A. Schmid^ammer (München)
Der «Cigev Ciemcnceau: „Entsetzlicher Traum: ich sah nrich als Verrvorleger bei Hindenburg
„Propaganda"
Daß sie uns Hunnen schimpfen und Barbaren,
Uns, die die Menschlichsten von Allen waren,
Das hat uns freilich bitter weh getan!
Wir wehrten uns mit Wort und Stift und Feder,
Artikel und Broschüren schrieb ein Jeder
Im Kampfe mit Verleumdung, Trug und Wahn
Was half's? Sie schimpften weiter, gelb und giftig
Kein Grund so schlagend und so klar und triftig,
Daß er des Hasses Phrasen niederschlug .. .
Wer Wahrheitsucht, ist schnell und leicht gewonnen
Wer zu verdammen vorher schon gesonnen,
Ist unbelehrbar, denn er will den Trug.
Drum dünkt mich manchmal, daß cs besser wäre,
Wir lachten jener Schänder unsrer Ehre
Bon Wilsons und Lloyd Georges gemeinem Schlag
Und mancher Buben in neutralen Gauen
Auch diese Knoten muß das Schwert zerhauen,
Dann dringt die Wahrheit strahlend an den Tag!
Mehr Stolz! Wir sollten doch nicht allzu reichlich
Versichern, wie wir gut und unvergleichlich
Und was wir alles leisten an Kultur —
Sie wissen'« ja! Daß sie uns drum beneiden,
War mit ein Grund von dieses Krieges Leiden
Und allem Schimpf, der drin uns widerfuhr!
Otur nicht zu viel mit Opern-Gastspielreisen
Und deutschem Schauspiel und Konzert beweisen
Und deutscher Bärfußtänzerinnen Reiz!
Kein deutscher Werkbund stimmt die Hasser milder
Und keine Kunstausstellung deutscher Bilder
<Mit zwanzig Liebermanns) im Land der Schweiz!
Mehr Stolz — und weniger an Propaganda!
Sich selbst genug, so steh' der deutsche Mann da
Und bettle nicht um Lebens Licht und Luft!
Wer noch nicht weiß, was wir der Menschheit gaben
An höchsten Gütern, mag uns — gerne haben,
Wer's weiß und dennoch schimpft— der ist ein Schuft!
o.
*
Ser Jilm-Botschafter
Herr Gerard, der ehemalige amerikanische
Offizialspion in Berlin, soll in Amerika zu einem
Film gewonnen sein, der seine Botschaftertätigkeit
in zahlreichen „imitiert echten" Bildern abspielt.
Besonders pikant soll eine Szene anmuten, in
welcher der Herr Botschafter einige seiner Gesell-
schaftsgäste beim Gespräch belauscht. Eine
andere zeigt, wie er den: Staatssekretär des Aus-
wärtigen mit der Aufknüpfung von hunderttausend
Deutschen droht. — Das ist aber nicht alles. Wir
hatten Gelegenheit, den ganzen Film zu sehn und
können verraten, daß er sogar noch weit interes
saniere Bilder enthält. Ein Akt z. B. behandelt
Herrn Gerards Botschafterdienst beim Reichs-
kanzler. Der Kanzler sitzt in seinem Arbeits-
zimmer, der Botschafter unter seinem Schreibtisch.
Der Kanzler hält ihn für seinen Papierkorb und
schiebt die geheimsten Entwürfe acht- und ahnungs-
los in das, natürlich sehr große und weit geöffnete
Maul Herrn Gerards. Zu Hause spuckt dieser
die Dokumente wieder aus und entziffert sie mit
Leichtigkeit.
Eine andere Szene: Großes Hauptquar-
tier. Herr Gerard, als Hin den bürg ver-
kleidet, läßt sich von Ludendorff den ganzen
Feldzugsplan auf einer Generalstabskarte erklären
und telegraphiert ihn sofort, mit Lichtbildern ver
sehen, nach Rcw-Pork.
Und so geht es weiter. Mit der Drohung
beim Staatssekretär, daß hunderttausend Deutsche
aufgeknüpft werden sollen, endet der Film. Man
sieht nur noch undeutlich eine Treppe, einen Stiefel-
absatz oben und zwei Stiefelsohlen weiter unten,
auf den Sohlen irgendeine New-Parker Schuh-
fabriksmarke. Unter dem Bild steht: Der Bot-
schafter reist in die Heimat. A, ,>
Der «Cigev Ciemcnceau: „Entsetzlicher Traum: ich sah nrich als Verrvorleger bei Hindenburg
„Propaganda"
Daß sie uns Hunnen schimpfen und Barbaren,
Uns, die die Menschlichsten von Allen waren,
Das hat uns freilich bitter weh getan!
Wir wehrten uns mit Wort und Stift und Feder,
Artikel und Broschüren schrieb ein Jeder
Im Kampfe mit Verleumdung, Trug und Wahn
Was half's? Sie schimpften weiter, gelb und giftig
Kein Grund so schlagend und so klar und triftig,
Daß er des Hasses Phrasen niederschlug .. .
Wer Wahrheitsucht, ist schnell und leicht gewonnen
Wer zu verdammen vorher schon gesonnen,
Ist unbelehrbar, denn er will den Trug.
Drum dünkt mich manchmal, daß cs besser wäre,
Wir lachten jener Schänder unsrer Ehre
Bon Wilsons und Lloyd Georges gemeinem Schlag
Und mancher Buben in neutralen Gauen
Auch diese Knoten muß das Schwert zerhauen,
Dann dringt die Wahrheit strahlend an den Tag!
Mehr Stolz! Wir sollten doch nicht allzu reichlich
Versichern, wie wir gut und unvergleichlich
Und was wir alles leisten an Kultur —
Sie wissen'« ja! Daß sie uns drum beneiden,
War mit ein Grund von dieses Krieges Leiden
Und allem Schimpf, der drin uns widerfuhr!
Otur nicht zu viel mit Opern-Gastspielreisen
Und deutschem Schauspiel und Konzert beweisen
Und deutscher Bärfußtänzerinnen Reiz!
Kein deutscher Werkbund stimmt die Hasser milder
Und keine Kunstausstellung deutscher Bilder
<Mit zwanzig Liebermanns) im Land der Schweiz!
Mehr Stolz — und weniger an Propaganda!
Sich selbst genug, so steh' der deutsche Mann da
Und bettle nicht um Lebens Licht und Luft!
Wer noch nicht weiß, was wir der Menschheit gaben
An höchsten Gütern, mag uns — gerne haben,
Wer's weiß und dennoch schimpft— der ist ein Schuft!
o.
*
Ser Jilm-Botschafter
Herr Gerard, der ehemalige amerikanische
Offizialspion in Berlin, soll in Amerika zu einem
Film gewonnen sein, der seine Botschaftertätigkeit
in zahlreichen „imitiert echten" Bildern abspielt.
Besonders pikant soll eine Szene anmuten, in
welcher der Herr Botschafter einige seiner Gesell-
schaftsgäste beim Gespräch belauscht. Eine
andere zeigt, wie er den: Staatssekretär des Aus-
wärtigen mit der Aufknüpfung von hunderttausend
Deutschen droht. — Das ist aber nicht alles. Wir
hatten Gelegenheit, den ganzen Film zu sehn und
können verraten, daß er sogar noch weit interes
saniere Bilder enthält. Ein Akt z. B. behandelt
Herrn Gerards Botschafterdienst beim Reichs-
kanzler. Der Kanzler sitzt in seinem Arbeits-
zimmer, der Botschafter unter seinem Schreibtisch.
Der Kanzler hält ihn für seinen Papierkorb und
schiebt die geheimsten Entwürfe acht- und ahnungs-
los in das, natürlich sehr große und weit geöffnete
Maul Herrn Gerards. Zu Hause spuckt dieser
die Dokumente wieder aus und entziffert sie mit
Leichtigkeit.
Eine andere Szene: Großes Hauptquar-
tier. Herr Gerard, als Hin den bürg ver-
kleidet, läßt sich von Ludendorff den ganzen
Feldzugsplan auf einer Generalstabskarte erklären
und telegraphiert ihn sofort, mit Lichtbildern ver
sehen, nach Rcw-Pork.
Und so geht es weiter. Mit der Drohung
beim Staatssekretär, daß hunderttausend Deutsche
aufgeknüpft werden sollen, endet der Film. Man
sieht nur noch undeutlich eine Treppe, einen Stiefel-
absatz oben und zwei Stiefelsohlen weiter unten,
auf den Sohlen irgendeine New-Parker Schuh-
fabriksmarke. Unter dem Bild steht: Der Bot-
schafter reist in die Heimat. A, ,>