bild einer Dampfmaschine! Seht bloß die lächerliche Rauchrohre, wie ein
Gänsehals, und den winzigen Bauch! Und erst die Räderlein! Das ist ge-
wiß ein Uhrwerk für kleine Rinder!"
„IMd) komischer Rolbenbetried!" lachte die Schnellzüglerin, „liegt wie
eine Säge oder ein Pumpwerk quer über dem ganzen Ving!"
„Line Radspur wie eine Handspanne," wunderte sich die Dänin. „Schaut
nur, die Rädchen haben rings Zähne und innen nochmals Zähne. . . wie
alte weiblein, die sich gegenseitig schieben und stutzen... wollen wir mal
ein Wetirennen veranstalten mit solchen 8euerspritzlein, Vetter?"
Der puffte vor Lachen und ward noch einmal so gewaltig in seiner Große
und seinem Geistesausdruck....
Da trat ein Mann in die Halle, der einen Rnaben von etwa 14 fahren
vor den Glasschiank führte. „Schau dir diese kleine Maschine genau an,
Werner! Ls ist die erste Dampflokomotive, die für Nutzlasten überhaupt in
Betracht kam. 180z erbaute sie der englische Maschinenbauer Trevithick, um
einem Grubenbesitzer zu beweisen, daß die Dampfkrast praktisch brauchbar
sei. Und wenn das kleine Ding es mit einer Last von 17 Tonnen auch nur
bis zu einer anständigen 8ußgängergefchwindigke!t brachte — ohne wagen
auf 27,7 Rilomeler in der Stunde — so wuchs doch aus dieser Ronstruk-
tion, die bereits den Auspufsdampf zum Vorwärmen des Resselspeisewassers
benutzte, unser ganzer Llsenbahnbetrieb heraus, wie wir ihn heute für un-
entbehrlich halten. Stephensons berühmte Lokomotive, die Rakete, die
26 Zahre später den Sieg über alle anderen Maschinen davontrug sowohl,
wie unsere modernen Riesen, auch diese gewaltige Gebirgs-Tenderloko-
motive mit ihren 100 Tonnen Ligengewicht verdanken ihr Dasein diesem
bescheidenen eisten Heißdampskesselchen hier. .. wie große Männer ihre
besten Anlagen ihrer Mutter — ihrer Ahne — verdanken, vergiß das nie,
mein Zunge: was deine Mutter, die dich gebar, dir körperlich und seelisch
mitgibt aus den Lebensweg, das ist nur Material, Rraft und Werkzeug zum
Weiterbau eines Lebens, dar sich von Stufe zu Stufe vervollkommnet. Und
schäme sich keiner, der die Höhen der Menschheit erreichte, der bescheidenen
Anfänge seiner Zugend: ohne die Stufen, die die Vergangenheit uns baute,
steigen wir nicht empor in die Zukunft!"
Sie gingen weiter.
Der isotonnige warf einen dunkelleuchtenden Blick auf das Lokomotlo-
chen von 180z... „Mutter!" murmelte er respektvoll. „Mutter! wer weiß,
ob wir nicht auch einmal so im Glaskasten stehen und von unseren Lnkeln
verlacht werden!"
L i e b a h n
Radierung von Herbert Lehmann
897
Gänsehals, und den winzigen Bauch! Und erst die Räderlein! Das ist ge-
wiß ein Uhrwerk für kleine Rinder!"
„IMd) komischer Rolbenbetried!" lachte die Schnellzüglerin, „liegt wie
eine Säge oder ein Pumpwerk quer über dem ganzen Ving!"
„Line Radspur wie eine Handspanne," wunderte sich die Dänin. „Schaut
nur, die Rädchen haben rings Zähne und innen nochmals Zähne. . . wie
alte weiblein, die sich gegenseitig schieben und stutzen... wollen wir mal
ein Wetirennen veranstalten mit solchen 8euerspritzlein, Vetter?"
Der puffte vor Lachen und ward noch einmal so gewaltig in seiner Große
und seinem Geistesausdruck....
Da trat ein Mann in die Halle, der einen Rnaben von etwa 14 fahren
vor den Glasschiank führte. „Schau dir diese kleine Maschine genau an,
Werner! Ls ist die erste Dampflokomotive, die für Nutzlasten überhaupt in
Betracht kam. 180z erbaute sie der englische Maschinenbauer Trevithick, um
einem Grubenbesitzer zu beweisen, daß die Dampfkrast praktisch brauchbar
sei. Und wenn das kleine Ding es mit einer Last von 17 Tonnen auch nur
bis zu einer anständigen 8ußgängergefchwindigke!t brachte — ohne wagen
auf 27,7 Rilomeler in der Stunde — so wuchs doch aus dieser Ronstruk-
tion, die bereits den Auspufsdampf zum Vorwärmen des Resselspeisewassers
benutzte, unser ganzer Llsenbahnbetrieb heraus, wie wir ihn heute für un-
entbehrlich halten. Stephensons berühmte Lokomotive, die Rakete, die
26 Zahre später den Sieg über alle anderen Maschinen davontrug sowohl,
wie unsere modernen Riesen, auch diese gewaltige Gebirgs-Tenderloko-
motive mit ihren 100 Tonnen Ligengewicht verdanken ihr Dasein diesem
bescheidenen eisten Heißdampskesselchen hier. .. wie große Männer ihre
besten Anlagen ihrer Mutter — ihrer Ahne — verdanken, vergiß das nie,
mein Zunge: was deine Mutter, die dich gebar, dir körperlich und seelisch
mitgibt aus den Lebensweg, das ist nur Material, Rraft und Werkzeug zum
Weiterbau eines Lebens, dar sich von Stufe zu Stufe vervollkommnet. Und
schäme sich keiner, der die Höhen der Menschheit erreichte, der bescheidenen
Anfänge seiner Zugend: ohne die Stufen, die die Vergangenheit uns baute,
steigen wir nicht empor in die Zukunft!"
Sie gingen weiter.
Der isotonnige warf einen dunkelleuchtenden Blick auf das Lokomotlo-
chen von 180z... „Mutter!" murmelte er respektvoll. „Mutter! wer weiß,
ob wir nicht auch einmal so im Glaskasten stehen und von unseren Lnkeln
verlacht werden!"
L i e b a h n
Radierung von Herbert Lehmann
897