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Chidher

(sehr frei nach Lückert)

Chidher, der ewig junge, sprach:

„Vorkausen muß man, sonst kommt man nicht nach!"

Und er ging des Morgens früh in die Stadt,

Nach Lebensmitteln stand ihni der Sinn.

Ein Laöenfenster schimmerte matt:

Da stand eine Büchse Kondensmilch darin.

„Wie, hundert Mark? — Das ist ja ein Hohn!"

Der arme Chidher entrüstet schreit.

Darauf das Fräulein mit ruhigem Ton:

„So viel schon koftet's feit Ewigkeit!"

Und nachmittags — Gott soll ihn bewahren —

3fi er desselbigen Weges gefahren.

Da kam er am selben Geschäfte vorbei

Und sah in die Scheibe voll Hunger und Durst.

„Da steht noch die Büchse Kondensmilch, ei, ei.

Nun wecö' ich ste kaufen! Nun ist es mir Wurst!

Wie? Zweihundert Mark? — Das ist ja ein
Hohn!"

Der arme Chidher vertattert schreit.

Darauf das Fräulein im sanftesten Ton:

„So viel schon kostet's seit Ewigkeit!"

Und gegen Abend — Gott soll ihn bewahren —

3st er desselbigen Weges gefahren.

Und wiederum trat er an'S Fenster heran.

Sein Magen knunte mit lautem Gebrumin,

Und wieder lacht' die Kondensmilch ihn an
„3estt muß ich dich kaufen! Sonst falle ich um!

„ UZie? Dreihundert Mark? — Das ist ja ein Hohn!"
Der arme Chidher verzweifelt schreit.

Darauf das Fräulein in lächelndem Ton:

„So viel schon kostet's seit Ewigkeit!"

Und morgen ftüh — Gott soll ihn bewahren —
Wird er desselbigen Weges fahren.

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*

2ldstchee, Herr Dokter Wirth!

Von eme alde Frankforoer

D könnt ich mich verstelle.

So wie merrsch braacht unn will,

3ch ließ jetz Thräncher quelle
Grad wie e Krokodill.

Doch ach, ich kann net preise
Dei Kanzlerweike groß —

Du warst anstatt von Eise
E Gunnnilnännche bloß!

Liliks dhat der Sozi roppe,

Rechts zog des Zentrum dran,

So dhalstöe Hippe, Hoppe,

Als wie e Hampelmann.

Dhatü stets vcrjchichtert stehe:

„Steiht merr auch kaans uft's Dach?"

Unn wer Dei Schwäch' gesehe.

Der rief: „Es wecö merr schwach!"

Unn jetz? — Ach, wer kann's wisse!

'S werö kaum viel besser wern!

Solang merr so zerrisse.

Leucht' uns kaa neuer Stern!

3ch lasst mei Köppche hange
Unn jeusz' des bittre Wort:

„Der Wirth, der is gegange.

Die Wirtschaft dauert fort . . . .!"

In der heiligen Nacht

Die Nacht hält ihren Atem an.

Daß üch die Flocken nicht verwehen.

Die Sterne kommen selig groß.

Als wollten sie in Hochzeitskammern gehen.

Und wie ein Kuß, von Gott gegeben,

3st jede Flocke, die auf meiner Lippe liegt.

Er hat ein ewig Glück mir nur ins Ohr gesagt. — —
3ch sehe, wie er groß an mir vorüberstiegk.

Mnx Iungnickel

*

Vertagte Konferenzen

Und immer wenn die Entscheidung

Man endlich ernsthaft mal wagt.

Dann plötzlich steht in der Zeitung:

„Um einen Monat vertagt."

Und wieder ring' ich die Hände:

„Schon wieder verschoben das Ziel!

Kommt nie denn der Schacher zu Ende?

Das widerwärtige Spiel?

Hat Niemand den Muk denn zu Taten?

Traut sich denn Keiner daran?

So viele Herrn Diplomaten

Und scheint's kein einziger Mann!"

Zum Kotzen ist es! 's ist scheußlich!

Gott selber denkt sich verzagt:

„D hätt' ich doch damals wohlweislich

Die Schöpfung des Adams — vertagt . . .!"

Helios

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Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

948

1922 / JUGEND Nr. 24
Register
Helios: Vertagte Konferenzen
Der alde Frankforder: Adschee, Herr Doktor Wirth!
Karlchen: Chidher
Max Jungnickel: In der heiligen Nacht
 
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