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STEREOTYPEN* GIESSEREI

HEINRICH KLEY

LOKOMOTIVE

Da liegt das zwanzigmeterlange Tier,

Die Dampfmaschine,

Auf blankgeschliffener Schiene
Voll heißer Wut und sprungbereiter Gier —
Da lauert, liegt das langgestreckte Eisen*
Biest —

Sieh da: wie öl* und Wasserschweiß
Wie Lebensglut, gefährlich heiß
Ihm aus den Radgestängen, den offnen Wei-
chen fließt.

Es liegt auf sechzehn roten Räder*Pranken,
Wie fiebernd, langgeduckt zum Sprunge
Und Fieberdampf stößt röchelnd aus den
Flanken.

Es kocht und kocht die Röhrenlunge —
Den ganzen Rumpf die Feuerkraft durch*
zittert.

Er ächzt und siedet, zischt und hackt
Im hastigen Dampf* und Eisentakt, —

Dein Menschenwort wie nichts im Qualm
zerflittert.

Das Schnauben wächst und wächst —

Du stummer Mensch erschreckst —

Du siehst die Wut aus allen Ritzen gähren

Der Kessel*Röhren*Atemdampf
Ist hochgewühlt auf sechzehn Atmosphären:
Gewalt hat jetzt der heiße Krampf:

Das Biest es brüllt, das Biest es brüllt.

Der Führer ist in Dampf gehüllt —

Der Regulatorhebel steigt nach links:

Der Eisen-Stier harrt dieses Winks!:

Nun bafft vom Rauchrohr Kraftgeschnauf:

Nun springt es auf! nun springt es auf!

Doch:

Ruhig gleiten und kreisen auf endloser

Schiene

Die treibenden Räder hinaus auf dem
blänkerndem Band,

Gemessen und massig die kraftangefüllte
Maschine,

Der schleppende, stampfende Rumpf hinter-
her —

Dahinter — ein dunkler — verschwimmen*
der Punkt —

Darüber — zerflattemder — Qualm
GERRIT ENGELKE t

KLEINE MÜNZE. Dem Schicksal dank-
bare Menschen und frohe Gesichter trifft
man nicht dort, wo das Glück sein Füllhorn
schüttet und leert, sondern da, wo es ein
sonniges Lächeln zeigt denen, die Prügel er-
wartet haben. BAER»OOS

HÜTTENWERKE

Hochwerke, wir grüßen euch —

Wie ihr siegverkündend ragt aus dem Dun-
kel der Nacht!

Menschliche Hände erschufen euch,

Daß ihr werden sollet gebärende Macht,
Türmten Träger auf Träger und Stein auf
Stein,

Nun strebt ihr als Denkmal ins Weltall hin*
Und redet von unserem Schaffen. [ein.

Wie unaufhörlich die Drahtseile gehn —
Und Rädergerassel und Wagengedröhn —
Lichtflammen jubeln in Nächte hinein
Von unsern Mühen, von unserm Sein.

Jahrtausende zwang unser Arm zum Licht
In Hämmern und Krachen! Hört ihr es
nicht?

Seht ihr die Leiber der strahlenden Helden,
Die uns die herrlichsten Siege melden?
Siege der Arbeit drängen zum Licht.

Wie — dort im Westen noch Abendglut?
Zürnst du, Gefunkel der Sterne? —
Hochwerke rauschen Licht und Feuersflut
Und schleudern Kränze zu des Himmels
Feme.

Triumph der Tat, wir grüßen dich!
CHRISTOPH WIEPRECHT

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Register
Heinrich Kley: Stereotypen-Giesserei
Gerrit Engelke: Lokomotive
Christoph Wieprecht: Hüttenwerke
Baer-Oos: Kleine Münze
 
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