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Nr. 51

JUGEND

1919

Arbeit

Am Roadler muß das
Forstamt Bäume pflanzen.

Acht Stunden Arbeitszeit
ist Vorschrift, wird dem
Förster eingeschärft. Weg
und Lrotzeit eingerechnet.

„Schön," sagt der För-
ster, „also los!"

Das war um 8 llhr mor-
gens. Bis zum Gschwand-
ner sind es eine Stund und
eine halbe. Weiterhin zum
RoadlereineStunde.Punkt
Halbelf Uhr sieht man an
der Pflanzung.

„Ais o los—jasv,ihr habts
noch nicht marennt")..."

Bis um elf Lkhr ist man
mit Marennen fertig.

„Also los — um elf ist
Mittagszeit im Werden-
felsischen..."

Bis um zwölfilhr ist man
mit dem Mittagessen fertig.

„Also los — jaso, die
Lrotzeit nachmittags muß
vor dem Abstieg einge-
schlossen werden..."

Bis halbein Uhr ist die
Lrotzeit eingeschlossen.

„Also los..."

Bis man recht in Schwung kommt, ist's Halbzwei
geworden.

„So, jetzt packts keiff") an - jaso, bis um vier
Uhr müßt ihr drunten sein zum vorgeschriebenen

*) Dormistagsbrotzeil.

**) feit-

Wege zum Expressionismus

„Mensch, das ist ja fabelhaft." - „Will ich meinen, Hab 's auch mit verbundenen Augen gemalt."

Feierabend — also, höchste Zeit zum Abstieg - also
los..."

Netter Scherz, nicht wahr?

Ach Kinder nein, 's ist Wirklichkeit. Den Förster
kenn' ich. Die ausbezahlten Tagelöhne sah ich in
die braunen Hände wandern, die - auch das ist nicht

Richard Rost (München) erfunden — diese Scheine

fast verlegen drehten. -
„Herr Förschter, ebbes
stimmb' 'it bei der Arwet."

„Bitte sehr, genau nach
Vorschrift."

„Fetzt paßts auf, Herr
Förschter: Und wenn's an
d'Roadler am noch ahalbe
Stund weiter waar?"

„Dann - dann ging' er
gerade auf, der vorge-
schriebeneTaglohn imSpa-
zierengehen."

„slnd-undwenn'sagan-
zeGtund uo' weiter waar?"

- „Dann - dann könn-
tet ihr vergnügt in euren
Betten liegen bleiben und
ich schmiß' euch gegenAbend
außerm Taglohn den er-
höhten Sah für eine Über-
stunde auf die Bettdeck' - "

Das grüne Hütl dreht
sich schneller in den braunen
Händen: „Ebbes stimmb'
'it bei der Arwet."

„Bitte, Ander!, alles
hübsch nach Vorschrift."

„Nacha - nacha, Herr
Förschter, bin i damisch oder

- bitt um Entschuldigung

— die Vorschrift is's — ebbas stimmb' 'it bei der Arwet

— stimmb' 'it bei der Arwet — 'it bei der Arwet - bei
der Arwet — der Arwet — Arwet — "

Beim letzten Worte bleibt der Ander! hängen. „Ar-
wet... Arwet... Arwet...", murmelnd geht er durch
das Dorf und durch die neue Zeit... xritz Mülleo

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Bet t t w a t g t n Bestellungen bittet man auf die JVl unebner „JUGEND“ Bezug zu nehme

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Richard Rost: Wege zum Expressionismus
 
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