KLARA ZETKIN
auf dem Kommuniftenkongreß in Tours
Als Paris die Schauerkunde
Durdi den Telegraph erfuhr,
Daß die rote, furibunde
Klara mit dem scharfen Munde
Geißerhaft erschien in Tours.
Gab es eine Mordsenquete,
Welchen Weg die Kecke nahm,
Ob sie auf dem Fluggeräte,
Dem verbotnem, flog zur Fete,
Oder auf dem Wasser kam.
Ganz Paris verkennt das Wesen
Dieser Donna sehr fatal:
Klara macht kein Federlesen,
Sondern reitet auf dem Lesen
Durch den Schornstein in den Saal!
Beda
GESCHÄFT IST GESCHÄFT
Die Braunfehweiger Kommunisten, an ihrer Spitze
der in denRuheftand verletzte „Präsident" Merges,
weigern sich, der braunschweigischen Regierung die
in ihren Händen befindliche Abdankungsurkunde
des letzten Herzogs herauszugeben, haben jetzt
vielmehr die Absicht geäußert, dieses Dokument
bei einem ausländischen Liebhaber zu Geld zu
machen.
Herr Merges und (eine Teilhaber sind vollkom-
men im Recht. Hier geht’s um Geld, und wenn es
um Geld geht, verstehen die Kapitalsfeinde
keinen Spaß. Wenn der braunschweigischen
Regierung an dem Be tz der Urkunde ge-
legen ist, so bleibt es ihr ja unbenommen,
den ausländischen Kauflustigen - es soll
ein Amerikaner sein - zu überbieten. Der
geschäftstüchtige Herr Merges wird nicht
Nein sagen, wenn er mehr herausschlagen
kann
Allerdings wird die braunschweigische
Regierung bei dem traurigen Valutafiand
ziemlich tief in die Tasche greifen müssen,
um den zahlungsfähigen Yankee aus dem
Felde zu schlagen
Wie es heißt, soll sie zur Erreichung
dieses Zweckes mit der Absicht umgehen,
in Amerika eine Anleihe auszunehmen.
0. Verflucht
NACH BERÜHMTEM MUSTER
Nachdem der Bürgermeister von Irgend-
wo ein halbes Jahr im Amt war, kam er um
seine Pensionierung ein. Und er berechnete
sich fünfzig Dienstjahre:
Bürgermeister gewesen: */s Jahr
Partei Sekretär gewesen: 14 Jahre
Jus studiert. 1 '/a „
In der Prima gesessen 2
Übrige Schulzeit. 14 „
Kindheit.. 6 „
Im Mutterleib. 7 Mon.
Eigentlich hätte ich schon
früher geboren werden
können .. TT Jahre 5 Mon.
Summa 50 Jahre.
Es versteht sich von selbst, daß der hoch-
verdiente Bürgermeister mit vollem Gehalt
pensioniert wu>de. B m
DER STEPHANSPREIS
Von dem verstorbenen General v. Stephan ist
eine Stiftung (TO000 Gulden) errichtet, aus deren
Zinsen jährlich eine hervorragend edle
Handlung eines bedürftigen Bayern ohne
Unterschied des Geschlechts, Alters oder Standes
geehrt werden soll. Jeder, der von einer solchen
edlen Handlung eines solchen bedürftigen Bayern
Kenntnis hat, kann diese zum Vorschlag beim Mi-
nister des Innern bringen.
Wir haben von folgenden Kenntnis und schlagen
sie vor:
Erstens, als wir das dreiviertel Jahre alte Baby
unserer Hausfrau Clotilde Mayer, Kranewitter-
straße 6III in einem uns unerklärlichen Menfchen-
liebeanfall auf unfern Schoß setzten und hoppe-
reiten ließen, ohne zu bemerken, daß dieses Baby
ein Bedürfnis habe, wartete es mit der Aus-
lösung der betreffenden Tat, bis es wieder auf
dem Boden saß. Für diese edle Handlung des
kleinen und entschieden bedürftigen Bayern
beantragen wir den Stephanspreis.
Zweitens kennen wir den Pensionisten Xaver
Quartl aus Zorneding, der eine Pension von
monatlich 27.50 Mark und ein Vermögen von
8654 Mark 30 Pfennig besitzt. Als er jüngst vom
Rentamt zur Besteuerung seiner Kapital- und
Pensionsrente aufgejordert wurde, antwortete
er nicht nur ebenso bescheiden als klassisch mit einem
Zitat Goethes, sondern frankierte sogar noch
diese Rückantwort mit einer 40 Pfennigmarke Für
diese edle Handlung scheint uns der Stephans-
preis nicht zu unverdient.
Weitere Vorschläge in Vorbereitung. a. d. N.
Willy Hallftein
ZU BETHMANN HOLLWEGS TOD
Von eme aide Frankforder
Dem Truwel fern bistde gefchtorwe.
Vergesse schon zor Hälft beinah.
Du hast derr net viel Dank erworwe,
Die Nadirüf warn so so, lala.
Aach ich kann derr kaan Hymnus singe
Unn doch, es treibt mich mit Gewalt,
E Kränzi uff dei Grab zu bringe,
Des derr gerecht werd, Theobald.
Denn tragisch is dei Loos gewefe
- Du hast's gepehlt in all der Hatz -:
Das Schicksal hatt’ dich auserlefe
Ganz uff'n grundverkehrte Platz!
Zum Kampf mit Hinnerlist unn Ränke
Hat net dei still Gemiet gereicht.
Du dhatst zu gut von Mensche denke,
Du warft net uff Gewalt ge-aicht I
Was net zu ännern, muß merr trage.
Der Streit um dich is leerer Schall.
Dei Lewensbuch is zugesthlage
Unn träumend steigst de nach Walhall.
Bring dort em Kant e Sträußi Rose
Als Zeiche der Erkenntlichkeit, —
Doch wannsde ’n Bismarck guckst, de große,
Dann, Theo, stell' dich stumm beifeit’..
HEMD UND ROCK
lm Wahlkreise Oftfachfen haben die vereinig-
ten Unabhängigen und Kommunisten jede Betei-
igung an einer Unterstützung der Deutschen
iKinderhilfe abgelehnt.
Dagegen haben sie 43,000 Mark für die
internierten russischen Rotgardisten gesam-
melt. -
Die ostsächsischen Radikalinskis haben da-
mit den Beweis erbracht, daß ihnen das
Wohl ihrer russischen Brüder ebenso am
Herzen liegt, wie das Wehe ihrer eigenen
Kinder.
Wenn sie es abgelehnt haben, für
diese Kinder Opfer zu bringen, so kann
man diese eisenstirnige Konsequenz in ihrer
Haltung nur lobend anerkennen. Für die
deutschen Moskäuze aller Richtungen gilt
nun einmal der bekannte, nur ein wenig
variierte Wahlspruch:
Wer (einen Kindern gibt das Brot
Und läßt die Russen leiden Not,
Dem fehlt noch viel am richt'gen Rot.
GLORREICHE VERGANGENHEIT
„Grad a Angst hab i, daß di' do no mal dawifchen, Schurfchi?"
„Mi dawischen, dös war no dös schönere, wo i felba
Polizeipräsident war I"
F. a. B.
GANZ
KLEINES GESCHICHTCHEN
Ein Arzt wurde in den vierten Stock des
Hinterhauses einer Mietskaserne gerufen.
Da fand er in dem Zimmer, in dem die
achtköpßge Familie hauste, auf dem Stroh-
sack ein schwerkrankes, unterernährtes
Kind
Und er sagte:
„Geben Sie dem Kind jeden Morgen ein
Beefsteak mit Ei, dazu eine halbe Flasche
Champagner, und schicken Sie's im Früh-
jahr einige Wochen nach Nauheim!”
An diesen Arzt muß ich denken, wenn
ich die Ententeminisier darüber reden höre,
wie Deutschland seinen Verpflichtungen
nachkommen könne... . Karldien
Kl
auf dem Kommuniftenkongreß in Tours
Als Paris die Schauerkunde
Durdi den Telegraph erfuhr,
Daß die rote, furibunde
Klara mit dem scharfen Munde
Geißerhaft erschien in Tours.
Gab es eine Mordsenquete,
Welchen Weg die Kecke nahm,
Ob sie auf dem Fluggeräte,
Dem verbotnem, flog zur Fete,
Oder auf dem Wasser kam.
Ganz Paris verkennt das Wesen
Dieser Donna sehr fatal:
Klara macht kein Federlesen,
Sondern reitet auf dem Lesen
Durch den Schornstein in den Saal!
Beda
GESCHÄFT IST GESCHÄFT
Die Braunfehweiger Kommunisten, an ihrer Spitze
der in denRuheftand verletzte „Präsident" Merges,
weigern sich, der braunschweigischen Regierung die
in ihren Händen befindliche Abdankungsurkunde
des letzten Herzogs herauszugeben, haben jetzt
vielmehr die Absicht geäußert, dieses Dokument
bei einem ausländischen Liebhaber zu Geld zu
machen.
Herr Merges und (eine Teilhaber sind vollkom-
men im Recht. Hier geht’s um Geld, und wenn es
um Geld geht, verstehen die Kapitalsfeinde
keinen Spaß. Wenn der braunschweigischen
Regierung an dem Be tz der Urkunde ge-
legen ist, so bleibt es ihr ja unbenommen,
den ausländischen Kauflustigen - es soll
ein Amerikaner sein - zu überbieten. Der
geschäftstüchtige Herr Merges wird nicht
Nein sagen, wenn er mehr herausschlagen
kann
Allerdings wird die braunschweigische
Regierung bei dem traurigen Valutafiand
ziemlich tief in die Tasche greifen müssen,
um den zahlungsfähigen Yankee aus dem
Felde zu schlagen
Wie es heißt, soll sie zur Erreichung
dieses Zweckes mit der Absicht umgehen,
in Amerika eine Anleihe auszunehmen.
0. Verflucht
NACH BERÜHMTEM MUSTER
Nachdem der Bürgermeister von Irgend-
wo ein halbes Jahr im Amt war, kam er um
seine Pensionierung ein. Und er berechnete
sich fünfzig Dienstjahre:
Bürgermeister gewesen: */s Jahr
Partei Sekretär gewesen: 14 Jahre
Jus studiert. 1 '/a „
In der Prima gesessen 2
Übrige Schulzeit. 14 „
Kindheit.. 6 „
Im Mutterleib. 7 Mon.
Eigentlich hätte ich schon
früher geboren werden
können .. TT Jahre 5 Mon.
Summa 50 Jahre.
Es versteht sich von selbst, daß der hoch-
verdiente Bürgermeister mit vollem Gehalt
pensioniert wu>de. B m
DER STEPHANSPREIS
Von dem verstorbenen General v. Stephan ist
eine Stiftung (TO000 Gulden) errichtet, aus deren
Zinsen jährlich eine hervorragend edle
Handlung eines bedürftigen Bayern ohne
Unterschied des Geschlechts, Alters oder Standes
geehrt werden soll. Jeder, der von einer solchen
edlen Handlung eines solchen bedürftigen Bayern
Kenntnis hat, kann diese zum Vorschlag beim Mi-
nister des Innern bringen.
Wir haben von folgenden Kenntnis und schlagen
sie vor:
Erstens, als wir das dreiviertel Jahre alte Baby
unserer Hausfrau Clotilde Mayer, Kranewitter-
straße 6III in einem uns unerklärlichen Menfchen-
liebeanfall auf unfern Schoß setzten und hoppe-
reiten ließen, ohne zu bemerken, daß dieses Baby
ein Bedürfnis habe, wartete es mit der Aus-
lösung der betreffenden Tat, bis es wieder auf
dem Boden saß. Für diese edle Handlung des
kleinen und entschieden bedürftigen Bayern
beantragen wir den Stephanspreis.
Zweitens kennen wir den Pensionisten Xaver
Quartl aus Zorneding, der eine Pension von
monatlich 27.50 Mark und ein Vermögen von
8654 Mark 30 Pfennig besitzt. Als er jüngst vom
Rentamt zur Besteuerung seiner Kapital- und
Pensionsrente aufgejordert wurde, antwortete
er nicht nur ebenso bescheiden als klassisch mit einem
Zitat Goethes, sondern frankierte sogar noch
diese Rückantwort mit einer 40 Pfennigmarke Für
diese edle Handlung scheint uns der Stephans-
preis nicht zu unverdient.
Weitere Vorschläge in Vorbereitung. a. d. N.
Willy Hallftein
ZU BETHMANN HOLLWEGS TOD
Von eme aide Frankforder
Dem Truwel fern bistde gefchtorwe.
Vergesse schon zor Hälft beinah.
Du hast derr net viel Dank erworwe,
Die Nadirüf warn so so, lala.
Aach ich kann derr kaan Hymnus singe
Unn doch, es treibt mich mit Gewalt,
E Kränzi uff dei Grab zu bringe,
Des derr gerecht werd, Theobald.
Denn tragisch is dei Loos gewefe
- Du hast's gepehlt in all der Hatz -:
Das Schicksal hatt’ dich auserlefe
Ganz uff'n grundverkehrte Platz!
Zum Kampf mit Hinnerlist unn Ränke
Hat net dei still Gemiet gereicht.
Du dhatst zu gut von Mensche denke,
Du warft net uff Gewalt ge-aicht I
Was net zu ännern, muß merr trage.
Der Streit um dich is leerer Schall.
Dei Lewensbuch is zugesthlage
Unn träumend steigst de nach Walhall.
Bring dort em Kant e Sträußi Rose
Als Zeiche der Erkenntlichkeit, —
Doch wannsde ’n Bismarck guckst, de große,
Dann, Theo, stell' dich stumm beifeit’..
HEMD UND ROCK
lm Wahlkreise Oftfachfen haben die vereinig-
ten Unabhängigen und Kommunisten jede Betei-
igung an einer Unterstützung der Deutschen
iKinderhilfe abgelehnt.
Dagegen haben sie 43,000 Mark für die
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Die ostsächsischen Radikalinskis haben da-
mit den Beweis erbracht, daß ihnen das
Wohl ihrer russischen Brüder ebenso am
Herzen liegt, wie das Wehe ihrer eigenen
Kinder.
Wenn sie es abgelehnt haben, für
diese Kinder Opfer zu bringen, so kann
man diese eisenstirnige Konsequenz in ihrer
Haltung nur lobend anerkennen. Für die
deutschen Moskäuze aller Richtungen gilt
nun einmal der bekannte, nur ein wenig
variierte Wahlspruch:
Wer (einen Kindern gibt das Brot
Und läßt die Russen leiden Not,
Dem fehlt noch viel am richt'gen Rot.
GLORREICHE VERGANGENHEIT
„Grad a Angst hab i, daß di' do no mal dawifchen, Schurfchi?"
„Mi dawischen, dös war no dös schönere, wo i felba
Polizeipräsident war I"
F. a. B.
GANZ
KLEINES GESCHICHTCHEN
Ein Arzt wurde in den vierten Stock des
Hinterhauses einer Mietskaserne gerufen.
Da fand er in dem Zimmer, in dem die
achtköpßge Familie hauste, auf dem Stroh-
sack ein schwerkrankes, unterernährtes
Kind
Und er sagte:
„Geben Sie dem Kind jeden Morgen ein
Beefsteak mit Ei, dazu eine halbe Flasche
Champagner, und schicken Sie's im Früh-
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An diesen Arzt muß ich denken, wenn
ich die Ententeminisier darüber reden höre,
wie Deutschland seinen Verpflichtungen
nachkommen könne... . Karldien
Kl