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jeder stark genug für sich
selbst, um keinen anderen
zu brauchen sür sein denken.

Lrinnerungen zogen durch
den Raum, der, der zuletzt
gesprochen, sah mit seinem
geistigen Auge die alten Bil-
der: da die Regimentskom-
mandeure hoch zu Roh; rasch
sormierten sich die Nolon-
nen, die Kähnen vorn weg,

Leutnants mit gezogenem
Degen kühn hinterdrein, seht
die Nlänge des Torgauers,
nun der Hohenfriedberger
Marsch-so durchlebte Kried-
rich von neuem die Geschichte
seiner großen Zeit. Und
Musik war auch in den an-
deren: auch er träumte von
Helden, von jenen Großen,
die ihn begeistert hatten, und
Ludwig von Beethoven diri-
gierte im Geiste seine Lroica.

Auch von den beiden anderen
forderte die Silvesternacht
den gewohnten Tribut: auch
sie hingen dem Alten nach,
dem Alten, dem sie Neues
hinzusügten: der eine grü-
belte mit seinem Kaust, der
andere ging immer wieder
den Rätseln der Welt nach.

plötzlich verstummte die
Musik Nleine Lngelcben eil-
ten mit trippelnden Schrit-
ten herein und verteilten die
Zeitungen, Zeder der Anwe-
senden erhielt ein Lpemplar.

Lautlose Stille herrschte
eine Zeitlang, nur von einem
Nnittern und Nnattern un-
terbrochen, wenn die Blätter
umgewandt wurden, die
schnellen Leser waren rasch
fertig, schon legte hier und
da einer die Zeitung beiseite.

Bald waren es mehr, jetzt
schon recht viele — aberkciner
sprach ein Wort.

So schwer lastete aus allen
die Wucht von dem, was
sie gelesen. Auch die vier waren nunmehr zu Lnde. Auch
von ihnen ließ keiner etwas vernehmen, aber ihre blitzen-
den Augen, das Zucken in ihren Gesichtern verriet, wie
es in ihnen arbeitete. Goethe griff immer wieder zu dein
Blatt, und als ob er seinen Augen nicht trauen könne, las
er wohl schon zum vierten Male das, was man jetzt da
unten auf der Lide als Nunst anpries. Nino, Abenteuer
des Meister-Detektivs — Zazz-Tänze — ach, wie weit
waren sie heruntergekommen!

Lndlich brach Schopenhauer das Schweigen' „Das
oberste Gesetz ist das der Kausalität. Warum also ?" Und

Gerade wollte Schopen-
hauer seinen Angriff von
neuem ausnehmen und mit
der reichen Dialektik seines
Scharssinnes beweisen, daß
der Mstitarismus, und nur
der Militarismus, an all dem
Übel schuld sei. Kriedrich ver-
teidigte sich energisch und
Blitze sprühten aus seinen
großen Augen, selbst der
schweigsame Beethoven war
lebhafter geworden — da
stand auf einmal Petrus vor
ihnen. Sie hatten es nicht
bemerkt, wie er in den Saal
getreten war, hinter ihm
zwölf Lngelein in weißen
Gewändern, ein großes Tab-
lett auf den zartenSchultern,
daraus eine nach himmli-
schem Rezept bereitete, herr-
lich duftende Punschbowle
dampfte.

„Aber, meine Herren,"
— Petrus trat zu dem Tisch
der vier Streiter — „aber,
meine Herren, was is denn
dös?!" Lr lächelte behäbig
über sein liebes Angesicht,
als man ihm den Grund
der Mißhclligkeit crzäh te.
Dann nahm er eine Prise
— von der Sorte, die nur
an hohen Kesttagen drankam
und von der ihm die himmli-
scben Lngelein zu diesem
Weihnachten eine ganze Niste
geschenkt hatten — „Maje-
stät," sagte er, „auch eine
gefällig?" machte dann recht
herzlich hatschi, und nach-
dem er endlich ein riesen-
großes rotes 'Taschentuch
zum Schneuzen hervorge-
holt hatte, meinte er: „Dös
is doch halt sehr einfach,
meine Herten. Da gibts halt
nur oan einziges Mittel."

„Voilä!“ Kriedrich war
heftig aufgesprungen. „Wir
müssen hinunter, ihnen
helfen." — Aber Se. Heiligkeit schüttelte den Nops.
„Aber, bitt' schön, Majestät, wer hier heroben ist, kommt
nimmer nunter. Sein S' froh."

Als ihn die anderen erstaunt anblickten, fuhr er fort:
„Aber etwas nunter schicken dürfen S', meine Herren.
Morgen geht ein pakettl ab nach Lrden, zu den Deut-
schen. Und wissen S' was 'nein kommt?"

„von mir die Nraft," sprach der Nönig,

„von mir das Schöne," jagte Goethe.

Auch all die anderen drängten sich, etwas hineinzutun.
Kein sauber nahm Petrus alles entgegen, packte es ein,

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ij • ^ hat überall die größte Anerkennung gefunden. Jeder, der

IT iil fff I /// es gebraucht, ist überzeugt, noch me ein so ausgezeichnetes
und in seiner Anwendung so angenehmes Haarpflegemittel benutzt zu haben.
Die überraschende JVirkung des Pixavons erklärt sich dadurch, daß die durch
ein besondtres Verfahren veredelten und löslich gemachten Teerbestandleile in die
feinsten Poren der Kopfhaut eindringen und .so einen unmittelbaren Einfluß auf
die Kopfhaut und die Haarwurzeln ausüben. Der Gebrauch ist infolge des
sympathischen Geruches sehr angenehm und erfrischend.

mit einem leise spottenden Tone wandte er sich zur Rech-
ten • „Sollte es wirklick, Ihr Militarismus gewesen sein
Majestät?" Lr erhielt keine Antwort.

„Dder vielleicht das Grübeln der Philosophen ?" warf
Goethe ein, indem er Schopenhauer scharf ansah.

Aus einmal — sie wußten selbst nicht wie — waren
sie im lebhaftesten Gespräch darin. Wer war schuld an
dem Unglück der Deutschen? so lautete das Thema. Der
Dichter, der Philosoph oder der Nönig mit seinem Mili-
tarismus ! — Siewurdcn es nicht gewahr, wie die beiden
letzten Stunden des Wahres schnell von hinnen eilten.

Generalmusikdirektor

laßt sich uher seine Beobachtungen wie folgt vernehmen: „Das mir freundlichst vor-
gefuhrte »Grammophon« entspricht, was die Wiedergabe der Singstimmen betrifft, den
höchsten Anforderungen. Es klingt so, als oh der Sänger neben einem stände, so deutlich
treten alle individuellen Eigentümlichkeiten der Stimme und des Vortrags hervor ...' —
• Gramomum«- und » Gramola«-Instrumente u„d die guten » Grammophon*-Platten
sind in allen Städten zu haben. Offizielle Verkaufsstellen werden gern nachgewiesen
und ausführliche Kataloge bereitwilligst kostenlos versandt. Künstleraufnahmen.
Deutsche Grammophon-Aktiengesellschaft, Berlin S. W. 68

Die Stimme
'eines Herrn

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

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1922 / JUGEND Nr. 1
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