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Tlorthcliffe!

Er ist Kein Gentleman — doch unser Mann!
So kündigten sie den Lloyd George einst an,
Der sich Diktator jetzt in England nennt
Und weder Ehre noch Gewissen kennt, —

Er ist kein Gentleman, jedoch, was tut's —
Ist's unser Mann: der Volksverräter Smuts,
Der heut der Burenmörder Stiefel leckt,

Ward auch bereits als „Englands Mann" entdeckt..

Und immer tiefer sinkt, zur Schmach verflucht,
Jetzt Albion, wenn's neue Männer sucht!

Sank tiefer — bis zu Northcliffes Niedertracht,
Der sich zum Spaße diesen Krieg gemacht;

Als Zeitungsjobber, einzig fürs Geschäft
Hat er die Welt belogen und geäfft,

Zu einem Haß verhetzt, der nimmer stirbt,

Mit eklem Gift Jahrhunderte verdirbt!

In keinem Zuchthaus dieser Erde wür'

Ein Mensch zu finden, so infam wie der —

Und solche Spottgeburt aus Mord und Trug
Ist jetzt den Briten eben Mann genug!

Sie hatten Northcliffe übers Meer gesandt
Zum Lügenfeldzug dort im Pankeekmd
Und da er im Verkehr mit Wilson gar
Noch zehnmal schlechter wurde, als er war,

Bot ihm LloydGeorge - der Biedre weis;, warum? -
Ein Plätzchen an im Ministerium,

Das wies er höhnisch ab, als man ihn frug —
Ihm ist Lloyd George noch nicht infam genug!

Der König Englands aber — gelt, Ihr staunt? —
Befördert Norlhcliffe schleunigst zum Viscount,
Für die Verruchtheit, die er über See
Erwies zu Alt Europas Not und Weh!

Was gilt's ? Hat Herr Lloyd George nun abgehaust,
Kommt England gar noch unter NorthclisfesFaust!
Dann herrscht der Preßbandit dort als Tyrann —
Kein Gentleman, doch ganz der Briten Mann!

o.

Herrenhaus-Reform

Hört es mit verzückten Mienen,

Was man festlich proklamiert:

Die feudalste der Ruinen
Wird modern jetzt tapeziert.

In den Wänden rings die Löcher
Schmiert man zu mit Fortschrittskitt. —
Nur die Fenster, Türen, Dächer,

Diese repariert man nit!

Im Verließ den Mäusetieren
Bleibt die Ruhe ungestört —

Schad' ums Geld fürs Tapezieren,

Wo ein Neubau hingehört!

Kärtchen

Aus der Tierwelt

Die Nenagerie internationale von Madame
Entente hat ein neues kostspieliges Prachtexemplar
erworben, den berühmten Tiger „Clemenceau,"
der — früher gefesselt, nunmehr frei, — den;
?. T. Publikum in einem spannenden Kampfe mit
mitteleuropäischen Adlern vorgeführt werden soll.

Nachdem der russische Bär vor kurzem aus-
brach, der savoyische Affe an den Zirkus
„R e n n t s!" abging und das amerikanische Kro-
kodil noch immer nicht über das große Wasser
zu sä>wimmen vermag, ist der Tiger die größte
Attraktion der Menagerie! Sein Gebrüll ist
furchtbar, er frißt nur M e n s ch e n f l c i s ch und
trinkt nur B o s ch b l u t, man nimmt an, daß er
die besagten Adler mitsamt den Federn ver-
schlingen wird! Aber er hat trotz seiner Bis-
sigkeit einen Fehler: Keine Zähne! Er ist
sehr alt, links beinahe gelähmt und besitzt
eigentlich nur ein Auge, da er das andere auf
die Präsidentschaft geworfen hat. Gegen das
zweite Prachtstück der Menagerie, den britischen
Löwen, ist er sehr mißtrauisch und sollte
vorsicl>thalber nicht mit ihm zusammen ge-
be acht werden. Bei dem Adlerfrcssen wollen
sie jedoch gemeinsame Sache machen und sich erst
später um die Reste raufen. Das ?. T. Publikum

wird jedenfalls gebeten, die Tiere nicht zu necken
und ihnen namentlich nichts vorzuwerfen, da
sie sonst ungemütlich werden. Der Beginn der
Fütterung wird später bekannt gegeben. 'Die
betreffenden Adler sind nämlich noch nicht
eingefangen. a. i». ».

*

Dille Hindenburg II.

Lloyd Georges Ehrgeiz geht dahin, auch die
militärische Oberleitung in seine Hand zu be-
kommen.

Wuenn I steh up in das morn ng früh
And in the Spiegel beschau —

Oh, wuie lächert my Buildnis mich zu,

And Ich mir dreh wuie a Pfau!

And Id; mich zupfen the nass, meine Gork',
Musternd mirselbst, Glied kor Glied —

Sein Id) nid)t gleichlooking Händenborg??
Yes! Very nice! Yes! Indeed!

Spiegelcin, Spiegelein an meine Wuand:

Yruly, Id) gleid>en ihm ganz!

Stolz auf my Kopp mit das Langfingerhand
Setz Id) aus Sd)nittlaud) a Kranz!

Streck meine Baud) raus, Id), Meister

Lloyd George,

Sing mit my Sdinauzmund a Lied:

„Oh, wuie I gleichguck Sir Händenbeorge!
Oh, very nicei Oh, indeed!“

And ich mich halt vor das Spiegel ein Red,
Daß meine Zimmer erdröhn!

Glanzkuli das Händenborg-Pose mid) steht!
Bloß sein Id> doppelt so sd)ön!

And aus das Spiegel my Build nickt heraus:
„Wuirklid), Du bist eine Gott!"

.. . Bloß das Bediente vors

Schlüsselloch draus
Prustet and lacht sid> kapott. ...

Wahres Geschichtchen

Li» Schneidermeister in <£. beschäftigt
zwei kriegsgefangene Russen. Am Vor-
abend zu bsindenburgs Geburtstag nad)
Beendigung der Arbeit frug der eine
den Meister, ob morgen gearbeitet werde?

„Selbstverständlich," erklärte der Mei-
ster, ,,id) sehe keinen Grund zum Feiern."

„Ja," erwidert der Russe, „ksinden-
bnrg bat dock) Geburtstag!"

Die neue amerikanische Division

Wilson hat eine neue Idee zur Be-
siegung der Mittelmächte ausgeheckt:
Die Bierminuten-Männer. 15000
Leute sollen Theater und Kinos be-
suchen und zur „Aufklärung des Publi-
kums" überall Reden von genau vier
Minuten halten. Nad> den Fünf-
minuten-Brennern haben wir jetzt
also aud, dicBierminuten-„Lid>ter".
Der größte Sd>merz der Entente ist,
daß der große Theodore Roosevelt
in diese neue Maul-Garde nicht auf-
genommen werden konnte. Denn ehe
dieser sein gewaltiges Mundwerk immer
ganz auf bringt, sind — O Sd,merz!
— die vier Minuten bereits
verstrichen. c. Fr.

Richard Rost

An der piavc

wir Deutsche sind halt unverbefferlich: vorige Woche Hab' ick
mich kriegstraucn lassen, und heut bin ich richtig schon aus dem
weg nach Venedig!"

Karlclien

*

Feine Marke!

Ein deutsd>cr Offizier bestellt in einem
Wirtshaus in Polen einen Cognak.
Beim Eingießen des Getränks sagt die
Wirtin: „Das ist eine sehr feine Marke,
lieber Herr. Alle deutschen Herren, die
unseren Cognak getrunken haben, die
haben sofort die Marke erkannt. War-
ten Sie, sie heißt.. die Marke heißt.."

Inzwischen hat der Offizier das Glas
zum Mund geführt) er stellt es aber
sofort wieder hin und sagt: „Jauche!"

„Richtig," ruft die Frau, „so nen-
nen sie ihn!" Poidi

p Die Feldpost-Vezieher -

sollten in ihrem eigenen Interesse die Erneue-
rung Bezuges für das erste Vierielahr
1918 jeht schon vornehmen, weil dann Unter-
brechungen, die oft vier Wochen und länger
dauern, vermieden werden. Bei Einsend, des
Betrages besorgt der Unterzeichnete Verlag die
Einweisung beim Feldpostamt.

preis für Januar bis Marz 1918:

Bezug durch den Buch- und

Zeilschristenhand. I.Mi. 2.50

Durch die Feldpost.Mi 2.80

tlnmii'elbar vom Verlag In

starker Rolle . Mi. 9.50

München, Lesstngstr 1

Verlag der , Jugend-.

95»
Register
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
Richard Rost: An der Piave
Karlchen: Little Hindenburg II.
O. [Ostini]: Northcliffe!
Poldi: Feine Marke!
Karlchen: Herrenhaus-Reform
C. Fr.: Die neue amerikanische Division
A. D. N.: Aus der Tierwelt
 
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