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2n den Bergen KarlSchlageter

Farben

Grün ist die große Farbe der Welt —

Hoffe! leuchtet 's aus Wald und Feld.

Blau ist darüber der Himmel gespannt —
Glaub' es: du bliebst in der Treue Hand!

Aber du wandcrst mit trübem Gesicht,

Trägst du den Kranz der Liebe nicht

Arm ist die Welt und der Himmel ist tot
Ohne derRosen segnendes Not.

Hanns von Gumppenberg

*

Daheim

Kinder spielen auf der Gasse,

Mädchen wandern Arm in Arm,
leuchtend blüh'n die Apfelbäume,

und die Sonne scheint so warm.

Glocken wandern durch die Lust,

und es fliegt ein holder Reim
durch der Gärten Glanz und Duft

Zitternd in mein Herz: Daheim!

Ludwig Bäte

Die letzte Freuds

(Deutsche Nachdichtung von Niels Hoyer)

Was will mein Herz? Wohin mein Fuß?

Der Wald versunken, verlassen.

Und dort das Haus hielt mich nicht fest.

Und weit die Stadt, die mich nicht läßt.

Ich wandre finstre Straßen.

Die Welt schlief ein. Es lauscht mein Ohr.

Kein Laut und kein Geschehen.

Die Stadt aus Stein ist grau und groß.

Und keinen läßt sic wieder los.

Wie wird es mir ergehen? ...

Lul, lul? .. Läuten die Glocken in den Bergen?

So bleib denn hier. Und Nacht und Wald
Bringt dich in deinen Hafen,

Und eine Hecke weiß ich auch,
dort sollst du zwischen Gras und Strauch
lind Wald und Wundern schlafen ...

Lul, lul läuten die Glocken in den Bergen.

Knut Hamsun

W i n 1 e r b i l d

Die Tannen stehen vermummt im Schnee.
Des Miitags blaue Schatten längen.

Die Sonne möchte sie verdrängen
Vom weißen Wege, den ich geh.

Doch bleibt ihr Licht in Wipfeln hängen.

Die Birke birgt das Filigran

Der Aste in des Himmels Seide.
Eisperlen, funkelndes Geschmeide,

Schenkl ihr der Winter als Galan.

Sie aber träumt vom grünen Kleide.

Ulrich Fust

*

Mutter!

Mutter, wo bist du hingegangen —

Deine Stube ist weit und leer.

Deine Kleider im Spinde hangen,

Deine Schleier schweigen so schwer.

Meine Kerze flackert in Bangen.

Fröstelnd sinken die Blätter vom Baum.
-Mutier, wo bist du hingegangen?

Waller Hammer-WebS

290
Register
Ulrich Fust: Winterbild
Ludwig Bäte: Daheim
Walter Hammer-Webs: Mutter!
Hanns Theodor Karl Wilhelm Frh. v. Gumppenberg: Farben
Niels Hoyer: Die letzte Freude
Knut Hamsun: Die letzte Freude
Karl Schlageter: In den Bergen
 
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