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O mei!

Einer furchtbaren Verschwörung der Reaktion
sind die „Bremer Sozialdemokratischen Blätter"
auf die Spur gekommen; an Offiziere und andere
hochverdächtige Mitmenschen wurden von ge-
cheimer Seite Postkarten folgenden Wortlauts
versandt:

Gütt». Hochwohlgeboren Mitarbeit nicht uner-
wünscht. -)- Blickfang CB 0: Hs Na-)- Bei
Stillschweigen erfolgt Einreihung unter Zeichen
0327. Omeisan-Gesellschaft -)- Bremen.

Kein Zweifel, hier handelte es sich um eine
Verschwörung, gegen die die Orgefch ein im
Stahlhelm auf dem Nil
schwimmendes Waifen-
knäblein ist! Wandte sich
freilich der Postkartenem-
pfänger an den Absender,
so wurde ihm keine Ka-
none, kein Pauzerturm, ja
nicht einmal ein Gefreiten-
knopf geschickt, sondern er
erfuhr lediglich, daß Omei-
faneingutesDeSinteklionS-
miktel für Wunden fei und
daß sich die Hersteller —
auf Reklame verstehen.

Macht nichts!

So ging es ehemals bei
der Sozialistenriecherei, so
geht cö heute bei der
Monarchistenriecherei.

Als Psiaster auf die
Wunde will ich die Bre-
mer Geiioffen auf eine
tatsächliche Verschwö-
rung riesigsten Kalibers
aufmerksam machen: an
Planken, Litfaßsäulen,

Häuserwänden, Jnnen-
räumen findet man häufig
das geheimnisvolle Plaka,

ODOL.

Und diese unerklärlichen
Buchstaben bedeuten Offi-
zielle - Dotschläger - Or-
ganisation - ^okomotivcn-
abkeilung.

Schon der Name ver-
rät, um eine wie gefähr-
liche und bis ins Einzelne
ausgebaute Verschwörung
es sich hier handelt.

Bezeichnend ist, daß
sich in Jnnenräumen meist
in der Nähe des tenflifchen
Plakats fcharfqefchlisfene
Rasiermesser (!) fanden.

Der Leiter dieser Ver-
schwörung ist, wie ich er-
fahre, ein gewisserPstavon,
der mit dem, auch in frü-
heren Hofkreifen nicht un-
bekannten Oberstabsarzt
KoSinodont in naher Ver-

QpUon (nU

Und die bürgerliche Presse schweigt!! — O mei,
san Sees Zeiten! Otiio»

Drastische Abhilfe

Um in Zukunft unliebsame „Auftritte" und
Ruhestörungen zu vermeiden, hat Polen den
Eukenteregierungen eine Forderung übermittelt,
nach der Deutschland gehalten sei, den polnischen
Konidor fofoct mit Teppichen zu belegen.

Frankreich hat die polnische Forderung dem
Vernehmen nach befüi wartend an England
weitergegeben. Beda

Richard Rost (München)

Regiebetrieb

3m Anschlüsse an den versiossenen Berliner
Hoteiküchenstreik hat auch das Reichstagsrestau-
rant feine Leistungen bedeutend eingeschränkt. So
werden z. B. weißes Mehl, Butter und Zucker,
die bisher vom Reichstag der HotebBetriebs-
A.G. zur Verwendung für die Speisen geliefert
wurden, nicht mehr verarbeitet, da dies gegen die
Wucher-und Schl ei chh an delsv er ordnnng
verstoßen würde.

Um sich von derartigen Schikanen unabhän-
giger zu machen, soll der Reichstag in feiner
Oualität als Selbsterzeuger beabsichtigen, den
Betrieb in eigener Regie zu
übernehmen. Mit der rest-
losen Erfassung und best-
möglichen Förderung der
täglichenProduktion soll ein
besonderes Organ betraut
werden, die sogenannte
„Pampfko", d. i. Parla-
mentarische Mahlzeiten-
prodiiktioiisförderungsfoiu-
mi fsion. Diese Pampfko hat
z. B. dafür zu sorgen, daß
die einzelnen Parteifuppen
täqbch zusarnmengeschüttet
undvomganzenPlenumge-
meinsam auggelöffelt wer-
den, sowie daß kein Abge-
ordneter mit derWurstnach
dem Schinken wirst, son-
dern vielmehr beide ablie-
fert. Ein Reichstaggmit-
glied, das einen Braten
riecht, hak diesen ebenso der
Pampsto anzumelden wie
ein anderes feinen Gegner,
den es etwa auf dem Kraut
zu fressen beabsichtigt.
Wird in letzterem Falle die
Genehmigung erteilt, fo be-
kommt der Genießer drei
Tage lang keine andere Zu-
weisung.

Stellt sich heraus, daß
ein Mitglied ohne Er-
laubnis sonst irgend etwas
ausgestessen hat, 'so wird
es mit sinngemäßen Ord-
nungsstrafen belegt. Reich-
licher Produktion von
Schmarrn und Kobl wird
die Pampsto ihr Haupt-
augenmerk zuwenden. Sie
hofft hier aber aiich ohne
besondere Anreizprämien
auf reichliche gi eifbare
Mengen, besonders an
Tagen, an welchen Wu-
cher- und Schleichhandels-
Verordnungen behandelt
werden.

Wirth und Koch wer-
den nach Bedarf von der
Reichsregierung zur Ver-
fügung gestellt. I. x e.

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Register
Beda: Drastische Abhilfe
J. A. S.: Regiebetrieb
Helios: O mei!
Richard Rost: Heimweg
 
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