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Kaul Neu (MünHetU

Hilf dir selbst!

„Kammern S' net a so, Frauerl! Schaun S', bei dem Kohlenpreis' is a g'stohlener Baam no allewei was billigs!"

Börsenmann und Börsenfrau

Eine Makame

Meder kamen - die Damen —, unsre Mitstreiter,
Zenitweiter, - Appetitleiter, — um einen Schritt
weiter - auf den We^en - zum Mann als Koste-
gen - in asten Gehegen. — Im Norden ist — näm-
lich beantragt worden, - dem Ne chstag keine Ruh
zu taffen, — um die Frauen zur Börse zuzu-
lassen! — und bald, ich vermute, — wird Christ
und Jude — mit Hellem Getute - den Einzug der
ersten Frauen - in Krawallhast schauen. - Dann
kann es den Frauenzimmerseelen — n mmer fehlen:

- sie dürfen mit lauten Wimmerkehlen — schlimmer
krakehlen, — als aste andern: „Auweih! — 202!
B/s! 3! - 204! - Was ePapier! — hier! — mir!"

... im höchsten Diskant - (Diskant ist nicht mit
Diskont verwandt!) — und dürfen notieren, - vo-
tieren, - boykotieren, bankrotteren, — ja, es steht
ihnen sogar frei, - mit und ohne Geschrei - pleite
zu gehn, statt auf Freite zu gehn, - oder an Ge-
mahls Seite zu gehn, - und anstatt gerne tipp-topper

zu werden, - und Sterne der Oper zu werden, -: °
subalterne Jobber zu werden! - Mir tut es leid!

- Denn wieder liegt etwas Gutes weit! - Ich
möchte sie nicht als Schieber sehn — oder mit einem
Dörsenkassiber sehn, — sondern lieber sehn — wie
früher sie waren: maklerlos - und makellos - und
mirakulos, — und sollte meinen, es würde asten —
so wie der Meinen — dies gefasten: — Sie war
schon immer, (und machte auch - partout gelaffen

- davon Gebrauch): »u meiner Börse zuge-

I a I f C H. A. D. A.

Heroismus

Da geht ein Mädel die Straßen zu Fuß,

Voraus das Näschen, das stumpfe,

Im Winter bei dreizehn Grad Celsius

Mit gänzlich durchbrochenem Strumpfe.

Oie Zähne klappern - ihr hört es nicht,

Denn euch ist leider das Ohr stumpf! -

Sie zittert, sie fiebert - sie stört es nicht,

Oie göttliche Duldrin im Florstrumpf!

Wie schimmert durch die Maschen so klar
Oes Beines herrliche Glanzhaut

Und wird (sofern sie's nicht schon war)

Zur rötlich-bläulichen - Ganshaut.

O glaub nicht, spießiges Publikum,

Daß die Maid vor Qual wie ein Tier kreisch!

O nein Sie trägt ihre Marter stumm,

Und wird ihr Fleisch zu Gefrierfleisch!

Sie schrumpft zusammen, das läßt sie kalt. -
In höhrem Auftrag tätig,

Vertritt sie nur eines mit aller Gewalt,

Die Idee: Des Beines Ästhetik!

Sie schreitet durch Bauchweh und durch Katarrh,
Als ob dabei leine Pein wär'

Und streckt uns noch in der Leichenstarr'

Entzückt ihr Florstrumpfbein her!

Vorsicht!

Um den physischen Niedergang der jüngsten deut-
schen Generation verhindern zu helfen, sind nord-
amerckanische Menschenfreunde seit längerer Zeit mit
zäher Hingabe bemüht, unter Überwindung nicht ge-
ringer Hemmnisse aus den weitläufigen Länder-
strecken der Union die entbehrlichen Milchkühe zulam-
menzutreiben und sie uns über den Ozean zu senden.
Oie erste nun g ücklich e.ngeschiffte Ladung von
742 Stück stammt z. B. aus einem Gebiet, das viel
größer ist als das deutsche Reich.

Da die es sein rseits nächstens bloß mehr 640000
Stück an die Entente abzuliefern hat, - welche da-
bei auf Entbehrlichkeit allerdings wenig Wert legt, —
so bräuchten wir nur etwa Y00 amerikanische H lfs-
transporte, um wieder auf den allen Standpunkt
zurückzugelangen. Käme ungefähr alle Monate ein
Transport zustande, so wäre die Ententeforderung be-
reits in ca. 75 Jahren ausgeglichen, einem Zeitpunkt
also, bis zu welchem sich die jüngste deutsche Gene-
ration den Milchqenuß derartig abgewöhnt haben wird,
daß sie ihn überhaupt nicht mehr vertragen kann.

Da die Entente einen solch' vertragswidrigen
Zustand unmöglich dulden darf, befürchten wette
Kreise nicht nur eine Beschlagnahme der jeweils ein-
treffenden H lfsmilchkühe, sondern auch eine nahe
bevorstehende Besetzung des Ruhrgebiets! 3. A. S.

*

Kleine Münze. Es ist sehr großmütig von Mutter
Natur, daß sie uns erst langsam entkleidet, ehe sie
uns — zu Bett schickt. Nina Hofer

Beda
Register
A. D. N.: Börsenmann und Börsenfrau
Paul Neu: Hilf dir selbst
Beda: Heroismus
J. U. S.: Vorsicht!
Nina Hofer: Kleine Münze
 
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