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Hirten

Holzschnitt von Ludwig v. Hofmann

Einsamkeit

Was schreckst Vu mich mit solchen Träumen,

Und machst mich heiß und sehnsuchtsblind,

Wenn meine Tage doch so einsam sind!

Nun lausch ich alle Stunden in die Ferne,

Doch sie bleibt stumm, und zeitigt keinen Schritt,
Und nur mein Blut geht laut und pochend mit.

Und meines Heimwehs Wüste ist befallen
vom Schatten einer Wolke, taudurchtränkt.

Die sich befruchtend auf die Gärten senkt —

Daß meiner Seele sandverwehte Dürre
Wunschhände, heiß und hungernd, aufwärts treibt.

Dle Wolke zieht — und weiße Sonne bleibt
Und lächelt glutend, grausam, stumm und irre,
alle« w-ttz von Ruckte>chell

%

Oer Irre

So wie ln einem abgefchlofsnen Raum
der Drgel mächtiger Reglsterton
die Fenster elndrückt, war der Schlag, davon
sein leben jäh zerbarst und wurde Traum.

Nun welkt sein Auge, und dle leere Hand,
dle einmal königliche Wunder schrieb,
hat unter Tags den Hund des Wärters lieb
und malt im Abend Schemen an die Wand.

Nur hin und wieder bricht die alte Dual
mit heißem Schrei ins nachtende Gehirn,
wie alles kam .. und war .. Dann trägt die Stirn
das Mal der Stunde, und sein Bllck wird Stahl.
Willibald Dmankowvkl

Erweckung

Ls war das lled mir ganz versiegt.
Gleich der Kaskade, die verschneit
2n starren Traum gebunden liegt
3m öden park, zur öden Zeit.

Da klang dein Wort — o tiefe lust!

D Wärme, llcht, o Sonnenschein!

Was dehnt so schmerzlich sich dle Brust ?
Horch, leise tropft es auf den Stein.

Alexander Müller

*

Junge Krauen

Vas ist das lächeln junger Frauen:

Ls sehnen dle Augen, müd vom Gluck,

Sich in das Dunkel der Nächte zurück.

Um Gott zu schauen.

Ihrer Hände weich Bewegen
Gleitet leise durch den Raum.

Alles Denken lst ein Traum:

Sinn der Welt ist eines Mannes Segen.

Alles an dir lst neue Gebärde.

So legtest du nle zuvor dle Hände,

Und dein Blick geht ohne Lnde
Zn den tiefsten Schoß der Lrde.

Alles an dir lst furchtsamer Mut:
Dein Gang — treusorgendes Behüten!
Dein Träumen — liebendes vergüten.
Du bist dir selbst das kostbarste Gut.
Friedrich Lläd«

Unö öu?

Schwer flnd der Künstler Seelen zu berennen,
Indes, an ihren Frauen sollt ihr fle erkennen.

Was machtest du aus deinem Weib! —

Linen Zeitvertreib.

Und was hast du aus deiner Frau gemacht? —
Line Schlacht.

Und du aus deiner, du Genie? —

Zwei Romane, sechs Novellen, sechzehn Witze, eine
Und du, was ward aus deines Hauses Zier ? [Elegie.
Ich machte nichts aus ihr, sie machte was aus mir.

Und du, verträumter, was brachtst du ihr dar?
Mich selbst. -

Und sonst? -

Ich ließ sie, wie sie war.

8rih Müller-Partenklrchen



Eröe unÜ ick,

Wie dle Unendlichkeit umsternte
seit Lwlgkeiten deine Spur,
so wardst du Sonnensaat und ,Linie;
und ich auf dir ein Vogel nur ...

Du flammst einher im Sternenrelgen,
selbst als ein Stern der Allnatur,
vor dem sich Sonn und Mond verneigen;
ich flieg dahln, ein Vogel nur...

Urwlldgcwaltige Weltallsweisen
stürmen um delne Flut und Flur;
ich fing — kaum hörbar — meine leisen
lieber auf dir — ein Vogel nur...

branz Schütt

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Register
Alexander Müller: Erweckung
Ludwig v. Hofmann: Hirten
Alice Weiß geb. v. Ruckteschell: Einsamkeit
Willibald Omansen (Omankowski): Der Irre
Franz Schütt: Erde und ich
Friedrich Gläbe: Junge Frauen
Fritz Müller-Partenkirchen: Und du?
 
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