) plötzliä) das Helle Lachen meiner Nichte
aufgucken. Sie klatscht vergnügt in die Hände,
zeigt strahlend auf den Rutscher des Sprengwagens
und erklärt: „Sieh' nur. der dumme. Rerl, der
merkt nicht, daß der wagen hinten entzwei ist!"
*

wir lagen schon zwei Ulonate in der Etappcn-
station. lvie in jeder Rompagnie, so gab es auch
bei uns einen, der sid) durch besondere Findigkeit
beim Aufstöber» von Lebensmitteln vorteilhaft von
seinesgleichen abhob. wo wir uns alle schon BI»t-
blasen uad) etwas Eßbarem gesucht hatten — weiß
der Rucknck. da fand dieser Satanskerl immer »och
eitle» Weißwnrstzipfel oder eine Speckschwarte.
Rürzlich harte er einen ganz besonders schlauen
Fang gemacht. Entdeckt dod) der Brave auf dem
Boden einer alten Zisterne eine ganz versteckte
Wendeltreppe, die in einen reichhaltigen, wohlsor-
tierten Weinkeller führt. Hier hatte irgend ein
französischer Großindustrieller oder Gutsbesitzer
seinen Bordeaux, St. Julien. Lhampagncr »tiö
andere edle Sorten mit außerordentlichem Raffine-
ment in Sicherheit zu bringen gewußt. Ls wurde
nur ein ganz kleiner Kreis von Kameraden ein-
geweiht, und wir brachen in aller Heimlichkeit einer
Flasäte uaä) der anderen de» Hals.

Kurz darauf kommt eines Tages von der
Etappenkominandantur folgender Befehl: Es sind
sofort in der unteren Zisterne Posten aufzustellen,
da das gesamte weinlager der Ltappenkomman
dantur geplündert worden ist!

*

Lese ich da Mitte Juli mein ?lbendblatt, und
das Gespräck) kommt natürliä) auf den neuen
Reichskanzler. Da mein Zehnjähriger großes
Ilitercffe zu bezeigen scheint, frage ich ihn. ob er
denn schon wisse, wie der neue Kanzler heiße:
„Jawohl, Vater," war die Antwort: „Kanzler —
.Krise'!"

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[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Arpad Schmidhammer: Die kurze Freude in China
Walikam: Kriegs-Wirtschaftliches
Si.: Staatssekretär Zimmermann
Oswald Schmidt: Wo glänzt der Friede?
 
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