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KINDER UND NARREN

In Neukölln veranstalteten die Unabhängigen
eine Straßendemonstration, an der 600 Kinder
teilnahmen. Den Zug eröstnete ein achtjähriger
Knirps der ein großes Plakat mit der Aufschrift
„Fort mit der Religion!" trug. Einige kleine
Mädchen hatten ihre Puppen mitgebracht, die
Jungens Reifen und anderes Spielzeug. Adolf
Hostmann hielt vor den Kindern eine Rede, die
in den Ruf ausklang: „Fort mit dem Aber
glauben! Hoch die weltliche Schule!" Die Kinder
klatschten vor Freude in die Hände und stimmten
dreimal in das Hoch ein.

Diesen höchst unvollständigen Bericht eines
Berliner Blattes können wir nicht unergänzt
lassen. Unser Neuköllner Spezialkorrespondent
meldet uns über den Verlauf der denkwürdigen
Kundgebung noch folgendes: Als die 600 Kinder-
chens des großen Voikstribunen und Schulrefor-
mators ansichtig wurden, begrüßten sie ihn mit
vieltausendstimmigen Jubel, der sich noch steigerte,
als Adolf Hostmann erklärte: „Kieckt mal her,
ick bin der liebe Onkel, der die Schülerräte er-
funden hat und euch aus die Klauen der Bildung
befreien will." Ein frecher Bengel, der dazwischen-
rief: „AuS den Klauen!" wurde zur Ordnung
gerufen und verdroschen. Als der Redner über
Moni'Sinus, Pantheismus und Polytheismus

sprach, unterbrach ihn der stürmische Zuruf:
„Au, det iS fein! Sowat wollen wir ooch mal
essen!" Die Ausführungen des Redners über
die freie Schule fanden vollstes Verständnis und
lebhafte Zustimmung. „Jawoll," rief ein zwölf-
jähriger klafsenbewußter Proletarier, indem er
eine rote Fahne schwang, „wir müßten ville mehr
schulstei haben. Nich bloß am i. Mai, ooch zu
Sedang und Kaisers Jeburtstag, und die Parade-
ferien wolln wir ooch wieder haben!" Glücklicher-
weise stel dieser peinliche Zwischenruf nicht weiter
auf, da sich unter den Jüngsten der Deinon-
stranten plötzlich eine gewisse Unruhe bemeckbar
machte. Ein kleiner Bengel schrie unaufhöllich:
„Naß demacht, naß demacht!" und eS war
rührend, zu sehen, wie sich der beliebte Volks-
mann höchsteigenhändig um seinen verunglückten
Zuhörer bemühte und ihm das Höschen ab-
knöpfte. Zum Schluß bildeten die Kinder einen
Kreis um Adolf Hostmann, faßten sich bei den
Händchen und sangen die Arbeitermarseillaife.

Der außergewöhnliche Erfolg der Veranstal-
tung veranlaßte den berühmten Politiker und ehe-
maligen preußischen Kultusminister zu dem Ge^
löbnis, in Zukunft nur noch vor Kindern zu sprechen
und die Alten ihrem Schicksal zu überlassen.

„Denn Alter schützt vor Torheit nich, sagt
Joethe," bemerkte er sehr richtig. Franze aus Lerlw

OER VOLKSE E GLÜCK ER.

Ihn zu entreißen dumpfen Sphären
Und oratorifch aufzuklären.

Ist ja dem Deutschen so vonnöten.

Warum soll Schulze da nicht reden?

Zunächst vertraut er seinen Wänden
Ideen, welche Segen spenden.

Erfundnen Einspruch blitzt er nieder,
Rhetorik, 0! beherrscht die Glieder.

Er spricht mit froh erregtem Pulse:

„Du kannst dich hören lassen, Schulze!" —

Dem Gegner, wenn er nicht zugegen,

Ist man zumeist recht überlegen.

Das aber ändert sich oft eigen,

Ist jener da und kann nicht schweigen.

Gelächter wirkt da oft vernichtend.

Und Schulze? — geht, aufs Wort verzichtend.

Des Volkes Wohl hat man verleidet
Dem Braven, der nach Haufe schreitet.

Der Politik erklärt er bieder
Und stark: „Nein, einmal und nicht wieder!"

Und kann bezüglich dieser sagen
Daheim auf der Frau Schulze Fragen,

Daß sie vielleicht fürs Volk was wäre,
Doch ob für fein're Charaktere-???

Hermann Schieber

ALBDRUCK EINES BAYRISCHEN GENOSSEN

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Register
Richard Rost: Albdruck eines bayrischen Genossen
Franze aus Berlin: Kinder und Narren
Hermann Schieder: Der Volksbeglücker
 
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