ALS DEN LEUNAWERKE N
HEINRICH KLEY
TECHNISCHE RUNDSCHAU
Der Londoner Professor Erwin Fischer
hat in einem Vortrage erklärt, er sei von
glaubwürdiger Seite darüber informiert wor-
den, daß die deutsche Industrie ein Mittel
gefunden habe, künstliches Gold herzu*
stellen.
Die Reparationskommission hat sich da-
raufhin sofort überzeugt, daß wir tatsächlich
die schon von Theophrastus Bombastus
Paracelsus und seinen Vorgängern umsonst
gesuchte „Rote Tinktur“ besitzen und
daß die Massenfabrikation von Goldmilli-
arden bisher nur an der Kostspielig-
keit dieses Mittels scheiterte.
Wie übrigens von ebenfalls glaubwürdiger
Seite vermutet wird, will die Kommission
eine solche Massenfabrikation auf jeden
Fall verbieten, weil dadurch das andere
Geld derart entwertet werden müßte, daß
die Entente gezwungen wäre, die deutschen
Zahlungen ausschließlich in hochwertiger
Papiermark statt in minderwertiger
Goldmark zu verlangen. Nachdem aber
Deutschland die Papiermark jederzeit in
unerschöpflicher Fülle zur Verfügung hat,
entfiele für Frankreich der gerechte An-
spruch auf Besetzung des Ruhrgebiets.
Ein Wunderwerk deutschen Erfinderflei-
ßes bildet die vom Reichsfinanzministerium
zur Minderung seiner Arbeitslast in Auf-
trag gegebene „Beanuga“ (Beamten-Notlage-
und Gehalts-Ausgleich) -Maschine.
Durch eine Kette ohne Ende werden die
stündlichen Aufbesserungsanträge der Spit*
zenorganisationen einem danaidenfaßförmi-
gen Behälter zugeführt und ohne Belästi-
gung der Regierung oder des Reichstages
einfach durchgedrückt. Durch ein Bo-
denloch entweicht fortwährend die zur Dek-
kung nötige Anzahl von Banknoten, wäh-
rend ein Zeiger die Preisaufschläge regi-
striert, welche der Handel infolge der ge*
DAS
POLITISCHE WETTERHÄUSCHEN
Es sieht sich wie ein Wetterhaus
’Ne Tageszeitung an:
Bald kommt das Sonnenmädel 'raus
Und bald der Regenmann.
Heut macht dein Blatt dir neuen Mut,
Und leichter atmest du —
Und morgen schreibt es kurz und gut:
Die Meldung trifft nicht zu.
Die Sonnenmaid stimmt morgens an
Ein Lied voll Hoffnungsklang,
Und abends unkt der Regenmann
den dumpfsten Totensang.
Bald hüh, bald hott, bald hin, bald her,
Wie wechselt’s oft und schnell,
— Das ist kein Wetterhäuschen mehr,
Das ist ein Karussell! Kartellen
steigerten Kaufkraft der Beamtenschaft zu
fordern genötigt ist. Die Spitzenorganisa-
tionen brauchen nur die Zahlen abzulesen,
um die neue Notlage ermessen und in An-
träge umrechnen zu können usw. usw.
Leider steht bei dieser Maschine zu be-
fürchten, daß sie von der Kontrollkommis-
sion als perpetuum mobile aufgefaßt und
daher aus Gründen einer deutschen M o-
b i 1 machungsgefahr beanstandet wird.
Aus Bayern kommt die aufsehenerregen-
de Nachricht von der Erfindung eines
Frachtbeförderungsmittels, das
die Eisenbahn sowohl an Raschheit der
Zustellung als an Billigkeit weit über-
trifft.
Die Vorrichtung besteht aus einem soli-
den Holzkasten mit schrägen Seitenwänden,
auf einem Untergestell ruhend, das auf vier
Rädern fortbewegt werden kann. Die Fort-
bewegung geschieht durch die animalische
Kraft sogenannter Zugochsen, welche mit
Wiesenheu gefüttert werden.
Eine Probefahrt Rosenheim-München soll
allseits befriedigt haben. Die allgemeine
Einführung des bahnbrechenden Verkehrs-
mittels ist nur noch von der Erlaubnis der
.Entente abhängig, welche vorläufig in der
leichten Umwandlungsmöglichkeit zu Tanks
(Auswechslung des Holzes gegen Panzer
und der Ochsen gegen Benzinmotoren) eine
schwere Gefährdung Frankreichs
erblicken zu müssen glaubt. J- A' Sowas
5t a
HEINRICH KLEY
TECHNISCHE RUNDSCHAU
Der Londoner Professor Erwin Fischer
hat in einem Vortrage erklärt, er sei von
glaubwürdiger Seite darüber informiert wor-
den, daß die deutsche Industrie ein Mittel
gefunden habe, künstliches Gold herzu*
stellen.
Die Reparationskommission hat sich da-
raufhin sofort überzeugt, daß wir tatsächlich
die schon von Theophrastus Bombastus
Paracelsus und seinen Vorgängern umsonst
gesuchte „Rote Tinktur“ besitzen und
daß die Massenfabrikation von Goldmilli-
arden bisher nur an der Kostspielig-
keit dieses Mittels scheiterte.
Wie übrigens von ebenfalls glaubwürdiger
Seite vermutet wird, will die Kommission
eine solche Massenfabrikation auf jeden
Fall verbieten, weil dadurch das andere
Geld derart entwertet werden müßte, daß
die Entente gezwungen wäre, die deutschen
Zahlungen ausschließlich in hochwertiger
Papiermark statt in minderwertiger
Goldmark zu verlangen. Nachdem aber
Deutschland die Papiermark jederzeit in
unerschöpflicher Fülle zur Verfügung hat,
entfiele für Frankreich der gerechte An-
spruch auf Besetzung des Ruhrgebiets.
Ein Wunderwerk deutschen Erfinderflei-
ßes bildet die vom Reichsfinanzministerium
zur Minderung seiner Arbeitslast in Auf-
trag gegebene „Beanuga“ (Beamten-Notlage-
und Gehalts-Ausgleich) -Maschine.
Durch eine Kette ohne Ende werden die
stündlichen Aufbesserungsanträge der Spit*
zenorganisationen einem danaidenfaßförmi-
gen Behälter zugeführt und ohne Belästi-
gung der Regierung oder des Reichstages
einfach durchgedrückt. Durch ein Bo-
denloch entweicht fortwährend die zur Dek-
kung nötige Anzahl von Banknoten, wäh-
rend ein Zeiger die Preisaufschläge regi-
striert, welche der Handel infolge der ge*
DAS
POLITISCHE WETTERHÄUSCHEN
Es sieht sich wie ein Wetterhaus
’Ne Tageszeitung an:
Bald kommt das Sonnenmädel 'raus
Und bald der Regenmann.
Heut macht dein Blatt dir neuen Mut,
Und leichter atmest du —
Und morgen schreibt es kurz und gut:
Die Meldung trifft nicht zu.
Die Sonnenmaid stimmt morgens an
Ein Lied voll Hoffnungsklang,
Und abends unkt der Regenmann
den dumpfsten Totensang.
Bald hüh, bald hott, bald hin, bald her,
Wie wechselt’s oft und schnell,
— Das ist kein Wetterhäuschen mehr,
Das ist ein Karussell! Kartellen
steigerten Kaufkraft der Beamtenschaft zu
fordern genötigt ist. Die Spitzenorganisa-
tionen brauchen nur die Zahlen abzulesen,
um die neue Notlage ermessen und in An-
träge umrechnen zu können usw. usw.
Leider steht bei dieser Maschine zu be-
fürchten, daß sie von der Kontrollkommis-
sion als perpetuum mobile aufgefaßt und
daher aus Gründen einer deutschen M o-
b i 1 machungsgefahr beanstandet wird.
Aus Bayern kommt die aufsehenerregen-
de Nachricht von der Erfindung eines
Frachtbeförderungsmittels, das
die Eisenbahn sowohl an Raschheit der
Zustellung als an Billigkeit weit über-
trifft.
Die Vorrichtung besteht aus einem soli-
den Holzkasten mit schrägen Seitenwänden,
auf einem Untergestell ruhend, das auf vier
Rädern fortbewegt werden kann. Die Fort-
bewegung geschieht durch die animalische
Kraft sogenannter Zugochsen, welche mit
Wiesenheu gefüttert werden.
Eine Probefahrt Rosenheim-München soll
allseits befriedigt haben. Die allgemeine
Einführung des bahnbrechenden Verkehrs-
mittels ist nur noch von der Erlaubnis der
.Entente abhängig, welche vorläufig in der
leichten Umwandlungsmöglichkeit zu Tanks
(Auswechslung des Holzes gegen Panzer
und der Ochsen gegen Benzinmotoren) eine
schwere Gefährdung Frankreichs
erblicken zu müssen glaubt. J- A' Sowas
5t a