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„Ih rvoatz net

Arpad Schmidharamer (München)

ih kann mit von freite Dinger lei’ Verkehr-Verbesserung versxrech'n"

Münchner Tankparade

Der Tank schnaubt an, rasselnd, quetschend,
mahlend, qualmend, weithin riechbar. Die Menge
steht in Staunen und auf Holzsohlen. Die Ge-
spräche bringen Feldphantasieen unerhörter Art —■
aber dann gehen sie in’s Bodenständige über und
stellen den Tank in den modernen Münchner Ber-
kehr ein.

Der Huber Alisi (warnend): Für n Schneckn-
hüuserl darfst fei dees net anschaugn!

Der 3miefe 1 Ijuber «aröhst die Waffe an): Wü-
stahö! Hüah, du gußeiserner Engländer!

Der Mayrhofer: Dees sag ih, daß die eng-
lischn Fiaker auch koan Hadern mehr ham, —
fünft taatn s' eahnere Roß net beim Schlosser
macha lass'n.

DerZwieselhuber: An Krupp sei Kinderwagerl!

Der Bohnenberger: Schö’ lang is ’s, dees
Wagerl Solchnne müaßt ma für d’ Schwart-
lingsbrüder anschaffn, daß s’ eahnern langa
Wintersport neilegn könna

DieZeislerin nachsinn crig): Mir taat er taugn,
der Tank Wann ih auf Plattling hinteri fahr
in d’ Onr und in’s Schmalz — —

Der Zeisler (mit einem fröhlichen Zungcnschnalzer
zuvor«: Und in 's Gselchte, Alte! Und an
Schmalzler darfst mir net vergessn, an Lotz-
becker Bresül!

Die Zeisler in (ernstlich brütend): Und kunnt
koa Schadarm zu mir sagn: „Sie Frau!^ In-
dem daß sie ein auffallendes Gepäck Ham, Sie! "

Der Zeisler «mit ichmalzwrichem Spott): „Sie
mit Ihnen Ihrem auffallenden Gepäck, Sie!!"

Die Zeislerin: Sollt mir der Herr Schadarm
mei Körberl vifatiern, wenn ich in mein’ Tank
drinsitz!!

Der Zeisler (inbrünstig): Vielleicht lauft ims
oaner zua, a Tank! Als wia der fette Bern-
hardiner — gel, Alte!

Die Zeislerin: Wann er mit feine Schadarm-
griffl an mei eiferns Türl anklopft — da
gibt’s kein Herein net und Überhaupts nix.

Der Zeisler (jubend): Aufsischiaßn! Säjiaßt
aussi mit deiner Kanon! Schiaß, Alte schiaß!

Ein alter Herr sehr gütig): Sie hoppsen mit
Ihren Holzabsätzen, verehrter Herr!

Der Zeisler (dreht sich jäh um, aus allen Himmeln
.gerissen): Wer hoppst?! Was hoppft?! «drohend)
Was Holzabfütz?

Der alte Herr (noch gütiger«: Holzabsätze sind
schmerzhaft, verehrter Herr.

Der Zeisler: Deswegn brauchn S’ mich net so
gsel)wolln anredn! «Er steigt unwillig von oen
Stiefeln des alten Herrn herunter.) -San’ S’
Überhaupts froh, wann Ihnen koa Tank-

Der alte Herr (nickt und ist froh).

Der Lunglmayer (schmunzelnd): So a Tank

-- (Er platzt ein Lachen heraus, das ihn den

Witz nicht beenden läßt).

Der Hintereder: Mannst net, Lunglmayer,
daß dees a schöner Karrn waar für d’ Malz-
schieberinmmg!

DerLungI m a y e r (lacht weiter; aber dem Hinter-
eder we.ut er heftig ab, — über Hinter derschc
Witze mag er nicht lachen): Mit so an Tank —
(Aber da geht ihm wieder das Zwerchfell mit
den Gedankm durch).

Der Huber Alisi: Ma kunnt schon viel Ber-
ordnunga einstampfen mit so an Tank!

Der Bohnenberger: Und kunnt am G’setz
schö ausweicha.

DerMayrhofer: DieParigraphnüber’n Haufa
steßn und z’sammafahrn.

Der Zeisler (sehr beifällig): Uberhaupts!

DieZeislerin: Oder wann ma so bedenkt,
wann ma beim Dallarmi anstehn muaß auf a
Packl Tabak. Mit an Tank gehat’s vül schneller.

Der Zeisler (finster): Einifahrn in d’ Auslag
und erst abbreulsn im Betschinikammerl.

Der Lunglmayer Ost wieder zu Atem ge-
kommen : Wann ma mit so an Tank an
Wilson — huhuhihihuuu!

Der Hintereder: Moanst, ma kunnt eahm
über sei amerikanische Goschn fahrn!

Der Lunglmayer (hört augenblicklich zu lachen
auf. Einem mit einem einzigen Dicbsgriff die
Pointe von der Zunge zu stch'en!)

Eine Dame: Nein, dieses Gedränge! Schatz,
nimm Dl> mein Handtäschchen an Dich.

Der Schatz «brummig): So gib schon her.

Die Dame (entsetzt): Ich Hab Dir’s doch in
diesem Augenblick in die Hand gegeben!

Der Schatz: Du hast mir-!?

Die Dame (kcoi.cht ahnungsvoll auf und starrt
um (ich).

Ein Unbekannter (der das Kreischen nicht ver-
t acjeit kann, entfernt sich rücksichtslos.)

E i n e d i ck e F r a u: Is eahna was gstohln worn?

Eine noch dickere Frau: A Taschndiab!
Polizei! A Taschndiab!

Biele (schreien das Gloche. Stilvolle Schieberei und
Masscnquetschung. Niemand achtet mehr des Tanks.)

Der alte Herr (sehr schwach«: Holzabsätze! —

Holz-

Der Tank (stinkt beleidigt ab).

Eine Trambahnschaffnerin (nur sieht ihm
sehnsüchtig nach«. Wann sie nur bei der Tram-
bahn auch die Tanks einführn täten! Brauchat
ma gar koan Menschn mehr einsteign lassn.
's Eisntürl zua — besetzt! «.<*».
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Arpad Schmidhammer: Tank in München
G. Qu.: Münchner Tankparade
 
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