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-än

einen jungen Deutschen

von

Hanns von Gumppenberg

Du, der die Augen aufschlug ln unser'm Kreis,

Dle traumhaft fremden, die noch so bang uns fragen,
Wo du nun wärest — ahnst du cs nicht schon leis
Wie ein verheißenes Glück? Zch will es dir sagen:

Zn Deutschland bist du, ein Deutscher wirst du sein,

Zn deutscher Sonne wirst du blühen und reifen
Und horchen dem Rauschen im heiligsten

Menschheitshain —

§reu' dich, denn das ist groß über alles Begreifen!

Das ruhvoll leuchtende, das dich scheiden hieß.

Daß du sein schassender Kämpfer solltest werden:
Glaub' nicht, daß es dich so weit von sich verstieß —
Hier bliebst du ihm näher als irgendwo auf Lrden!

Und wie der Geist des Lichts dir grüßend nah.

So siehst du auch den Geist der Volker stammen —
Was Herrliches in aller Welt gefcbah,

Hier strömt es reich und wunderbar zusammen!

Wer Großes schuf in anderer Nation,

Der hat erst hier sein wahrstes Heim gefunden,

Wo man ihn froh erkennt als Geistessohn,

Wie ihn die eig'nen Brüder nie verstunden!

So webt's und wirkt's um dich im Überschwang,

Zu neuen Zielen treibt es dich tiesinnen:

Und höchstes Ziel für Tat und Weisheit und Sang,
Du kannst es nirgend so wie hier gewinnen!

Doch glaub' auch nicht, es wäre dir leicht gemacht.

Du könntest nur schwelgen in trunkenen Lustbarkeiten —
Zst heller der Tag hier, dunkler auch ist hier die Nacht,
Denn hier ist das Herz der Welt, wo am schärfsten

sie streiten!

von allen Dämonen bist du hier umringt.

Das Letzte liegt vor dir nach Höhen und Tiefen --
Daß du empordringst, daß dich kein Abgrund

verschlingt,

Nichts, was du mitbringst, kann es dir verbriesen!

Erlesen sind die neidischen Mächte hier
Und kämpfen mit den allerseinstcn Waffen —

Mit lockenden Maskenspielcn schmeicheln sie dir
jZust da, wo ihre tödlichsten Sailen klaffen!

Lin jedes Hohe, das dein Herz erhebt,

Zst hier von seinem Spottbild kaum zu trennen,

Denn hier ist der Tummelplatz von allem, was lebt,
Wo Höll' und Himmel ineinanderbrennen!

Die „Wahrheit", die dir so ernst den Becher füllt:
Sieh gut, ob sie nicht sei die verlarvte Lüge —

Zns reine Gewand der edelsten Srelheit hüllt
Sich niedere Gier, damit sie dich sicher betrüge!

Und magst du dich wahren auch vor Wahn und Schuld,
Entgehst du doch nicht zermürbendem Widerstande,
Und mußt die Rüstung schleppen der schwersten Geduld,
Mußt tragen den Hohn der Zeit und den Schein

der Schande!

Stark mußt du werden in eherner Ligenzucht,

Sollst trotzen du den finsteren Urgewalten:

Und, schlugst du dann die galjdtjcn in die Slucht.

Den Preis des Stegs erst selber dir gestalten!

Doch bist du so stark und hast du alles erreicht.

Dann ist dir höchstes Menschensein gelungen:

Denn nichts auf dieser wetten Lrde gleicht
Dem Werke, das aus deutscher Kraft entsprungen!

krauensobuk

Frau Hans im Glück

Bon As kan Schmitt

Nachdem Hans im Glück seinen in sieben-
jähriger fleißiger Arbeit verdienten Goldklumpen
gegen ein Pferd, das Pferd gegen eine Kuh, die
Kuh gegen ein Schwein, das Schwein gegen eine
Gans, die Gans gegen einen Schleifstein umge-
tauscht und den Schleifstein in einen Brunnen hatte
fallen lassen, war er guten Muts bei seiner Mutter
angelangt.

Hansens Mutter, so sehr sie sich freute ihren
Hungen wieder zu haben, schüttelte doch über die
Erzählung seiner Tauschgeschäfte den Kopf und

meinte: „Lunge, Junge, ich glaube, Du mußt bald
heiraten und zwar ein gescheites Mädchen." Da-
mit war Hans einverstanden und ließ sich von
seiner Mutter ein gescheites Mädchen als Frau
aussuchen.

Als sie nun verheiratet waren, sagte Frau
Hans im Glück eines Tages zu ihrem Mann:
„Hans, Du bist ein lieber und guter Mann, nur
ein bißchen dumm. Wie schön wär's doch, wenn
wir jetzt Deinen Goldklumpen hätten."

„Es ist doch auch so ganz schön," antwortete
Hans im Eheglück.

„Gewiß, aber mit dem Goldklumpen wäre es
noch schöner."

„Soll ich uns wieder einen schaffen?"

vorsten Holmström

„Wie wolltest Du das wohl anfangcn?"

„Ganz einfach: ich werde wieder sieben Jahre
lang fleißig arbeiten."

„Das wäre wirklich nicht so dumm, Hans.
Aber wenn wir schneller dazu kämen, wäre es
doch noch gescheiter."

„Weißt Du vielleicht einen Weg dazu?"

„Vielleicht, Hans. Du mußt nur immer alles
tun, was ich haben will."

Das versprach Hans und seine Frau fragte
ihn darauf, wo der Brunnen wäre, in den sein
Schleifstein gefallen.

Hans antwortete: „Nur eine Tagesreise von
hier," und seine Frau sagte: „Gut, da gehen wir
also morgen hin und holen ihn wieder raus."

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Register
Torsten Holmström: Frauenschuh (Zierleisten)
Hanns Theodor Karl Wilhelm Frh. v. Gumppenberg: An einen jungen Deutschen
Askan Schmitt: Frau Hans im Glück
 
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