DAS WILDE HEER
Ein französischer Senator brachte die Enthül-
lung, daß Deutschland landwirtschaft-
liche Maschinen besitze, die innerhalb
zwanzig Minuten in Tanks umgewandelt wer-
den können.
Es ist sehr peinlich, daß Deutschland dadurch
wieder als der hinterlistige Sündenbock im
Karpfenteich entlarvt wurde. Aber nachdem das
Kalb einmal aus dem Brunnen, ist es im Inter-
esse der Politik des gegenseitigen Vertrauens
gleich besser, mit den offenen Generalstabs*
Karten nicht mehr länger hinter dem Berge zu
halten.
Also: Die deutsche Landwirtschaft al-
lein schon kann innerhalb fünf Minuten in ein
an der Grenze stehendes Lefevre’sches Sieben-
millionenheer umgewandelt werden. Der
Transport der einzelnen Leute geschieht in klei-
nen Luftballons, in welche die bei der
Landwirtschaft als Berufskleidung verwendeten
(luxussteuerfreien!) Lederhosen durch ein-
faches Zubinden der Öffnungen sinnreich um-
zuwandeln sind. Jeder Mann nimmt eine
Dreschmaschine mit, die überhaupt ohne
besondere Umwandlung zum Dreschen der
Feinde in Benützung tritt. Melkkübel wer-
den durch bloßes Aufstülpen auf den Kopf in
Stahlhelme umgewandelt. Die Gewehre
(in der deutschen Militärgeheimsprache schon
immer als „Latten“ bezeichnet) werden einfach
vom Zaun gebrochen. Jeder Artillerist
bringt sein Geschoß mit (harmlos auch
„Gschpusi“ genannt), sowie für den optischen
Signaldienst ein S t a d e 11 o r, das ja in Deutsch-
land mit Vorliebe zum Winken benützt wird.
Ob der französische Senator mit den land-
wirtschaftlichen Maschinen, welche erst in zwan-
zig Minuten zu Tanks umgewandelt werden
können, Butterzentrifugen, Heurechen oder
Jauchepumpen im Auge hatte, steht dahin. Ver-
mutlich aber letztere. Denn sein Spezialgebiet
ist allem Ansehen nach die Mistproduk-
tion. Gelja
*
EIN NEUES DOKUMENT
Französische Ententekommissionsmitglieder ha-
ben, wie man hört, in einer schwäbischen Pro-
vinzstadt eine Broschüre entdeckt, deren Inhalt
die deutsche Politik stark belastet. Die Tat-
sache der kriegerischen Vorbereitungen und der
gegen Frankreich gerichteten militaristischen
Umtriebe wird glatt zugegeben.
Nach den Aufzeichnungen der Broschüre be-
findet sich in Augsburg eine große Waffenfabrik,
in der eine neue „Vorstoßwaffe“ von ungewöhn-
lichen Ausmaßen hergestellt wird; zur Bedie-
nung derselben seien sieben Mann erforderlich.
Bereits sei ein Truppenteil mit der neuen Waffe
von Augsburg in der Richtung auf den Neckar
abmarschiert, mit der ausgesprochenen Absicht,
das Malefizbiest (ein Schimpfname für die Fran-
zosen) anzugreifen und restlos umzubringen.
Andere Truppenteile würden wahrscheinlich
folgen.
Der Neckar sei hinter dem Schwarzwald und
dort sei die große Aufmarschfront des Feindes.
Dieser Fall wurde in der französischen Kam-
mer besprochen. Kriegsminister a. D. Lefevre
legte die Broschüre auf den Tisch des Hauses
nieder und Barthou bestätigte die Richtigkeit
ihres Inhalts. Das Werk, das den irreführenden
Titel „Die Sieben Schwaben“ führt, ist sofort
nach Washington gesandt worden wo es von
einer schleunigst ernannten Kommission ins Eng-
lische übersetzt wird. Beda
Während das ODOL-Mundwasser den Zweck verfolgt, die Mundhöhle zu desinfizieren,
haben wir mit der ODOL-Zahnpasta ein Präparat herausgebracht, das für die mechanische
Reinigung der Zähne außerordentlich geeignet ist. Die in der
Odol-Zahnpasta
enthaltenen Salze bewirken eine milde, aber nachhaltige Desinfektion der Mundhöhle und
einen sicheren Schutz gegen Zahnfäulnis. Hervorzuhehen ist die überaus feinkörnige Beschaffen-
heit und der eigenartige, aparte Geschmack und Geruch dieses Präparates.
- h a
Erfrischend parfümiertes, antiseptisches Haarwasser für den täglichen Gebrauch. Wirksamer
Bestandteil: veredelter Teer. Gibt dem Haare ein schönes, volles Aussehen u. zarten Glanz.
Nicht schäumend: für sprödes, trockenes Haar. Schaumend: für fettiges Haar und bei bestehender Schuppenbildung.
Zu haben in den Drogen-, Parfümerie- und Friseur-Geschäften
1922 / JUGEND Nr. 2
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
Ein französischer Senator brachte die Enthül-
lung, daß Deutschland landwirtschaft-
liche Maschinen besitze, die innerhalb
zwanzig Minuten in Tanks umgewandelt wer-
den können.
Es ist sehr peinlich, daß Deutschland dadurch
wieder als der hinterlistige Sündenbock im
Karpfenteich entlarvt wurde. Aber nachdem das
Kalb einmal aus dem Brunnen, ist es im Inter-
esse der Politik des gegenseitigen Vertrauens
gleich besser, mit den offenen Generalstabs*
Karten nicht mehr länger hinter dem Berge zu
halten.
Also: Die deutsche Landwirtschaft al-
lein schon kann innerhalb fünf Minuten in ein
an der Grenze stehendes Lefevre’sches Sieben-
millionenheer umgewandelt werden. Der
Transport der einzelnen Leute geschieht in klei-
nen Luftballons, in welche die bei der
Landwirtschaft als Berufskleidung verwendeten
(luxussteuerfreien!) Lederhosen durch ein-
faches Zubinden der Öffnungen sinnreich um-
zuwandeln sind. Jeder Mann nimmt eine
Dreschmaschine mit, die überhaupt ohne
besondere Umwandlung zum Dreschen der
Feinde in Benützung tritt. Melkkübel wer-
den durch bloßes Aufstülpen auf den Kopf in
Stahlhelme umgewandelt. Die Gewehre
(in der deutschen Militärgeheimsprache schon
immer als „Latten“ bezeichnet) werden einfach
vom Zaun gebrochen. Jeder Artillerist
bringt sein Geschoß mit (harmlos auch
„Gschpusi“ genannt), sowie für den optischen
Signaldienst ein S t a d e 11 o r, das ja in Deutsch-
land mit Vorliebe zum Winken benützt wird.
Ob der französische Senator mit den land-
wirtschaftlichen Maschinen, welche erst in zwan-
zig Minuten zu Tanks umgewandelt werden
können, Butterzentrifugen, Heurechen oder
Jauchepumpen im Auge hatte, steht dahin. Ver-
mutlich aber letztere. Denn sein Spezialgebiet
ist allem Ansehen nach die Mistproduk-
tion. Gelja
*
EIN NEUES DOKUMENT
Französische Ententekommissionsmitglieder ha-
ben, wie man hört, in einer schwäbischen Pro-
vinzstadt eine Broschüre entdeckt, deren Inhalt
die deutsche Politik stark belastet. Die Tat-
sache der kriegerischen Vorbereitungen und der
gegen Frankreich gerichteten militaristischen
Umtriebe wird glatt zugegeben.
Nach den Aufzeichnungen der Broschüre be-
findet sich in Augsburg eine große Waffenfabrik,
in der eine neue „Vorstoßwaffe“ von ungewöhn-
lichen Ausmaßen hergestellt wird; zur Bedie-
nung derselben seien sieben Mann erforderlich.
Bereits sei ein Truppenteil mit der neuen Waffe
von Augsburg in der Richtung auf den Neckar
abmarschiert, mit der ausgesprochenen Absicht,
das Malefizbiest (ein Schimpfname für die Fran-
zosen) anzugreifen und restlos umzubringen.
Andere Truppenteile würden wahrscheinlich
folgen.
Der Neckar sei hinter dem Schwarzwald und
dort sei die große Aufmarschfront des Feindes.
Dieser Fall wurde in der französischen Kam-
mer besprochen. Kriegsminister a. D. Lefevre
legte die Broschüre auf den Tisch des Hauses
nieder und Barthou bestätigte die Richtigkeit
ihres Inhalts. Das Werk, das den irreführenden
Titel „Die Sieben Schwaben“ führt, ist sofort
nach Washington gesandt worden wo es von
einer schleunigst ernannten Kommission ins Eng-
lische übersetzt wird. Beda
Während das ODOL-Mundwasser den Zweck verfolgt, die Mundhöhle zu desinfizieren,
haben wir mit der ODOL-Zahnpasta ein Präparat herausgebracht, das für die mechanische
Reinigung der Zähne außerordentlich geeignet ist. Die in der
Odol-Zahnpasta
enthaltenen Salze bewirken eine milde, aber nachhaltige Desinfektion der Mundhöhle und
einen sicheren Schutz gegen Zahnfäulnis. Hervorzuhehen ist die überaus feinkörnige Beschaffen-
heit und der eigenartige, aparte Geschmack und Geruch dieses Präparates.
- h a
Erfrischend parfümiertes, antiseptisches Haarwasser für den täglichen Gebrauch. Wirksamer
Bestandteil: veredelter Teer. Gibt dem Haare ein schönes, volles Aussehen u. zarten Glanz.
Nicht schäumend: für sprödes, trockenes Haar. Schaumend: für fettiges Haar und bei bestehender Schuppenbildung.
Zu haben in den Drogen-, Parfümerie- und Friseur-Geschäften
1922 / JUGEND Nr. 2
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen