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Ham ©' so was schon g'hört?

Am Erschien, da werd
Wieda d' Iahrzahl vermehrt,

Aba moanas wia vui??

Bloß um OanS Komma Bull
— Statt daß ma's g'nau so macht
Und glei vertausendfacht,

Wia 's jetz Manier is,

Wia's beim Kaas und beim Bier is
Und beim Butta und Zwiefi
Und beim Huat und beim Stiefi!

Das alte Märchen von den
drei Wünschen

Es war einmal ein altes Ehepaar,
das war soweit ganz ehrlich: es schob
nicht, noch wucherte es mit Lebens-
mitteln, noch spekulierte cs, und deshalb
ging es ihm auch recht schlecht.

Da erschien ihm eine Fee - und
sagte:

„Drei Wünsche seien Euch gewährt!
Überlegt Euch die Sache gründlich, cs
eilt gar nicht!"

Oie Frau aber rief voreilig: „O bätte
ich doch sünshunderttaujend Mark!"

Die Fee lächelte und sprach: „Dein
A uiych ist bereits gewährt, denn Ihr
habt ein Doppelbett, und das ist sogar
lechshunderitausend Mark wert!"

»-sein!" schrie der Mann, „eine
"iillion will ich!!"

»Du hast sie!" sagte die Fee. „Denn
Eure schäbige Kücheneinrichtung kostet
heute bereits über eine Million!"

„Dann will ich fünfhundert Dollars
haben!!" — begehrte nun die Frau
gierig.

„Das tut mir leid," bedauerte die
Fee, „aber ich bin eine deutsche Fee, und
so reich ist unser ganzes Feenreich nicht!"

Mit diesen Worten verschwand sie
rind kam nie wieder. Und das Ehepaar wäre
zeitlebens arm geblieben, wenn -, ja, wenn
es nicht einen zwölfjährigen Schulknaben in
Pension zu sich genommen hätte: von dem
lernten sie das Schieben und Spekulieren, und
jetzt geht es ihnen ausgezeichnet. Kar>ch°»

A

Richard Rost


D i e Ovation

Ein Opfer spontaner Ovation seiner treuen
Untertanen wurde vor kurzem S. M. König
Boris von Bulgarien. Bei einem Auto-
mobilausflug ohne Begleitung in die Nähe von
Sofia wurde er von glühenden Verehrern mit
Salutschüssen überfallen und gebe'en, ihnen
Andenken an den teuren Landesfürsten zu
überlassen.

Vor allem schwärmten sie für sein Bildnis
auf Münzen und Banknoten, und als er dies
Alles hergcgcben, erbaten sie in Liebe auch das
dazugehörige Portefeuille und Portemonnaie.
Sie rissen ihm dann, aus lauter Begeisterung,
die Uhr nebst Kette und sogar die Kleider vom
Leibe, denn jeder wollte eine Erinnerung an den
geliebten Landesvater mit nach Hause bringen.
Ihre ihm hingebungsvoll angebotenen eigenen
Kleidungsstücke lehnte derMonarch dankend ab,
worauf ein kleiner Junge in herziger Weise ein
Stück aus Andersens Märchen vorlrug. Es
lautete: „Du bist ein König auch in Unterhosen."
Se. Majestät wo lte in die Tasche greifen, um
Geld unter das Volk zu werfen, bemerkte aber,
daß die Taschen in der Oberhose waren. Das
Bolk nahm die huldvolle Gabe als empfangen
an und verschwand, da Se. Majestät nur mehr
>n intimster Toilette war, diskret in den
Wäldern. A. D. rr.

Zielbewußt

,D' Hauptfach' is, das; ma mit die Eier naufgeh'n,
na' kkmmt da Dollar ganz von selber nach."

Mühle n - Romantik

In der Mittclmühle in Hameln erschien ein
Mann, der sich als Geheimpolizist zum Schutz
der Mühle gegen räuberischen Überfall ein-
führte, in der Nacht aber mit allen Gold- und
Silbersachen und drei Milliarden Bargeld
verschwand. Man sicht, das Müllern ist eine
gewinnbringende Tätigkeit und begreift so auch
allmählich, warum das Brot immer teurer wird.
Jedenfalls müßten die Müllerlieder darnach zeit-
gemäß in etwa folgender Weise geändert werden:

Milliarden sind des Müllers Lust —
Milliarden!

Das müßt' ein schlechter Müller sein,

Der nähm' nicht drei Milliarden ein —
Milliarden!

Oder:

Eine Mühle seh' ich winken
aus den Erlen heraus,
drei Milliarden Pinke-Pinke
sind sicher km Haus.

Oder:

War es also gemeint, mein rauschender Freund?
Dein Singen und Klingen war es also gemeint?
„Milliarden sind drin" — so lautet der Sinn —
Geld — Hab ich's verstanden? Milliarden sind
drin!

Oder (vom Herrn Einbrecher zu singen):
Guten Morgen, schöne Mülliardin!

Wo steckst du gleich? Im Kasten drin?

Ich laß dich mit mir gehen!"

Oder (ebenso):

Bächlein, laß dein Rauschen sein!

Räder, stellt euer Brausen ein!

Die geliebten Milliarden sind mein,

sind mein! A. D. rr.

Ham S' so was schon g'hört?

„prost Neujahr!" werd da plärrt
Und Spassettln wer'n g'macht
Und Rakettln verkracht
Und g'suffa und g'lacht
Bei Musi und Tanz
Und koa Mensch'nseel spannl's.

Daß da Kalenda net
Aa mit 'n Index geht.

Wo, bis ma 's Glasl lupft,

Tausend Strich ausfihupst.

Mir gangst' — Nix für unguat:

Vor 's Jahr net an Sprung luat,

Wia da Kaas und da Butta
Und die ganze Valuta,

Und net vielleicht am End
Sämtliche 3eitumständ'

Und der Welt ihr Fasson
Anno Eine Million
Neunhundertdreiazwanz'gtausand
Nimmer gar a so mau fand
Und die Aussicht'n bessa
Und d' Vernumpft wieda grössa,

Ehbevor kriagt 's mi net
Zu der Festivität,

— Ausg'numma, 's passierat
Und a Spezl spendierat

A halbate Oransch'n

Zum Wassapunschpantsch'n

Und sonst a meng no was . . .

— Nacha „prost!" halt! 3. A. <s°w»s

*

Katastrophe

Natürlich sind's wieder die Preußen,

Die noch vergrößern die Not
Mit ihrem einfach monstreußen

Blödsinnigen Tanztee-Verbot.

Ein Irrsinn im großen und ganzen.

Ein kindischer Firlefanz,-
Warum soll beim Tee man nicht tanzen
Und Tee nicht trinken beim Tanz?

Was machen wir nun mit den vielen
Kulistätten schwofrischer Freud',

Den Bars und sonstigen Dielen? —
Vereinsamt liegen sie heut.

O Deutschland, was mußt du leiden,

Wie saugt und preßt man dich aus.

Doch daß sie dir dies noch beschneiden-

(Scheen, tanzen wir eben zu Haus.)

Franze aus Berll»

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Register
Richard Rost: Zielbewußt
Karlchen: Das alte Märchen von den drei Wünschen
J. A. Sowas: Ham S' so was schon g'hört?
A. D. N.: Die Ovation
A. D. N.: Mühlen-Romantik
Franze aus Berlin: Katastrophe
 
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