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Getreidesilo mit Durchlüftung

GEBR. RANK

MÜNCHEN

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HOCHBAU / TIEFBAU / EISENBETON

Geschäftshäuser Talsperren Wasserkraftanlagen
Industriebauten Hafenbauten Getreidesilos mit
Kohlenwäschen Brücken Zellendurchlüftung

Wasserturm in Hohenbudberg (Rhein)

ehrteste Frau, und veranlassen, daß sich
der junge Mann legitimiert.“

Die Tatsache, daß in der verflossenen
Nacht in der Pension Waldfried ein
Mensch abgestiegen war, sprach sich
nun unter den Gästen rasch herum
und es begann eine wahre Wallfahrt
zur Rechnungsdirektor Bitterlich. Man
wollte sich durch Augenschein von der
höchst merkwürdigen Eintragung im
Fremdenbuch überzeugen und die Rech-
nungsdirektorverfehlte nicht, bei jedem
Anlaß, den richtigen Kommentar an-
zubringen. Die gewünschte Wirkung
blieb nicht aus. Fast sämtliche' Gäste

einigten sich dahin,mit einemMenschen,
der nichts als Mensch sei, nicht weiter
unter einem Dache leben zu wollen.
Nur Dr. Zwicklitzer meinte, boshaft
wie immer, daß es ihn recht sehr freuen
würde, wenn die Eintragung echt wäre.
Aber er sei der Meinung, daß sich unter
der Marke Mensch auch nur ein Be-
amter verberge, von denen es in der
Pension ohnedies schon genug gebe.
Und die Schriftstellerin Klothilde Brö-
selmann bekam gar einen kleinen Begei-
sterungskoller. Sie fand, es liege Frei-
mut und Größe in einem solchen Be-
kenntnis. Auch erinnere sie dieses

kecke Abschütteln alles Konventio-
nellen, vor dem Angesichte der ewigen
Natur, an Rousseau. Und alles in allem
genommen sei es hoch romantisch. Aber
Dr. Zwicklitzer war als respektloser
Spötter bekannt und die Bröselmann
wurde als exaltierte Person überhaupt
nicht ernst genommen.

Während sich so über Paul österle
eine drohende Wolke allgemeinen Miß-
mutes zusammenzog, nutzte der ah-
nungslose junge Mann aus allen Kräften
die Vorteile seines freien, ungebun-
denen Menschentums. Er teilte die
Gäste der Pension sogleich fein säuber-

lich in vier Gruppen. In die älteren
Würdenträger, welche er gelegentlich
mit einem fröhlich-schnalzenden „’n
Morgen“ begrüßte, das wie „Servus
Alter! klang. In die älteren Frauen,
die für ihn vollständig Luft waren.
In die männlichen Altersgenossen, die
er sogleich vertraulich-kameradschaft-
lich behandelte. Und endlich in die
jungen Damen, die er, soweit sie hübsch
waren, mit unwiderstehlicher Liebens-
würdigkeit verfolgte. Besonders Lies*
beth, die Tochter des Hofrates Wer-
chota nahm er aufs Korn und erlebte
die Genugtuung, an einem kurzen Vor-

Original von B Wennerberg
Mm Besitz der Feist Sektkellerei A.G. Frankfurt a.MJ

1922 / JUGEND Nr. 2 » Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

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