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Entführung des Prometheus ^Tt a f Klinger

Aus der Brahins-Phantasie Genehmigung des Verlags Amsler & Rulhardt, Berlin W

D i e Hei

O e

In Tau und Dämmern schlug das Herz der Erde;
scheu aus den Schatten stieg der Tag empor,
und wehmutooll mit schmerzlicher Geberde
trat er einher durchs heitre Sonncnkor.

Der Schisser, der am grauen Ufer träumte
und sich versonnen auf die Fähre bog,
schrak auf, als leiser Glanz die Welle säumte,
die zögernd nur am Hügel weiterzog.

n k e h r des Pro

NI Andenken Mas Kling

Und eine Hand zwang hier der Allbezwinger,
die ihn doch selbst in Blumenkekten schlug
und schöner als des Morgens Rosensinger
der Gottheit Fackel aus den Wolken trug. —

Hell stießt die Zeit, und zitternd stießt die Stunde
vom fernen Dome durch die Mittagluft:
ein andrer Meister, der mit frommem Munde
dem Bruder aus den Ewigkeiten ruft.

m e L h e u s

r s

Und Nachtgeleuchk und Tagnacht rasch imTausche,
Azur und Schwarz im überstürzten Schwall,
Allvaters Auge rollt im SchöpfungSi aufche,
Pofaunen-Chöre künden ihn im All,

Aus seinen Händen rasen golöne Flammen,
sein Donnerwort schreckt sie zurück in Nacht,
wildkeuchend sinkt die Welt in sich zusammen,
und plötzlich lodern, Opfer seiner Macht,

Und zögernd nur, mit lichtdurchglühten Händen,
rührte die Scheiben dort der junge Tag,
wo in des Nebenhauses stillen Wänden
ein hoher Meister auf der Bahre lag.

Da wird zur Unrast das bedrängte Schweigen —
Pan ist im Feld, grün glüht fein Auge her;
und sieh, aus Mittag und von Abend steigen
und jetzt von Morgen graue Wetter schwer.

Steil aus dem Erdental drei Schrcckensfeuer,
Wohnsitze, die der Mensch sich auöerkor,
drei Dächer, seinem flücht'gen Dasein teuer,
in Flammendampf und roter Glut empor.-

Entwölkt die Stirn, das Angesicht voll Frieden,
der Augen Feuer tief in sich gesenkt,
ist ein Titan von dieser Welt geschieden,
der aller Himmel Schönheit ihr geschenkt.

Gewölbe auf Gewölbe formt sich mächtig
und ragend häuft sich hoch der Ouaderbau,
und Turm um Turm erhebt sich kühn und prächtig
und stürzt, und baut sich kühner in das Blau,

Da sänfligt sich der Elemente Feier,
der Tuben-Chor verhallt im Himmelsraum;
doch lange wehen noch die dunklen Schleier
schwelender Brände um den Hügelsaum.

Und wehen noch der letzten bangen Stunde,
dem Abcndleuchten vor der kühlen Nacht,
als sie den Sarg im dunklen Erdengrunde
mit Blumen und mit Tränen heimgebracht. —

Ein Sternlicht glüht. Aus dem verrauschten Wetter,
das ihm fein Fell bis auf die Haut zerschliß,
taucht Pan: „Habt ihr ihn heimgeholk, ihr Götter,
der euch das Feuer aus den Himmeln riß?"

Krau; r.'angherurjch

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Franz Langheinrich: Die Heimkehr des Prometheus
Max Klinger: Entführung des Prometheus
 
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