DOI issue:
Nr. 2 (14. Januar)
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.3894#0050
Du siehst hier vom Anfang ihrer Entstehung bis zur letzten heutigen
Stunde alle Maschinengeister wabernd, wogend, wartend, drängend
beisammen. Ich kann zu Dir sprechen wie zu einem Mann vom
Fach, denn in jedem meiner Jünger muß ein Stück Dichter stecken.
Nur hie und da — beileibe nicht jedes Jahr — findet ein Ingenieur
in einem gnadenreichen Augenblick den Weg zu mir, zu uns in
diesen Berg. Dann setzt wieder eine große Erfindung die Welt in
Staunen. Denn auch die größte muß immer anknüpfen an höchste
bestehende, muß das Alte beherrschen, um Besseres zu zeugen!
Nur ganz selten schafft ein Entdecker ganz neu, aber auch dann
braucht er zur Verwertung das Vergangene, Bestehende! Und wir
raten und sinnen und raunen und suchen mit einander, von Fülle
der Erfahrung belehrt, von Zukunftsmöglichkeiten träumend. Da-
rum sage und verkünde da draußen, was Du gesehn! Ach, die
Welt ist anders geworden. Es gilt nicht mehr auf den Sänger zu
warten, den Sänger am Rhein, der eine sagenhafte Krone aus Gold
und Edelgestein der Wein- und Klangpoesie erhebe! Es gilt nicht
mehr zu harren auf einen neuen Barbarossa im Kyffhäuser, der
schläft! Der Erlöser muß zu uns kommen! zu mir kommen, zum
schöpferischen Genius dieses Zeitalters! Ich verwalte dieses Erbe
nicht nur für Auserwählte: laßt alle Arbeiter kommen, alle Meister
und Gesellen, Techniker, Ingenieure ohne Unterschied! Immer ver-
feinerter, immer wissender in Selbstzucht und Arbeitsenergie! Nur
dadurch werdet ihr wieder frei und ein neues großes Reich! Wenn
ihr das Musterland der Qualität und höchsten Leistung seid!“
Als ich in später Nacht aus dem Berge trat, hörte ich erschüttert
ihn hinter mir rauschen und toben und rufen, bis zum Bersten ge-
füllt mit Geistern von vier Jahrtausenden.
Auf, tüchtige, deutsche Gesellen, dringt in Scharen in den
Wunderbergl
CHEMISCHES LABORATORIUM
HEINRICH KLEY
44
Stunde alle Maschinengeister wabernd, wogend, wartend, drängend
beisammen. Ich kann zu Dir sprechen wie zu einem Mann vom
Fach, denn in jedem meiner Jünger muß ein Stück Dichter stecken.
Nur hie und da — beileibe nicht jedes Jahr — findet ein Ingenieur
in einem gnadenreichen Augenblick den Weg zu mir, zu uns in
diesen Berg. Dann setzt wieder eine große Erfindung die Welt in
Staunen. Denn auch die größte muß immer anknüpfen an höchste
bestehende, muß das Alte beherrschen, um Besseres zu zeugen!
Nur ganz selten schafft ein Entdecker ganz neu, aber auch dann
braucht er zur Verwertung das Vergangene, Bestehende! Und wir
raten und sinnen und raunen und suchen mit einander, von Fülle
der Erfahrung belehrt, von Zukunftsmöglichkeiten träumend. Da-
rum sage und verkünde da draußen, was Du gesehn! Ach, die
Welt ist anders geworden. Es gilt nicht mehr auf den Sänger zu
warten, den Sänger am Rhein, der eine sagenhafte Krone aus Gold
und Edelgestein der Wein- und Klangpoesie erhebe! Es gilt nicht
mehr zu harren auf einen neuen Barbarossa im Kyffhäuser, der
schläft! Der Erlöser muß zu uns kommen! zu mir kommen, zum
schöpferischen Genius dieses Zeitalters! Ich verwalte dieses Erbe
nicht nur für Auserwählte: laßt alle Arbeiter kommen, alle Meister
und Gesellen, Techniker, Ingenieure ohne Unterschied! Immer ver-
feinerter, immer wissender in Selbstzucht und Arbeitsenergie! Nur
dadurch werdet ihr wieder frei und ein neues großes Reich! Wenn
ihr das Musterland der Qualität und höchsten Leistung seid!“
Als ich in später Nacht aus dem Berge trat, hörte ich erschüttert
ihn hinter mir rauschen und toben und rufen, bis zum Bersten ge-
füllt mit Geistern von vier Jahrtausenden.
Auf, tüchtige, deutsche Gesellen, dringt in Scharen in den
Wunderbergl
CHEMISCHES LABORATORIUM
HEINRICH KLEY
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