Vom Naturaltarif
Die Lehrer-Organisten von Mosbach fordern als
Vergütung für ein gewöhnliches Hochamt zur
normalen Kirche-nzeit den jeweils geltenden Preis
von zwei Litern Milch.
Auf dieser Grundlage läßt sich der weitere Aus-
bau des Tarifs nach dem Zulagensystem etwa in
folgender Weise bewerkstelligen:
für ein Früh-Hochamt. 2 Liker Milch und
5o Gramm Bohnenkaffee;
für ein Trauer-Hochamt .... 2 Liter Milch und
7 Gläfer Bittern;
für ein Hoch;eitS-Hochamt ... 2 Liter Milch und
1 Flasche MatheuS Müller;
für ein Firmungs-Hochamt... .2 Liter Milch und
2 Flaichen Mosel;
für ein Fahnenweih-Hochamt . 2 Liter Milch und
5 Maß Starkbier;
für ein Kirchweih-Hochamt. . . 2 Liter Milch und
5 Maß Starkbier und 2 Flaschen Mosel und
1 Flasche Matheus Müller und 7 Gläfer Bittern
und 5o Gramm Bohnenkaffee und 75 Gramm
nux vomica. ©eija
♦
Cin Gemütsmensch
Zwei Freunde fahren von München nach Lands-
Hut. Der eine starrt unverwandt ins Gepäcknetz,
ohne zu sprechen. Endlich wird dem andern die
Sache zu dumm, und er ffagt:
„Na, was stierst denn immer auf einen Punkt,
wie 'ne Somnambule?"
„Ja weißt ich paß auf meinen Koffer auf, mit
dem deinen ist schon in Moosach einer auSge-
stiegen." (?. L. H.
Richard Rost
Der unheimliche Gast
„Laß ihn in Gottes Namen weiter schreien.
Das Esten versteht er noch weniger
wie 's Singen."
A-B-C-Schühenlied
von 1890, mit Randglossen von 1922
Schlägt eg morgen halber acht,
spring ich auf von meinem Stuhl
— (um zweitausend Mark, wie billig
liefert ihn der Schreiner willig). —
Alles wird zurecht gemacht,
wag ich brauch in meiner Schul':
von dem Nagel — (ä Mark drei.
ob er noch so sehr verrostet) —
kommt die Kappe — (sie hat neu
fünfzehnhundert Mark gekostet). —
Umgehängt — (am Riemen stark
um zweihundeitfünfzig Mark) —
wird die Mappe — (wenn nur Pappe,
kriegt sie um achthundert Jeder;
' um achttausend, wenn von Leder!) _
eingefäckelt Buch. — (Bewein' es:
unter hundert Mark gibts keines!)
Buch und Schrift — (ein jedes Heft
sechzig, im Papiergeschäft) —
Tafel — (kostet hunöertvierzig) —
Lineal — (auf achtzig wird sich
stellen eins von Holz) — und Stift . . .
— (zu fünf Mark der Griffel, aber,
schreibst du in das Heft die Schrift,
unter fünfzig Mark kein Faber).
Nicht vergeß ich aber auch,
wag ich fönst noch alles brauch'-
— Sonst noch aüeä? Schweige! Schweige
und vergiß! Mein Portinonnä
leert schon jetzt sich bis zur Neige . . .
Geh, mein teures Kindchen! Geh!
21. D. 31.
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
944
1922 /JUGEND Nr. 24
Die Lehrer-Organisten von Mosbach fordern als
Vergütung für ein gewöhnliches Hochamt zur
normalen Kirche-nzeit den jeweils geltenden Preis
von zwei Litern Milch.
Auf dieser Grundlage läßt sich der weitere Aus-
bau des Tarifs nach dem Zulagensystem etwa in
folgender Weise bewerkstelligen:
für ein Früh-Hochamt. 2 Liker Milch und
5o Gramm Bohnenkaffee;
für ein Trauer-Hochamt .... 2 Liter Milch und
7 Gläfer Bittern;
für ein Hoch;eitS-Hochamt ... 2 Liter Milch und
1 Flasche MatheuS Müller;
für ein Firmungs-Hochamt... .2 Liter Milch und
2 Flaichen Mosel;
für ein Fahnenweih-Hochamt . 2 Liter Milch und
5 Maß Starkbier;
für ein Kirchweih-Hochamt. . . 2 Liter Milch und
5 Maß Starkbier und 2 Flaschen Mosel und
1 Flasche Matheus Müller und 7 Gläfer Bittern
und 5o Gramm Bohnenkaffee und 75 Gramm
nux vomica. ©eija
♦
Cin Gemütsmensch
Zwei Freunde fahren von München nach Lands-
Hut. Der eine starrt unverwandt ins Gepäcknetz,
ohne zu sprechen. Endlich wird dem andern die
Sache zu dumm, und er ffagt:
„Na, was stierst denn immer auf einen Punkt,
wie 'ne Somnambule?"
„Ja weißt ich paß auf meinen Koffer auf, mit
dem deinen ist schon in Moosach einer auSge-
stiegen." (?. L. H.
Richard Rost
Der unheimliche Gast
„Laß ihn in Gottes Namen weiter schreien.
Das Esten versteht er noch weniger
wie 's Singen."
A-B-C-Schühenlied
von 1890, mit Randglossen von 1922
Schlägt eg morgen halber acht,
spring ich auf von meinem Stuhl
— (um zweitausend Mark, wie billig
liefert ihn der Schreiner willig). —
Alles wird zurecht gemacht,
wag ich brauch in meiner Schul':
von dem Nagel — (ä Mark drei.
ob er noch so sehr verrostet) —
kommt die Kappe — (sie hat neu
fünfzehnhundert Mark gekostet). —
Umgehängt — (am Riemen stark
um zweihundeitfünfzig Mark) —
wird die Mappe — (wenn nur Pappe,
kriegt sie um achthundert Jeder;
' um achttausend, wenn von Leder!) _
eingefäckelt Buch. — (Bewein' es:
unter hundert Mark gibts keines!)
Buch und Schrift — (ein jedes Heft
sechzig, im Papiergeschäft) —
Tafel — (kostet hunöertvierzig) —
Lineal — (auf achtzig wird sich
stellen eins von Holz) — und Stift . . .
— (zu fünf Mark der Griffel, aber,
schreibst du in das Heft die Schrift,
unter fünfzig Mark kein Faber).
Nicht vergeß ich aber auch,
wag ich fönst noch alles brauch'-
— Sonst noch aüeä? Schweige! Schweige
und vergiß! Mein Portinonnä
leert schon jetzt sich bis zur Neige . . .
Geh, mein teures Kindchen! Geh!
21. D. 31.
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen
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1922 /JUGEND Nr. 24