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Dank der Liebe

Daß ich Dich liebe, muß ich Dir danken.

Wie die Blume der Sonne mit Blühen dankt, die sie blühen hieß,

Und der Funken dem Stein mit Sprühen dankt, der ihn sprühen ließ,
Und die Rose der Säule dankt, die sie emporranken laßt, mit Rauken,
Muß ich Dir danken, muß ich Dir, weil ich Dich liebe, mit Liebe danken.

Meine kleinen Tage wachsen in Deinem Strahl
Hoch wie die heiligen Baume im Wildnistal.

Aber in ihren Kronen, in ihren wollichten Kronen,

In denen eingehuschelt die Traume der Stille wohnen.

Hörst Du es nicht ? Da singen die Vögel, da singen meine seligen Vogelgedanken
Dich als ewiges Lied, der Sonne, die sie lieben dürfen, mit ihrer Liebe zu danken.

Karl Martin Schiller

Eros sah ich auf verschneitem Baume sitzen.

Alle Pfeile, all die blutigen Spitzen
Trugen wunde Flocken Schnee.

Und ich kannte gleich den Pfeil, an dein von meinem Herzen

Blut war: Von den warmen Schmerzen

Blieb die Flocke nicht; zerranchte an dem roten Weh.

Denn es war der dufsige Wintergott, der die bejahrten

Herzen »och einmal entzündet nach der zarten

Knospe eines Kindes, das nichts ahne» darf von unsrer Feuernäh'.

Unter blütenweißen Baumen

Ging ich eingesponnen mit geheimen, streng verwahrten Traumen
Durch das späte Märchen der Allee. Leo Steruberg

Kirchgang

Rud. Sieck (München)

Der Ehrenabend

Bon Frist von Ostini

Der Iustizrat, zu dem Konsul Loeweke in seinem ersten Entsetzen gerannt
war, hatte gesagt:

„Ja, mein Berehrtesler, da hoißt's vor allein tief in den Sack greifen —
Sie haben's ja —"

Drauf der Konsul:

„Sie glauben wohl, mit toten Ziffern kann man alles auf der Welt in
Ordnung bringen."

Und der andere:

„Lieber Freund: tote Ziffern werden sehr lebendig, wenn man genug
Nullen hinten dran hängt!"

Genug Nullen! Nein! Da fand der Konsul keinen Trost in seiner Ge-
wissensangst! _

So fuhr er denn um ein Haus weiter zu seinem Freund, dem Konsislorial-
rat Langcnbaäi, der eine maßgebende Größe war in ethischen Angelegenheiten.

Bei der Staatsanwaltschaft war der Konsul übrigens — zu seiner Ehre
fci’s gesagt! — sofort im Auto erschienen, als er die Geschichte mit seinem
gewesenen Kassier Frist Stolting erfahren hatte. Immer korrekt!

Iestt aber fuhr er zum Konsistorialrat, wegen dieser Geschichte mit Frist
Stolting.

Der saß nämlich seit einem Vierteljahr wegen Unterschlagung im Zucht-
haus! Eine große Summe, zu einer Zahlung bereit gelegt, war aus dem
Kassenschrank der Firma verschwunden gewesen. Niemand als Stolting konnte,
wie die Untersuchung ergab, sic genommen haben. Trotz allen Leugnens wurde
er verurteilt. Man hatte ihn unverhältnismäßig viel Geld ausgebcn sehen —
daß er dieses in einer verbotenen auswärtigen Lotterie gewonnen haben wollte,
war eine lächerliche Ausrede. Sonnenklar!

Ein Jahr Zuchthaus! Drei Monate davon hatte der junge Stolting
schon abgesessen.

Und jetzt war Konsul Loeweke auf die niederschmetternde Entdeckung ge-
kommen, daß niemand anderer als sein Kompagnon Breitmann der Dieb ge-
wesen. Es hatten erst ein paarmal damals größere Summen aus dem Kassen-
schranke gefehlt — und niemand außer LdvUw und Breitmann konnten den
Sdirank öffnen. Zuletzt aber war aus dem Tresor der prachtvolle Brillant-
sdimuäi der Frau Konsul entwendet worden. Durch eine Unvorsiäitigkeit

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Register
Rudolf Sieck: Kirchgang
Th. Sternberg: Eros im Schnee
Karl Martin Schiller: Dank der Liebe
Fritz Frh. v. Ostini: Der Ehrenabend
 
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