WINTERSTILLE
MONDNACHT
Du haft es oft gefehn
und brauchft dich nur dir selber hinzugeben
und still mit dir durch abendftilleStrafen gehn:
Auf letzten Dächern brennt das Abendrot
und Dämmrung steigt aus Kellern und Gelaffen.
Von Eenstern, die ins Dunkel sehn wie Augen,
die ihren Glanz verloren und ihr Schauen
und mtid von lärmenden Gedanken
nun ruhbegehrend in (ich selbst versanken,
blinkt kaum ein letztes noch in menschenleere
Der Mond sieht hoch und wie erblaßt (Gassen,
und wartet auf die Nacht,
die seine Sehnsucht ganz ersaht.
An einem Haustor weint ein Kind,
weil es den Weg verlor,
und leise atmend geht der Wind
und rührt mit zager Hand an Tür und Tor.
Und eine Schenke lärmt mit einer Spieluhr in
die Nacht,
erborgte Heiterkeit, die in die Stille lacht.
Du weiht nicht, was die Nacht
so dunkel macht und schwer,
und deine Trauer hat kein Ufer mehr,
und alle Dinge stehn vor dir wie Toren. —
als hätte noch das letzte Weg und Ziel verloren.
Wilhelm Scharrelmann
LEUKOTHEA
O schwarze Nacht am Strand der Läftrygonen!
Die Winde hetzen das entsetzte Schiff
Durch hohler Wellen Tal und Schaumeskronen
Hin zu den Klippen, die die Salzflut schliss.
Da starren sie, die nichts Lebendiges schonen!
Zerschmettert hängt das arme Wrack am Rist.
Doch uns steigt eine Göttin aus den Stürmen,
Zu neuer Eahrt uns, neuer Not zu schirmen.
Alexander Müller
*
MÄRCHEN
Ich habe in den nächtgen See
Den blauen Kranz versenkt.
Ich hab mein Lachen, süh und weh,
Der Wassersrau geschenkt.
Ihr blüht kein blaues Blumenband
ln dunkelgrüner Tiefe.
Sie lauschte unten, wie gebannt,
Was wunderbar sie riefe?
Sie stieg empor aus ihrem See,
Den blauen Kranz in Haaren,
Und einmal, traumbefangen, weh.
Lacht sie — in hundert Jahren I
llfe von Hodiwart
Richard Langner
IM SORGENHAUS
Durch die blinden Scheiben
Blicht ein Stüde des Himmels.
Eine trübe Lache.
Manchmal hocht ein Abglanz
Ferner Sonnenlichter
Auf zerschlissnen Eolstern,
Wurmzerfreffnem Hausrat,
Kalt und höhnisch lächelnd.
Irgendwo erklingen
Düstre Mollakkorde,
Martern, stets die gleichen,
Das gequälte Ohr.
Niemand wagt zu wenden
Nur das Haupt nach tüchwärts,
Denn es lauert immer
Hinter jedem Rücken.
Jeder geht mit leisen
Schritten, ängstlich lauschend,
Ob an Tor und Fenster
Pocht ein Knochenfinger,
Ob zu Häupten wieder
Schlürfen schwere Schritte,
Ob in dunklem Winkel
Klagt ein leises Weinen.
Mariha Krüger
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MONDNACHT
Du haft es oft gefehn
und brauchft dich nur dir selber hinzugeben
und still mit dir durch abendftilleStrafen gehn:
Auf letzten Dächern brennt das Abendrot
und Dämmrung steigt aus Kellern und Gelaffen.
Von Eenstern, die ins Dunkel sehn wie Augen,
die ihren Glanz verloren und ihr Schauen
und mtid von lärmenden Gedanken
nun ruhbegehrend in (ich selbst versanken,
blinkt kaum ein letztes noch in menschenleere
Der Mond sieht hoch und wie erblaßt (Gassen,
und wartet auf die Nacht,
die seine Sehnsucht ganz ersaht.
An einem Haustor weint ein Kind,
weil es den Weg verlor,
und leise atmend geht der Wind
und rührt mit zager Hand an Tür und Tor.
Und eine Schenke lärmt mit einer Spieluhr in
die Nacht,
erborgte Heiterkeit, die in die Stille lacht.
Du weiht nicht, was die Nacht
so dunkel macht und schwer,
und deine Trauer hat kein Ufer mehr,
und alle Dinge stehn vor dir wie Toren. —
als hätte noch das letzte Weg und Ziel verloren.
Wilhelm Scharrelmann
LEUKOTHEA
O schwarze Nacht am Strand der Läftrygonen!
Die Winde hetzen das entsetzte Schiff
Durch hohler Wellen Tal und Schaumeskronen
Hin zu den Klippen, die die Salzflut schliss.
Da starren sie, die nichts Lebendiges schonen!
Zerschmettert hängt das arme Wrack am Rist.
Doch uns steigt eine Göttin aus den Stürmen,
Zu neuer Eahrt uns, neuer Not zu schirmen.
Alexander Müller
*
MÄRCHEN
Ich habe in den nächtgen See
Den blauen Kranz versenkt.
Ich hab mein Lachen, süh und weh,
Der Wassersrau geschenkt.
Ihr blüht kein blaues Blumenband
ln dunkelgrüner Tiefe.
Sie lauschte unten, wie gebannt,
Was wunderbar sie riefe?
Sie stieg empor aus ihrem See,
Den blauen Kranz in Haaren,
Und einmal, traumbefangen, weh.
Lacht sie — in hundert Jahren I
llfe von Hodiwart
Richard Langner
IM SORGENHAUS
Durch die blinden Scheiben
Blicht ein Stüde des Himmels.
Eine trübe Lache.
Manchmal hocht ein Abglanz
Ferner Sonnenlichter
Auf zerschlissnen Eolstern,
Wurmzerfreffnem Hausrat,
Kalt und höhnisch lächelnd.
Irgendwo erklingen
Düstre Mollakkorde,
Martern, stets die gleichen,
Das gequälte Ohr.
Niemand wagt zu wenden
Nur das Haupt nach tüchwärts,
Denn es lauert immer
Hinter jedem Rücken.
Jeder geht mit leisen
Schritten, ängstlich lauschend,
Ob an Tor und Fenster
Pocht ein Knochenfinger,
Ob zu Häupten wieder
Schlürfen schwere Schritte,
Ob in dunklem Winkel
Klagt ein leises Weinen.
Mariha Krüger
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