DOI Heft:
Nr. 32
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3889#0129
b
S!5%;
1 e^ni!s,
satt
^ütenbictt
Jni0 Selb,
weit,
' bttZ dn z,„
lein
1Cn@Cf)QttCn?[ni
-kam,
»lebet gejjn,
Stockwerke hineinzuspähen, was ersah, mußte nicht schön für ihn sein; er
wandte sich häufig ab wie vom Magenkrampf befallen, und die Passanten
auf der Straße drunten spannten eilig die Schirme auf, denn der ge-
krümmte Leib des Menschen dort oben ließ peinliches erwarten. Die Be-
wohner der ersten Stockwerke — nie von den Fenstern her, nur durch die
Türen gefahrvollen Blick und Antritt gewähnt — sandten dem, der doch
schon genügend litt, rote Puterkopfe und kollernde Schreie nach und brach-
ten ihrerseits wieder die armen Hausbesitzer in Bedrängnis, weil sie die
Vorzüge der Lrstenstockwohnung nicht in hie Rachteile von Lrdgeschoß-
räumen verkehrt wissen wollten, „wenn ich Zedenin meinen Topf spucken
lassen will, kann ich mein Werk auf offenem Markt betreiben!" rief Herr
Rakerlak und kollerte, vielseitig fand er Zustimmung, weiß Gott, Nie-
mand möchte sein Geschäft auf offenem Markt betreiben heutzutage!
Trotz wallender Entrüstung fielen die schamhaften Blicke des Mannes auf
dem Draht weiterhin durch Spihengardinen in das Znnere von trauten
Heimen. So kam es, daß zwar ein ganz klein wenig das geschäftliche Leben
gesundete, daß aber in der Hautsache die kleinen Leute die Beletage bezogen
und die Reichen weiter hinaus rückten. Auch dies war eine Form des höhe-
ren Lebens.
was aber das höhere Leben betraf, das der Mann auf der Oberleitung
führte, so — dies war von grenzenloser Bedeutung — gewähnte man sich
allmählich an sein gefedertes und die Umwelt federndes Dasein
Längst war die Truppe, die einstmals den Mann auf der Oberleitung
hätte zur Strecke bringen sollen, in alle winde geblasen. Sie hatte sich
selbsttätig zerblasen, eh' es noch Lrnst wurde. Zufolge des Mangels näm-
lich an Drahtseilkünstlern auf Varietebühnen waren die Löhnungen für
diese Sorte von Läufern ins Märchenhafte emporgeschnellt; nun liefen sie
von der alten in neue Verpflichtung, — jeder schneller als alle anderen,
damit man ankam, ehe die Preise gedrückt wurden, ., .
Professor Lautenschlag war fertig mit seinen Pendelgewichten. Lr hatte
zwar während der schwierigen Experimente einen bösen galt getan, aber
er war überraschend schnell wieder genesen, Lr hatte sich die Balggeschwulst
aufgeplatzt; eine Lntleerung war erfolgt, die besorgen ließ, der Gelehrte
möge den wertvollsten Teil seines Gehirns ergossen haben, doch es zeigte
sich in der Folge, daß ihm nur freier und froher zu Mut geworden war.
So nahmen in kürzester Zeit die pendelgewichte endgültige Formung an
Ach, sie kamen zu spät: Abgesehen davon, daß sie die eigentlichen Zwecke,
denen sie dienen sollten, nicht erfüllten. Sie hielten zwar den, der sich
ihnen verschrieben und verschraubt hatte, droben auf dem Draht unbeug-
sam in der Senkrechten fest, aber sie erlaubten dafür auch nicht den klein-
sten Schritt.
Sie waren überhaupt nicht mehr nötig, denn sie waren überholt An-
dere — viele — bald Hunderte — dann Tausende schritten schon droben
umher, war man ausgezogen, den Linen zu suchen? — Lr war unter-
gegangen in den vielen. — Sah man den Reichen in die verruchten Ge-
häuse? Pah, die Reichen zwinkerten sich heimlich zu; sie waren ja längst
umgezogen, wunderte man sich, daß „man" hier oben federnd marschierte
und ganz flüchtig hüpfte, wenn die Rädchen der Rontaktstange unter den
Sohlen vorbeisurrten. - hüpfte, damit man dem lästigen Ritzel entging?
- Rein, man wunderte sich nicht; man hatte sich gewähnt.
Aber die Drähte, das ganze ungeheure Reh der Drähte — es hatte sich
nicht gewöhnt. Ls wunderte sich nicht, aber es ächzte. Und dann brach es.
Gewiß, es brach Die Leute fielen in ihre hundert Straßen und Gaffen.
Sie stürzten auf die, die am Grunde der Stadt geblieben waren. Und hier
wunderten sich aus einmal Alle, Die, die von oben kamen, sagten denen,
die drunten geblieben waren, guten Tag, und man beschloß, wieder ge-
meinsam zu leben.
Der nachhaltigste Lrfolg des ganzen Phänomens war der, daß auf sehr
lange Zeit hinaus keine elektrische Bahn fuhr,
Man verzichtete überhaupt auf die Oberleitung, Nachdem man schon
einmal so weit gediehen war, gestaltete man gleich das ganze städtische
Verkehrswesen um Man riß sämtliche Bahnschienen heraus, grub auf und
um — — und man beginnt jetzt, die Unterleitung zu legen.
Professor tautenschlag ist trübsinnig, was soll er mit seinen Pendel-
gewichten anfangen? Das „Deutsche Museum" hat sie bereits zurück-
gewiesen.
Der Mann, der da „der Liste" war, hat sich hinwegbegeben - in eine
andere Stadt mit Oberleitung.
rden, der bort
müsse aus bet
ntzündet vom
chre! des m
arb durch Zei-
, Absassen von
dachte so, der
1
m
m
ü
WM
MM
mm
WM M
■ -
ii»
MW»:,
erlich
mcbmen
Rorgenbad
ML
et
am? ^
■smm
mm
WM
MD
m
Rudolf Schramm-ZLttau
787
S!5%;
1 e^ni!s,
satt
^ütenbictt
Jni0 Selb,
weit,
' bttZ dn z,„
lein
1Cn@Cf)QttCn?[ni
-kam,
»lebet gejjn,
Stockwerke hineinzuspähen, was ersah, mußte nicht schön für ihn sein; er
wandte sich häufig ab wie vom Magenkrampf befallen, und die Passanten
auf der Straße drunten spannten eilig die Schirme auf, denn der ge-
krümmte Leib des Menschen dort oben ließ peinliches erwarten. Die Be-
wohner der ersten Stockwerke — nie von den Fenstern her, nur durch die
Türen gefahrvollen Blick und Antritt gewähnt — sandten dem, der doch
schon genügend litt, rote Puterkopfe und kollernde Schreie nach und brach-
ten ihrerseits wieder die armen Hausbesitzer in Bedrängnis, weil sie die
Vorzüge der Lrstenstockwohnung nicht in hie Rachteile von Lrdgeschoß-
räumen verkehrt wissen wollten, „wenn ich Zedenin meinen Topf spucken
lassen will, kann ich mein Werk auf offenem Markt betreiben!" rief Herr
Rakerlak und kollerte, vielseitig fand er Zustimmung, weiß Gott, Nie-
mand möchte sein Geschäft auf offenem Markt betreiben heutzutage!
Trotz wallender Entrüstung fielen die schamhaften Blicke des Mannes auf
dem Draht weiterhin durch Spihengardinen in das Znnere von trauten
Heimen. So kam es, daß zwar ein ganz klein wenig das geschäftliche Leben
gesundete, daß aber in der Hautsache die kleinen Leute die Beletage bezogen
und die Reichen weiter hinaus rückten. Auch dies war eine Form des höhe-
ren Lebens.
was aber das höhere Leben betraf, das der Mann auf der Oberleitung
führte, so — dies war von grenzenloser Bedeutung — gewähnte man sich
allmählich an sein gefedertes und die Umwelt federndes Dasein
Längst war die Truppe, die einstmals den Mann auf der Oberleitung
hätte zur Strecke bringen sollen, in alle winde geblasen. Sie hatte sich
selbsttätig zerblasen, eh' es noch Lrnst wurde. Zufolge des Mangels näm-
lich an Drahtseilkünstlern auf Varietebühnen waren die Löhnungen für
diese Sorte von Läufern ins Märchenhafte emporgeschnellt; nun liefen sie
von der alten in neue Verpflichtung, — jeder schneller als alle anderen,
damit man ankam, ehe die Preise gedrückt wurden, ., .
Professor Lautenschlag war fertig mit seinen Pendelgewichten. Lr hatte
zwar während der schwierigen Experimente einen bösen galt getan, aber
er war überraschend schnell wieder genesen, Lr hatte sich die Balggeschwulst
aufgeplatzt; eine Lntleerung war erfolgt, die besorgen ließ, der Gelehrte
möge den wertvollsten Teil seines Gehirns ergossen haben, doch es zeigte
sich in der Folge, daß ihm nur freier und froher zu Mut geworden war.
So nahmen in kürzester Zeit die pendelgewichte endgültige Formung an
Ach, sie kamen zu spät: Abgesehen davon, daß sie die eigentlichen Zwecke,
denen sie dienen sollten, nicht erfüllten. Sie hielten zwar den, der sich
ihnen verschrieben und verschraubt hatte, droben auf dem Draht unbeug-
sam in der Senkrechten fest, aber sie erlaubten dafür auch nicht den klein-
sten Schritt.
Sie waren überhaupt nicht mehr nötig, denn sie waren überholt An-
dere — viele — bald Hunderte — dann Tausende schritten schon droben
umher, war man ausgezogen, den Linen zu suchen? — Lr war unter-
gegangen in den vielen. — Sah man den Reichen in die verruchten Ge-
häuse? Pah, die Reichen zwinkerten sich heimlich zu; sie waren ja längst
umgezogen, wunderte man sich, daß „man" hier oben federnd marschierte
und ganz flüchtig hüpfte, wenn die Rädchen der Rontaktstange unter den
Sohlen vorbeisurrten. - hüpfte, damit man dem lästigen Ritzel entging?
- Rein, man wunderte sich nicht; man hatte sich gewähnt.
Aber die Drähte, das ganze ungeheure Reh der Drähte — es hatte sich
nicht gewöhnt. Ls wunderte sich nicht, aber es ächzte. Und dann brach es.
Gewiß, es brach Die Leute fielen in ihre hundert Straßen und Gaffen.
Sie stürzten auf die, die am Grunde der Stadt geblieben waren. Und hier
wunderten sich aus einmal Alle, Die, die von oben kamen, sagten denen,
die drunten geblieben waren, guten Tag, und man beschloß, wieder ge-
meinsam zu leben.
Der nachhaltigste Lrfolg des ganzen Phänomens war der, daß auf sehr
lange Zeit hinaus keine elektrische Bahn fuhr,
Man verzichtete überhaupt auf die Oberleitung, Nachdem man schon
einmal so weit gediehen war, gestaltete man gleich das ganze städtische
Verkehrswesen um Man riß sämtliche Bahnschienen heraus, grub auf und
um — — und man beginnt jetzt, die Unterleitung zu legen.
Professor tautenschlag ist trübsinnig, was soll er mit seinen Pendel-
gewichten anfangen? Das „Deutsche Museum" hat sie bereits zurück-
gewiesen.
Der Mann, der da „der Liste" war, hat sich hinwegbegeben - in eine
andere Stadt mit Oberleitung.
rden, der bort
müsse aus bet
ntzündet vom
chre! des m
arb durch Zei-
, Absassen von
dachte so, der
1
m
m
ü
WM
MM
mm
WM M
■ -
ii»
MW»:,
erlich
mcbmen
Rorgenbad
ML
et
am? ^
■smm
mm
WM
MD
m
Rudolf Schramm-ZLttau
787