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„Diese Regierung schließt keinen Frieden.

Lloyd George und Asquith, Carson, Bonar Low,
Sie wiederholen's ruchlos, Kalt und roh,

Ob's gut, ob's schief geht, wieder jeden Tag:
Wir schließen Keinen Frieden durch

Ber trug!

Wir Kämpfen fort, bis uns der Sieg beschicken
Und dann diktieren wir der Welt den Frieden!

Verständigung ist cin phantastisch Wort
O nein! Wir setzen dieses Schlachten fort,

Und wenn Europa ganz in Blut ersäuft,

Und wenn sein Elend bergehoch sich häuft,

Und kostet's nochmals Millionen Leichen —

Fort geht der Kampf, bis wir das Ziel erreichen!

Das Ziel, das wir verfolgen unbeirrt,

Zst, daß der Erdball angelsächsisch wird,

Daß jedes Volk, das uns zu trotzen wagt,

Zn dunipfer Not am Hungertuche nagt —

Doch wer sich willig hergibt zum Vasallen,

Der kriegt die Brocken, die vom Tisch »ns fallen!

Solange wir die Herrn am Ruder sind,
Schwatzt, wer vom Frieden redet, in den Wind! -
So brüllen sie und wissen wohl, warum?

Ein Kartenhaus, fällt ihre Herrschaft um,

Wenn Friede wird und sie als Missetäter
Entlarvt, als Narren und als Volksverräter!

Gewiß: solange die am Ruder steh'n,

Wird Mord und Jammer sinnlos weiter geh'n —
Doch ist vielleicht die Stunde nicht zu fern,

Wo sie nicht mehr am Ruder sind die Herrn
Und ihre Lügenherrschaft schmählich endet
Und sie ein Fußtritt in den Orkus sendet! «».

*

Was ist frei?

Mr. Asquith äußerte in einer seiner letzten
"Reden, er könne siel> nicht vcdjt denken, was unter
„Freiheit der Meere" zu verstehen fei; er habe
sich vergeblich bemüht, irgendwo eine genaue oder
wenigstens annähernde Begriffsbestimniung dieser
Redensart zu finden. Wir möchten sie ihm geben,
Herr Asquith wohnt häufig in Hotels und die
Hotels besitzen Korridore, Biele Türen von Zimmern
anderer Gäste münden auf solch einen Korridor,
Wenn er nicht zugesperrt ist, ist er frei. Wenn
man darin gehen kann, wie und wohin man will,
ist er frei. Wenn nicht Herr Asquith den Gästen
den Weg vertritt, ist er frei. Wenn nicht irgend
wer mit den, Revolver auf dem Korridor Schieß-
übungen macht, ist er frei. Wenn nicht Herr
Asquith den Dienern die Speisen aus der Hand
schlägt, die sic auf die Zimmer tragen sollen, iß
er frei. Wenn die Hotelgäste ihre Freunde enip
fangen und bewirten können, ohne kontrolliert zu
werden, ist er frei. Wenn sich Herr Asquith
nicht anmaßt, in alle Zimmer zu gucken, ist er
frei, lind wenn er nicht so frei ist, der Korridor,
so ist er nicht frei! Sondern erst dann, wenn
der Störer und Stänkerer eines solchen Hotels
hinausgeworfen oder zu anständigen Manieren
gebracht wurde, ist der Korridor frei.

Versteht Mr, Asquith diese einfache, annähernd
genaue Begriffsbestimmung? v. ,» v.

Eine Niederlage Wilsons

Wilsons Rekord an Lügenhaftigkeit und ge-
meiner Verleumdung, den er mit seiner letzten
Botschaft erreicht hatte, ist gebrochen.

Bon dem amerikanischen Senator Lodge, der
in Washington die Kriegserklärung an die Türkei
mit der Erklärung forderte: „Die Türken sind
eine Geißel für Europa, eine Pest und ein Fluch,
Die Türkei ist die Mutter zahlloser Morde und un-
erhörter Schlächtereien, Niemals sind schlim-
mere Missetaten ausgeführl worden, als
durch die Türken, seitdem sie unter dem
Einfluß der Deutschen stehen."

Für diese Leistung sollte man den amerika-
nischen Schubjack zum Peer von England
machen! _ « „

Theo Waldenschlager

John -Sülle Einzug in Jerusalem

Judas: „YOilIFc'inmen, .Zcve Kollege!"

Liebe Jugend!

Der kleine Erwin will gerne wissen, woher die
Rinder komnien? Da erzählt ihm Mutter die Ge
schichte voin Storch.

„D a s möchte ich nicht 110 ch mal d u r ch
macken!" antwortet der kleine Mann.

Zur gesl. Beachtung!

vie Preiserhöhungen in der Papierindustrie
und ln den graphischen Gewerben scheinen
ihre Grenze noch nicht erreicht zu haben, nach-
dem uns für das Zahr 1918 weitere erhrb-
liche Preissteigerungen angekllndigt wurden.
Unter diesen Umständen ist einWeiterarbmcn
außerordentlich erschwert und irur dann mög-
lich, wenn wir der Unterstützung unserer Abon-
nenten und Freunde in der Weise sicher sind,
daß diese uns einen höheren Bezugspreis zu-
billigen, Was wir von unseren Beziehern er-
bitten, ist ein verschwindender Bruchteil ge.
genüber den Preisen, die wir heute sür die
-Herstellung der „äu g e nd" zahlen müssen und
von denen wir nur die Papierpreissteigerung
von über 200 °/o hervochcden wollen, Ls ist
also nicht Ausnützung der Lage, sondern drin-
gende Rotwendigkeit, wenn wir unsere Dauer-
bezieher ersuchen, uns auch bei höherem Be-
zugspreis ihr Wohlwollen zu erhalten. Dann
kann auch inhaltlich die „äugend" aus der
höhe gehalten werden, die ihr den großen Lr-
folg und die umfassendeverbreltung verschaffte.

vom 1,Januar iyiöab müssen wir
folgende Preise sestsetzen-

preis der einzelnen Rümmer , , , , 20 Psg,

Vierteljahrespreis.Mk, 2.50

dto, durch die Feldpost. „ 2.80

dto, unmittelbar vom Verlag in Um- ,
schlag oder Rolle bezogen . . . „ 9.50

dto, ins neutrale Ausland. „ 10.—

die Käufer von einzelnen Rummcrn der
„Zugend" verweisen wir behuss Linspa-
rung aus den vorteilhaften vlerteljahrespreis,

München, im Dezember 1517.

Verlag der „gugend" München.

___ )

o U XTXTcrq OTTUTTtrcr UTTTTCTOTJ u u u u d~o U UUO

Der Schönheitsfehler

Deni gleichen Wahlrecht Bahn und Platz!

Doch einen Schönheitsfehler hat's.

Ein Schönheitsfehler — er schmerzt mich genug,

Zch sehe wallen durch's Land einen Zug,

Einen Zug von Frauen unermeffen.

Wie immer hat inan sie diesinal vergessen,

Zch seh' an der Spitze, deutlich und klar,

Der Arbeiterinnen endlose Schar,

Bleich die Gesicl>ter, müde die Hand,

"Auch sie sind Kämpfer fürs Vaterland,

Auch sie stehn Tag und Nacht im Gefecht,
Gebeugt von Pflichten, und suchen das Recht,
Zch sehe marschieren im Abendgrauen
Die Bataillone der Bauersfrauen,

Die, während im Felde Mann und Sohn,
Wahren das Heim in härtester Frohn,
Unermüdlich und treu beflissen,

Die für drei Männer oft schaffeit müssen,

Zch sehe die Bürgerfrauen marschieren,

Die ihrer Männer Ge'chäfte führen,

Zch sehe der Beamtinnen Heer
Zni Dienste voit Banken, Gemcindeit, Verkehr,
Studentinnen seh' id) und Künstlerinnen,
Hausfrauen — (die haben jetzt viel zu sinnen
Und sind oft ein besserer Diploinat
Als mancher hoher Herr im Staat!)

Gin endloser Zug von tapfren Genossen
- Und alle vom Wahlrecht ausgeschlossen!
Kämpfer für des Vaterlands Heil,

Doch machtlos gegen ein Vorurteil!

Dem gleichen Wahlrecht Bahn und Platz,

Doch, ach, einen Schönheitsfehler hat's....

^ Karl elie 11

Der achte ttreuzzug

— Und als die Kreuzfahrer vor Zerusalenr an-
gelanget, sprangen sie non ihren Rossen, küsseten
die heilige Erde, auf welcher des Herren Füße
gewandelt und beteten:

. . Goddam, der Streich wäre 'mal wieder
gelungen! Befreier der Zuden! Zion den Zionisten!
Und wir behalten Akka unb Zaffa! Wieder ein
paar Häfen vor unseren lieben Freunden in Italien
und Frankreich weggeschnappt. Die wer'n schaug'n!
Wenn das so weiter geht, ist bald kein Zugang
mehr, dessen Klinke wir nicht in der Hand haben.
Nun lobet Alle Gott, — unfern „stillen Teilhaber",
Das Geschäft blüht. Die großen Kosten werden
sich schon verzinsen - wenn die Germans nicht
noch kommen. Gehn wir in den Tempel, Bitten
wir, daß der Herr sie vernichte. Das kann er
uns nicht abschlagen, jetzt, wo wir ihm die „heilige
Stätte" wieder anbieten, zum Selbstkostenpreis,
Amen,"

— Sodann begaben fiel) die Kreuzfahrer in
die St dl und verrichteten alle frommen Gebräuche,
Auch wandten sie sich an den heiligen Vater um
den päpstlichen Segen , , , , 1». ,\.

England in Jerusalem

„Heilige Stätten? Blödsinn! Zch
sehe weit und breit kein Bankgebäude!"

Die Schere

„In meinem ganzen Leben nehme ick mir
keinen geborgten Gegenstand wieder mit nach
ksause," erklärte lserr Mühlmaim. „Rürzlich pas
sierte mir da was mit 'ner Schere, die ich mir im
Laden meines Freundes ausbat — die Geschichte
ist mir teuer zu stehen gekommen!"

„Naim, wieso denn?" frugcn die Anderen.
„Da war doch gar nichts Schlimmes dabei; das
konnte doch unmöglich als Diebstahl angesehen
werden-!"

„Ist es auch nicht," erwiderte lferr Mühlinann,
„aber die Schere hing nämlich an so 'nein fleinen
Kettchen und am anderen Ende von dem Rettcheil
war'n Fräulein dran befestigt-!!"
Register
[nicht signierter Beitrag]: England in Jerusalem
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Theo Waidenschlager: John Bulls Einzug in Jerusalem
O. [Ostini]: Diese Regierung schließt keinen Frieden...
A. D. N.: Der achte Kreuzzug
A. D. N.: Was ist frei?
-o-: Eine Niederlage Wilsons
Karlchen: Der Schönheitsfehler
 
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