Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (25.1920, Band 2 (Nr. 27-52))

Herbst-Astern gr xoilb Voigt

ORKAN DES LEBENS

von Hans Steiger (Graz)

I- „Väterchen, wa - was sagst du? Tot? Hin? Ganz hin?"

„Ganz hin/'

„Väterchen! Rein Scherz?"

„Rein Scherz! Tot wie Dnkels Andrejs verhungerter Hund. Ich sag dir,
mit den Stiefeiabsähen tanzten sie ln seinem aufgebrochenen Bauch herum

„Väterchen!!"

„Ich selbst sah's, Michail."

„Das sind Schweine, Väterchen."

„Hm! wie mans nimmt — "

„Tätest du so was, Väterchen?"

„Rein Ist) hätte ihn elngegraben in Dreck und nach acht Tagen laufen
lassen."

„Schrecklich, Väterchen. Der hätte dann von seinen Soldaten das ganze
Dorf anzünden lassen - "

„Also, siehst du, Michail, wie recht die Schweine taten!"

„Hohöhähä —, hast mich überlistet, Väterchen! Doch sag, was machen
feine Soldaten jetzt?"

„Da, schau aus die Straß' hinüber!"

„Väterchen, ach, Väterchen —!!"

„Ru, was siehst du?"

„Väterchen, sie kommen — ! Mein Haus und mein Garten, mein Weib,
o, mein Weib und meine Äcker —! Väterchen, o, sie werden —"

„Dummkopf! Richts werden sie —. Siehst du nicht, wie sie rennen?
Dhne Dffiziere, ohne Gewehre — "

„Sie gehen fort?"

„Ratürlich. Geh, hol deine Mnte, flink! wir schießen ihnen nach."

„Gut, Väterchen, tun wir das, aber von der Speicherluke aus, höhöhä —"

II. Der fremde Zwingherr des Landes, der unbarmherzige Eroberer,
(vom Volk die peitsche genannt), der Stolze, Maßlose, der General, — war
tot. Iwan Larln, sein Mörder, auch. Die Bombe hatte beide zerfetzt.

Wendelin Zintgraf, ein junger Offizier, zum Heere des Lroberers ge-
hörig, stand am Fenster seiner Herberge und beobachtete, von einem erwar-
tungsvollen, leisen, träumerischen Lächeln verklärt, das ihm gegenüber-
liegende Gartenhäuschen, das mit seiner zierlichen Llnfriedung aus weißem
Stein, schwarzen Lisenlanzen und grünen Lfeuhecken freundlich die grau-

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