Ferd. Alb. Burger (Berlin)
irnir das Stöljnen der zu Tod Getroffenen, ihr
Ächzen und Hilferufen.
Schreiend lief ich heim. Zu Großmutter. „Die
Männer sollen aufhören!" schrie ich wie von
Sinnen. „Großmutter, Großmutter, sie bringen
den Wald um! Und wie er weint und schreit!
Das tut ihm doch weh, wenn sie so hineinschlagen
mit dem scharfen Beil in die Stämme, Groß-
mutter! Und denk nur, der Naz hat gesagt —
id) Hab ihn getroffen," schluchzte ich, „und Hab
ihm erzählt, sie bringen den Wald um — denk
nur, Großmutter, das macht nid>ts, hat er gesagt,
sie Kriegen so viel Geld für den schönen Wald . . .
Und, Großmutter," fiel's mir plötzlich aufs Herz,
„was geschieht denn jetzt mit dem lieben Gott
im Wald?"
„Der ist beim ersten Schlag auf und davon,
Kind. Beim ersten Schlag. Ist in seinen Himmel
hinauf, hat eine Wolke vor sein Gesicht gezogen
und bald wird er weinen über die bösen Menschen,
die seinen schönen Wald morden . . ."
„Der arme liebe Gott!" erbarmte id) mich.
„Es war bod) sein Wald, Großmutter, wie darf
ihn denn einer totmachen?"
„Der liebe Gott war eben zu gut, weißt. Alles
hat er den Menschen geschenkt und hat geglaubt,
sie werden ihn aus Dankbarkeit wohnen lassen,
wo er will, wenn er einmal zu Besud> kommt.
Aber die Menschen sind erstens undankbar und
zweitens dumm. Wissen mit seinen Gesä>enken
nichts Besseres anzufangen, als sie zu Geld zu
machen. Alle Schönheit machen sie gu Geld. Alle
und jede. Aber dann ist sie gar keine Schönheit
mehr. Denn sie hat ihren Gott verloren, ihn,
der in ihr wohnte . . ."
3d) Hab trtir's gemerkt, Großmutter, siehst Du?
Aber id) Hab cs lange vergessen gehabt und es
nid)t besser getrieben als der Naz. 3d) Hab manchen
schönen Wald, den mir Gott geschenkt, abgeholzt
und Geld daraus gemacht. Und id) habe Gott
oft verloren. Aber der Wald aus meiner Kinder-
zeit, jener, der mich die ersten heißen Tränen ge-
kostet hat, sieh, er beginnt wieder zu blühen. Denn
Gott ist gütig und verzeiht. Und ich habe Hoff-
nung, daß manche selbstzerstörte Schönheit ihn
wieder gewinnen wird . . .
*
Som Bierabend
Geht ein langer schmaler Pfad
Durch das wogende Getreide.
Ahnst Du schon die rasche Mahd
Und der Sichel helle Schneide?
Sieh! Was uni Dich weht und wallt,
Füllt. Ein letztes goldnes Blinken.
Aller Glanz will niedersinken
Und die Sonne küßt den Wald.
Günther B r i e n i tz e r
wahres Gefchichtchen
Sin bekannter Artillerie General besichtigte in
seiner Eigenschaft als Kommandeur einer rheinischen
Division die Rekruten eines Infanterie-Regiments.
Tagelang waren fdjou die Rekruten auf richtige
Anrede usw. gedrillt worden.
Exzellenz erscheint, gebt die Front ab und stellt
seine erste Frage an einen Musketier: „Mas kom-
mandiere ich?"
Morauf Exzellenz die prompte Antwort „Still»
gestanden!" erhielt.
*
Liehe Jugend!
Rei einer Musterung in Augsburg wird ein
älterer Landsturmmaun voui Stabsarzt gefragt, was
er anzugeben habe. Als Antwort folgt ein längerer
Vortrag seiner Leidensgeschichte und unter anderem
and), daß er bei Regenwetter immer Rheumatismus
bekomme. Darauf der Stabsarzt, der bis dorthin
andächtig zugehört hatte: „K. V. — Infanterie —
mit Regenschirm!"
„wann kommt denn der Pfannkuchen?"
„Sofort, inein Herr, wir haben eben noch 'mal nach der Ukraine telefoniert!"
Prompte Bedienung
460
irnir das Stöljnen der zu Tod Getroffenen, ihr
Ächzen und Hilferufen.
Schreiend lief ich heim. Zu Großmutter. „Die
Männer sollen aufhören!" schrie ich wie von
Sinnen. „Großmutter, Großmutter, sie bringen
den Wald um! Und wie er weint und schreit!
Das tut ihm doch weh, wenn sie so hineinschlagen
mit dem scharfen Beil in die Stämme, Groß-
mutter! Und denk nur, der Naz hat gesagt —
id) Hab ihn getroffen," schluchzte ich, „und Hab
ihm erzählt, sie bringen den Wald um — denk
nur, Großmutter, das macht nid>ts, hat er gesagt,
sie Kriegen so viel Geld für den schönen Wald . . .
Und, Großmutter," fiel's mir plötzlich aufs Herz,
„was geschieht denn jetzt mit dem lieben Gott
im Wald?"
„Der ist beim ersten Schlag auf und davon,
Kind. Beim ersten Schlag. Ist in seinen Himmel
hinauf, hat eine Wolke vor sein Gesicht gezogen
und bald wird er weinen über die bösen Menschen,
die seinen schönen Wald morden . . ."
„Der arme liebe Gott!" erbarmte id) mich.
„Es war bod) sein Wald, Großmutter, wie darf
ihn denn einer totmachen?"
„Der liebe Gott war eben zu gut, weißt. Alles
hat er den Menschen geschenkt und hat geglaubt,
sie werden ihn aus Dankbarkeit wohnen lassen,
wo er will, wenn er einmal zu Besud> kommt.
Aber die Menschen sind erstens undankbar und
zweitens dumm. Wissen mit seinen Gesä>enken
nichts Besseres anzufangen, als sie zu Geld zu
machen. Alle Schönheit machen sie gu Geld. Alle
und jede. Aber dann ist sie gar keine Schönheit
mehr. Denn sie hat ihren Gott verloren, ihn,
der in ihr wohnte . . ."
3d) Hab trtir's gemerkt, Großmutter, siehst Du?
Aber id) Hab cs lange vergessen gehabt und es
nid)t besser getrieben als der Naz. 3d) Hab manchen
schönen Wald, den mir Gott geschenkt, abgeholzt
und Geld daraus gemacht. Und id) habe Gott
oft verloren. Aber der Wald aus meiner Kinder-
zeit, jener, der mich die ersten heißen Tränen ge-
kostet hat, sieh, er beginnt wieder zu blühen. Denn
Gott ist gütig und verzeiht. Und ich habe Hoff-
nung, daß manche selbstzerstörte Schönheit ihn
wieder gewinnen wird . . .
*
Som Bierabend
Geht ein langer schmaler Pfad
Durch das wogende Getreide.
Ahnst Du schon die rasche Mahd
Und der Sichel helle Schneide?
Sieh! Was uni Dich weht und wallt,
Füllt. Ein letztes goldnes Blinken.
Aller Glanz will niedersinken
Und die Sonne küßt den Wald.
Günther B r i e n i tz e r
wahres Gefchichtchen
Sin bekannter Artillerie General besichtigte in
seiner Eigenschaft als Kommandeur einer rheinischen
Division die Rekruten eines Infanterie-Regiments.
Tagelang waren fdjou die Rekruten auf richtige
Anrede usw. gedrillt worden.
Exzellenz erscheint, gebt die Front ab und stellt
seine erste Frage an einen Musketier: „Mas kom-
mandiere ich?"
Morauf Exzellenz die prompte Antwort „Still»
gestanden!" erhielt.
*
Liehe Jugend!
Rei einer Musterung in Augsburg wird ein
älterer Landsturmmaun voui Stabsarzt gefragt, was
er anzugeben habe. Als Antwort folgt ein längerer
Vortrag seiner Leidensgeschichte und unter anderem
and), daß er bei Regenwetter immer Rheumatismus
bekomme. Darauf der Stabsarzt, der bis dorthin
andächtig zugehört hatte: „K. V. — Infanterie —
mit Regenschirm!"
„wann kommt denn der Pfannkuchen?"
„Sofort, inein Herr, wir haben eben noch 'mal nach der Ukraine telefoniert!"
Prompte Bedienung
460