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Circus Moritz Heymann

darauf und wandte sich dem Haken zu, an dem der Biberpelz hing. „Nur
um Dir das zu sagen, kam ich,- jetzt gehe ich."

Als sie die Hand nach dem schönen Kleidungsstück ausstreckte, verharrte
der Schauspieler und bot das Bild eines Menschen, der in heftiger Be-
wegung mit sich kämpft. Dann war er mit einem Satz bei ihr, entriß ihr
den pelz und zischte sie an, wobei sein Blick schräg zu Boden fiel: „Der
bleibt hier! — Meinst Du, ich Hab' ihn Dir geschenkt sür dies?!" Er stand
geduckt, in der reichen Pracht und Maske des Fürsten, der Spiegel zeigte
nur seinen Rücken.

Sie sagte, und bedauernder Schmerz war in ihr: „Du hast ihn mir ge-
schenkt." Sie hob die Schultern, die leichte Seide fioß in sanften Falten
an ihrer Schlankheit zur Erde, die kaum verhüllten Arme waren leicht
gebeugt. Sie schien fast arm.

„Nun gehe!?" schrie er kn vielfachem Triumph, dankbar vor sich die Lüge
versuchter Drohung aufbauend.

„Nun gehe!?"

Sie wandte sich wortlos um. Wie schade! empfand sie. Bedauernd
fast neigte sie sich zur Türe. Ihre Hand erhob sich schier zögernd zur
Klinke.

Dann aber gewann Reinheit in ihr die Übermacht, und sie verließ rasch
den Raum.

Der Schauspieler erlosch in Haltung und Ausdruck. Kraftlos vor Scham
sank er in einen Sessel. Sein Gesicht drückte Leiden aus. Doch es ver-
änderten sich bald seine Züge um ein Weniges, und er schloß sorgfältig den
pelz in seinen Schrank. Dort angelehnt, sann er nach. Dann machte er
eine weite Bewegung und trat vor den Spiegel.

NEU.) AHRSSPRUCH

Bon Hans Bethge

Glück auf zum neuen Jahre,
Verlange nicht zu viei,-

Bekränze deine Haare,
Greif in dein Saitenspiel!

Und werd en's düstre Lieder,
Neig' nicht zu tief das Haupt:

Die Gärten glänzenwieder,
Noch ehe du's geglaubt!

ms
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Moritz Heymann: Circus
Hans Bethge: Neujahrsspruch
 
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