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ZUR STABILISIERUNG
DER MARK

ist ein neues Verfahren entdeckt
worden, das gleichze tig der Noh-
len-Not, Bau-Not und der Not
des Deutschen Reichs ein Lnde
macht und zwar automatisch. Das
Deutsche Reich muß bekanntlich
an die Franzosen soviel Nohlen
leisten, daß die Reichseisenbahnen
nicht mehr fahren könnten, wenn
— uns die Lngländer nicht ihre
eigenen Nohlen dafür verkauften.

Das tun diese nun gerne und be-
rechnen uns dafür nur zo Milliar-
den Mark.

Nun hat alle Nohlennot ein
Lnde und für die zo Milliarden
Mark treten wir ihnen deutsche
Wälder ab. — Die Engländer
schlagen diese Wälder nieder,
liefern uns das Holz als Bauholz
zu dem höchst anständigen Preise
von 180 Milliarden Mark, und
alle Wohnungsnot hat ein Lnde:
wir bauen ein Haus ums andere.

Für die 180 Milliarden Mark ver-
langen die Lng'änder nichts als
die fertigen Häuser, die sie dann
beziehen, und nun ist der Lng-
länder bei uns stabilisiert und die
Mark auch. Denn sie gilt dann ein-
fach einen Schilling und wir gel-
ten nichts, aber wir brauchen uns um das
Deutsche Reich keine Sorgen mehr zu machen.

Puck



RANDBEMERKUNG

Als Beispiel für die gegenwärtige Kot der wissenschaftlichen §vr-
schungsstätten wird u. a. der Umstand angeführt, daß für wichtige
biologische Studien keine Versuchstiere mehr zu haben find.

Mit Zorn und Bangen muß man wieder hören:
Wie Not und Mangel jene Zirkel stören.

Die sich gezogen still und unersöstasst
— Die grundsolide deutsche Wissenschaft!
Zndes Papiermilliarden sich verrollen

Zn Futterkrippen, die schon hochgeschwollen,
Wird sie behandelt wie der ärmste Schlucker
Und abgespetst mit einem Achselzuckerl
Nur was betrifft des Biologen NIage,

Go fchemt's, gottlob, daß diese Lebensfrage
Venn doch auf höheres Zntrcsfe stößt,

3«, daß sie beinah ohne Rest gelöst:

Sieht man nicht jene, die die Drähte ziehen,

Sich mit Lrsolg um das Problem bemühen.
Wie sich Alldeutschland stetig sortentwickei'

Zum PermanentpatentversuchskarnikeN

z.r>. s.

*

„FAIR PLAY"

Bonar Law erklärte in einer zu Glasgow ge-
haltenen programmrede, er jeiausrichtig bestrebt,
das alliierte Frankre ch „fair" zu behandeln.

Zn deutschen Nreiicn ist man sehr gespannt,
ob sich Frankteich eine so unverschämte An-
drohung ruhig bieten lassen wird. ®.

Koniaö Bumke

der reichste Mann der Welt (nicht Henry Ford) Multi > Billiardär und Besitzer einer
eigenen Stadt („Bumke - lity" am „Rumke-river", dem einzigen elektrisch geheizten
Fluß der Welt: zo° <k.). Bumke ist der bekannte Lrflnder des Luftdrucks!

GLEICHES RECHT FÜR
ALLE!

Nach einer Londoner Zeitungs-
meldung hat die englische Regie-
rung einen Namps zwischen dem
englischen Boxer Tom Beckett und
dem Neger Battling Siki ver boten
mit der Begründung, daß ein
Namps zwischen Farbigen und
Weißen gefährliche Leiden-
schaiten erwecken könne.

Diese staatskluge Entscheidung
soll namentlich in dem durch lang-
jährige Waffenbrüderschaft eng
verbundenen Frankreich großen
Anklang gesunden haben. Man ist
allgemein der Ansicht, daß es ein
verächiliches Beginnen ist, die
menschlichen Leidenschaften da-
durch aufzustacheln, daß man
schwarze auf weiße Menschen los-
läßt. Zm übrigen sollen im näch-
sten Frühjahr noch einige senega-
lesische und tunesische Schühenr-
gimenter in rhemische Garnisonen
gelegt werden. 8.°.».,

FEIE RTAG E

MENETEKEL

Rekchskanz'er wlrth hat den auswärtigen 5lnanzsachverständlgen einen
Bierabend gegeben.

Die Mitternacht zog längst dahin,

Zn Wein und Schnäpsen schwelgt Berlin.

Nur oben in des Nanzlers Schloß
Da rufen die Nellner: „Ächtung! Soßl"

Dort oben in des Nanzlers Saal,

Da schäumt noch Bier im Glaspokal.

Die Gäste saßen in schimmernden Relh'n
Und sprachen von Pleite und Goldanleih'n.

Sie sprachen vom üblen Versailler Wahn
Und sprachen von ihrem Sanierungsplan.

Sie sprachen gelehrt und glaubensstark
von Hebung und Stabilisierung der Mark.

Und der Kanzler hebt hastig sein Glas zum
Mund

Und ruset laut in des Saales Grund:

„Zum Teufel die ewige Inflation,

Lin Prosit der herrlichen Stützungsaktion l"

Doch kaum das große Wort verklang.

Dem Nanzler ward's heimlich im Busen bang.

Und sieh! Und sieh! Line Menschenhand,

Sie schrieb an die Tafel vom Soalesrand,

An die schwarze Tafel aus weißer Wand
LineZahl, ungeheuer, undschriebundverschwand.

Der Nanzler stieren Blicks da saß
Mit schlotternden Nniecn und totenblaß.

Die Gäste lasen, doch keiner verstand
Die riesige Zahl an der weißen Wand.

Ver Dollar hat's aber in selbiger Nacht
Zu einem neuen Rekord gebracht.

3. -3. Sowas

Zuverlässigen Nachrichten zufol-
ge beabsichtigt die französische
Volksvertretung, den 17. Dktober
(den Tag der Kapitulation von Metz im Kriege
1870/71) zum Nationalfeiertag zu ernennen.

Zm englischen Unterhause ist der Antrag ein-
gcbracht worden, den Jahrestag der Niederlage
am S ageri ak zum Nationalfeiertag zu erklären.

Bei den Griechen besteht Neigung, sämtliche
Niederlagen, die sie in den letzten Monaten er-
litten haben, als Nationalfeiertage zu begehen.

Die Firma Meyer & Müller Akt.-Ges. in L qu.
trägt sich mit der Absicht, die Wiederkehr des
Tages ihrer Nonkurserklärung durch eine Jubel-
feier zu begehen.

Und in Veutfch'and hat man in gewissen Krei-
sen noch immer nicht den plan aufgegeben, den
9. November zum Nationalfeiertag zu machen.

8.«.».

*

HUMOR DES AUSLANDES

Aus der Religionsstunde. Lehrer:
„Moritz, sag mir, wie erging es dem Volke Zsrael
nach der babylonischen Gefangenschaft?"

Moritz: „Danke, ganz gut."

Splitter. Zn der Zugend jagen wir nach
dem Glück, im Alter sind wir zufrieden, wenn wir
dem Unglück aus dem Wege gehen können.

Nur echte Frauen tragen falsche Haare.

Boshaft. „So oft ich Sie sehe, muß ich au
das Sprichwort denken: ,Wcm Gott ein Amt
gibt, dem gibt er auch verstand/"

„Aber ich habe ja gar kein Amt."

„Nun, da sehen Sie, wie richtig das Sprich-

wolt ist. Aus dem .Szczutek'

901
Register
Puck: Zur Stabilisierung der Mark
[nicht signierter Beitrag]: Fair play
F. a. B.: Gleiches Recht für alle!
F. a. B.: Feiertage
J. A. Sowas: Menetekel
J. A. S.: Randbemerkung
Willy Hallstein: Konrad Bumke
 
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