Ski-Patrouille in den Julischen Alpen
Emanud Föhn (München)
Wißt ihr auch, daß ihr in ein Land fahrt, wo
kein Krieg ist?"
Schokolade . . .
Die Kinder seufzten. Da reckte sich der Fremde.
Er lächelte wieder sein tief geheimes Lächeln, und
mit den schmalen, weißen Hw'dcn öffnete er sein
Bündel. Es war mit vielen, kleinen, bunt ver-
schnürten Paketen gefüllt. Plötzlich standen die
Kinder auf und drängten sich heran — nicht nur
aus diesem Abteil, sondern aus dem ganzen Wa-
gen. Sie reckten die Hälse, sie falteten die Händ-
chen unter dem Kinn. Warum? Sie wußten ja
noch garnicht, was in den kleinen, bunten Pa-
keten ....
Doch, sie wußten es. Und gleich darauf hielt
jedes von ihnen eines in den Händen. Aber sie
warteten andächtig, bis der Fremde sprach: „Macht
auf und eßt!"
Nach zwei Minuten knisterte und knabberte
es im ganzen Wagen.
Hundert glückliche Kinderaugen leuchteten und
fragten stumm: „Was sagst du? Was sagst du?
Schmeckst du?"
Biel hatte ein jedes, sehr viel. Der Rausch
dauerte lange. Aber der Spender wurde vergessen.
Plötzlich sahen bedächtige Gemüter sich nach ihm
um. Er war fort. Er war wirklich verschwun-
den. Wie wunderbar . . . Aber die Schokolade
hatte man genossen. Und darüber hatte man nicht
gehört, daß der Zug einmal gehalten. Und nun
fuhr man schon am Ufer des weiten, glühenden
8ees. <Keurg Hirfctzket-
Russische Geschichten
Von Roda Roda
Der Neuling
Eines Spätsommertages 1914 kam der junge
Enengel, Studierender der Biologie, als Kadetl-
aspirant zu den steirischen Dragonern. Es muß
bemerkt werden, daß sich Enengel bisher vor-
wiegend mit den niedersten Formen der Süß-
wasserfauna befaßt hatte.
Man schickte ihn mit drei alten Dragonern
auf Patrouille — vorerst nur mit dreien, schwer
vorbestraften Wildschützen, die den strengen Be-
fehl hatten, den Herrn Kadettaspiranten unter
allen Umständen wieder heimzubringen.
Die Gruppe Enengel stieß auf Kosaken.
„Absitzen!" rief der Kadett erregt, aber ge-
faßt. „Schießen! Feindliche Kavallerie vor der
Front - 8001"
Die Dragoner nahmen nicht einmal die Pfeifen
aus dem Maul, am wenigsten rührten sie sich aus
den Sätteln.
Sondern einer langte ganz faul mit der Hand
auf seinen Rücken, öffnete die Sperrklappe des
Karabiners, und so wie er den Karabiner auf-
geschnallt auf seinem Rücken trug, gab er einen
Schuß ab in die Luft.
„Segen S'," sagte er „fegen S' — d' Kosaken
rennen scho'. Segen S', so macht mas. Segen
de» i* die iogcnannie Kriegserstchrung,"
Der Scharfrichter
In Grodek bei Lemberg hatte eine Schwadron
vier Spione gefangen.
Sie sollten gehenkt werden. Der Auditor
fragte die Dragoner: ob denn einer von ihnen
sich der Arbeit unterziehen wolle?
Lange standen die Reihen still. Dann trat
einer vor aus dem zweiten Glied und sagte:
„Ich will'« schon gern versuchen. Aber eine
Garantie übernehmen kann ich natürlich nicht."
*
Die Freude
Der Generalmajor und der Oberst saßen im
Unterstand bei Rzendkowice. Es war ein Uhr
mittag, die Diener brachten das Essen.
Um zwei Uhr pflegten die russischen schweren
Granaten zu kommen. Wozu auch die Diener
gefährden? „Geht ruhig heim!" sagte der General
und der Oberst.
Als die Diener etwa fünfhundert Schritt weit
waren: ein schreckliches Heulen, ein erschütternder
Krach — die erste Granate.-.— —
Am Abend kehrte der General zurück in sein
Quartier.
„Hab i a Freud," rief der Diener, „naa, Hab
i a Freud, Herr General, daß S' gsund saan!
Ich war schon so besorgt um Ihnen. . . . Nämlich
wie die Schwere kumma is, ham der Oberstische
und i um zwei Sechserln gwett'. I Hab gsagt,
Sö leben; der Oberstische hat gsagt, Sö saan hin.
Und jetzt Hab i gewonnen."
13!«
Emanud Föhn (München)
Wißt ihr auch, daß ihr in ein Land fahrt, wo
kein Krieg ist?"
Schokolade . . .
Die Kinder seufzten. Da reckte sich der Fremde.
Er lächelte wieder sein tief geheimes Lächeln, und
mit den schmalen, weißen Hw'dcn öffnete er sein
Bündel. Es war mit vielen, kleinen, bunt ver-
schnürten Paketen gefüllt. Plötzlich standen die
Kinder auf und drängten sich heran — nicht nur
aus diesem Abteil, sondern aus dem ganzen Wa-
gen. Sie reckten die Hälse, sie falteten die Händ-
chen unter dem Kinn. Warum? Sie wußten ja
noch garnicht, was in den kleinen, bunten Pa-
keten ....
Doch, sie wußten es. Und gleich darauf hielt
jedes von ihnen eines in den Händen. Aber sie
warteten andächtig, bis der Fremde sprach: „Macht
auf und eßt!"
Nach zwei Minuten knisterte und knabberte
es im ganzen Wagen.
Hundert glückliche Kinderaugen leuchteten und
fragten stumm: „Was sagst du? Was sagst du?
Schmeckst du?"
Biel hatte ein jedes, sehr viel. Der Rausch
dauerte lange. Aber der Spender wurde vergessen.
Plötzlich sahen bedächtige Gemüter sich nach ihm
um. Er war fort. Er war wirklich verschwun-
den. Wie wunderbar . . . Aber die Schokolade
hatte man genossen. Und darüber hatte man nicht
gehört, daß der Zug einmal gehalten. Und nun
fuhr man schon am Ufer des weiten, glühenden
8ees. <Keurg Hirfctzket-
Russische Geschichten
Von Roda Roda
Der Neuling
Eines Spätsommertages 1914 kam der junge
Enengel, Studierender der Biologie, als Kadetl-
aspirant zu den steirischen Dragonern. Es muß
bemerkt werden, daß sich Enengel bisher vor-
wiegend mit den niedersten Formen der Süß-
wasserfauna befaßt hatte.
Man schickte ihn mit drei alten Dragonern
auf Patrouille — vorerst nur mit dreien, schwer
vorbestraften Wildschützen, die den strengen Be-
fehl hatten, den Herrn Kadettaspiranten unter
allen Umständen wieder heimzubringen.
Die Gruppe Enengel stieß auf Kosaken.
„Absitzen!" rief der Kadett erregt, aber ge-
faßt. „Schießen! Feindliche Kavallerie vor der
Front - 8001"
Die Dragoner nahmen nicht einmal die Pfeifen
aus dem Maul, am wenigsten rührten sie sich aus
den Sätteln.
Sondern einer langte ganz faul mit der Hand
auf seinen Rücken, öffnete die Sperrklappe des
Karabiners, und so wie er den Karabiner auf-
geschnallt auf seinem Rücken trug, gab er einen
Schuß ab in die Luft.
„Segen S'," sagte er „fegen S' — d' Kosaken
rennen scho'. Segen S', so macht mas. Segen
de» i* die iogcnannie Kriegserstchrung,"
Der Scharfrichter
In Grodek bei Lemberg hatte eine Schwadron
vier Spione gefangen.
Sie sollten gehenkt werden. Der Auditor
fragte die Dragoner: ob denn einer von ihnen
sich der Arbeit unterziehen wolle?
Lange standen die Reihen still. Dann trat
einer vor aus dem zweiten Glied und sagte:
„Ich will'« schon gern versuchen. Aber eine
Garantie übernehmen kann ich natürlich nicht."
*
Die Freude
Der Generalmajor und der Oberst saßen im
Unterstand bei Rzendkowice. Es war ein Uhr
mittag, die Diener brachten das Essen.
Um zwei Uhr pflegten die russischen schweren
Granaten zu kommen. Wozu auch die Diener
gefährden? „Geht ruhig heim!" sagte der General
und der Oberst.
Als die Diener etwa fünfhundert Schritt weit
waren: ein schreckliches Heulen, ein erschütternder
Krach — die erste Granate.-.— —
Am Abend kehrte der General zurück in sein
Quartier.
„Hab i a Freud," rief der Diener, „naa, Hab
i a Freud, Herr General, daß S' gsund saan!
Ich war schon so besorgt um Ihnen. . . . Nämlich
wie die Schwere kumma is, ham der Oberstische
und i um zwei Sechserln gwett'. I Hab gsagt,
Sö leben; der Oberstische hat gsagt, Sö saan hin.
Und jetzt Hab i gewonnen."
13!«