Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einsames Land

Das Jahr seinem Folger

Ablösung vor!

Die Klingen und Kanonen,
Mein Wafftnruhm, sind deine Ehrenlast.

Auch deine Jugend soll im Panzer wohnen.
Du kannst ihr Blut, kannst ihre Kraft nicht schonen.
Bis du den lautern Sieg errungen Haft.

Er wird dich krönen!

Ob als Maienblüte,

Als deines Svimnerü dunkle Rosenpracht,

Als goldne Frucht voll edler herber Güte, -—
Du mußt ihn ernten, eh' dein Licht verglühte.
Heil dir! — Ich sinke freudig in die Nacht.

Oswald Schmidt

*

Zwischen Tag und Nacht

Ein Sonnentag geht still und groß zur Neige,
Und schüttet alle Perlen seiner Schönheit
In tausend Farben über diese Erde.

Wie traumverloren schweigen Näh' und Ferne,
Hingebend sich dem Augenblick der Stille,

Der zwischen Tag und Nacht die Welk erfüllet.
Noch einmal streift der Wind mit scheuen Händen
Der Bäume Wipfel, wie wenn Kinderlippen
Entschlummernd noch ein letztes Wörtchen lallen ..

Dies ist des Tages tiefste, schönste Skinide,
Naht ihr mit reinen, weihevollen Herzen!

Gleich einer Frucht, die über Mittag reifte.
Noch schwer und süß von seiner ganzen Fülle,
Sinkt sie herab vom grünen Baum des Lebens,
Und fällt der Nacht in ihre Sammethände!

Elly Elisabeth Essers

*

Don Juan

Von Albert von Trentlni

Das junge Paar ging Hand in Hand nach
dem Hotel zurück. Die Sonne stand völlig klar,
nicht heiß, nur golden in ihrem Rücken; das Meer,
wie es ihnen zur Seite und vor ihnen die linke
Hälfte ihrer Welt ausmachte, die im weiten Him-
mel des Ostens blau verschwamm, rollte in gütigen
Wogen ohne Komödie, böse Gebärde und unheim-
liche Fremdheit, und über den Sand, den die
frohen Füße traten, flog frühlingftisch ein sanft
säuselnder Wind. Der Tag hatte mit einem Mor-
gen süßer Freude begonnen, bis jetzt nicht einen
Augenblick gebracht, den ein Schatten getrübt hätte,
und Dämmerung, Abend und Nacht lagen vor
den Schritten der Glücklichen wie sichere Wonnen,
die ihnen nimmer entgehen konnten.

„Ich habe mir das eigentlich nie so recht vor-
stellen können," begann da auf einmal die junge
Frau, und um den lieblichsten Mund erschien das
entzückende Lächeln jener Unschuld, das allein von
der Wunschlosigkeit des Glücks geboren wird, „daß
einem ein einziger Mensch und gerade nur dieser

ottö-tse/atty/* i

&€&&&&* . '

Otto Geigenberger (München)

der Inbegriff des Lebens werden kann! Wenn es
wahr wäre, dachte ich, müßte dieses Gefühl dumm
machen, weil es einseitig macht, oder Langeweile
erregen, weil es zum Zustand wird, der die Be-
wegung nimmer kennt, oder — es müßte eben
Täuschung sein und also keinen wahren Wert
haben. Und nun sehe ich . . ." und innig bewegt
drückte die redende Hand die freudig lauschende ...
„daß es nicht Verblendung sein muß, weil ich leicht
schon zwanzig unleugbare Fehler an Dir kenne;
daß cs nicht Langeweile bringt, weil mir schon in
der Minute, die voll ist, die nächste mit noch vol-
lerer Fülle auftaucht; und daß es mit der Ein-
seitigkeit auch nichts ist, weil ich noch niemals so
viel natürliche Nähe zur ganzen Welt gehabt habe
wie jetzt."

„Du wünschest Dici> mit keiner Fiber zurück
in Dein vergangenes Leben?"

„Um Gotteswillen — nein! Sie war, ohne
meine Verdienste, sorglos und unbefleckt.. . aber:
um Gotteswillen, nein!"

„Und es fehlt Dir gar nichts?"

Sie lachte mit so erleuchteten Augen, daß das
Meer fröhlich mitlachte. „Gar nichts!"

„Und hast nicht die geringste Furcht vor der
Zukunft?"

„Nicht einen Funken I Stürbe ich, Du wärest
bei mir. Stürbest Du, ginge ich mit."

Tief atmete er auf. Die hohe Gestalt, ihrer
schlanken, jungfräulichen angepaßt wie von der
gewissenhaft suchenden Hand der Natur, reckte sich
mit neuer Jugend und endlichem Glauben gegen
den unbegrenzt lichtblauen Himmel des Ostens.
Dies zu vernehmen vom Menschen, für den man
betteln gegangen wäre, um ihn nur niemals mehr
zu verlieren, war Seligkeit! Aber diesem Einzigen
das Gleiche wieder sagen zu können, Wort für
Register
Otto Geigenberger: Einsames Land
Albert v. Trentini: Don Juan
Elly Elisabeth Essers: Zwischen Tag und Nacht
Oswald Schmidt: Das jahr seinem Folger
 
Annotationen