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SPEISEKÄRTEK-
BÖRSENBERICHT IM
„GRAIDE HOTEL SCHIEBERIA“

Zu Beginn der heutigen Table 8* hüte war die
Tendenz auf fast allen Marktgebieten fest. Von
Suppen eröffneken Oehfensehwanz-Bouillon
wesentlich über dem letzten Kurs. Von Fischen
waren R h ein falm, Forellen,Hecht stark gesucht,
während Salzheringe trotz FufionSnachrichten mit
Pellkartoffeln eher abgelchwächt waren. In
Fleisch bemerkte man wieder umfangreiche Käufe
für ausländische Rechnung. So zogen Rumpfstück
zum eisten Kurs 5oo Prozent au und mußten später
bei der Festsetzung des Einheitskurses stark rationiert
weiden. Auch Wiener Schnitzel, Kalhsleber,
Lenden stark gesucht; Nieren mangels Angebots
gestrichen. Huhn sehr fest, ebenso Re iS: Man spricht
davon, daß die Interessengemeinschaft der beiden
sehr erfolgreich fei. Spargel setzten ihre immense
Steigerung unvermindert fort, ebenso erzielten alte
und junge Bohnen und Erbfeii neue Rekordkurse.

Im freien Verkehr waren Pudding, Apfel-
strudel und iiamentlich Eiswertc lebhaft gesucht;
die Kurse zogen weiter an. Auch später herauskom-
mendeS Material wurde schlank aufgenommen.

Am Markt der schweren Fleischwerte erhielt sich
Nachsiage fürKalbshaxen aufErhöhungSgerüchte.
Gans auf das günstige Bezugsrecht gefragt. Von
Nebenwerteii wareii Mayonnäfe höher, dagegen
Senf schwächer. Russische Eier auf die Nachricht
eines Handelsvertrags mit der Sowjet-Regierung
100 Prozent höher. Italienischer Salat auf den
festen Kurs der Lira nach anfänglichen Abgaben der

Richard Rost

f

„Der letzte Tausender, von was soll ich nun leben?

„Verkauf doch deine weißen Maus',
die wo'ste immer siehst!"

Spekulation wieder gesuchter. Auch andere Valuta-
werte konnten aiiziehen, so Schwedische Platten
iooo Prozent höher; es stimulierte, daß angeblich
das Einfuhrverbot aufgehoben sei.

BezugSrecht auf jungeKartoffeln über Parität

Auch im weiteren Verlauf fchieii es, daß die Käufer
noch immer nicht gesättigt seien. Die feste Stimmung
hielt sich besonders für Spezialiverte wie saure
Nieren; die Kursfestsetzung (700 Prozent höher)
begegnete weiteren Schwierigkeiten. Die inländischen
Käufer mußten sich bei den immer höheren Preisen
langsam zurückziehen. Dagegen erfuhr das auslän-
dische Interesse kaum eine Minderung. Mit einer
festen Abendbörse ist zu rechnen. j)c b £

*

RÜCKSICHTSLOS

Rosa, unsre tüchtige HauShilfe, heiratet heute.

Während sie zur Kirche fährt, unterziehen wir
ihren Koffer einer eingehenden Besichtigung. Und
das überraschende Ergebnis ist: Alle unsre nach und
nach verschwundenen Sachen: Bettwäsche, Blusen,
Unterkleider, Kissen, Taschentücher und Sonstiges
ruht wohlgeordnet auf seinem Grunde! Wir benach-
richtigen natürlich die Polizei, und als Rosa mit dem
jungen Ehemann glückstrahlend zurückkehrt, siuöet
sie einenSchutzmann zum uiiwillkomiiiencn Einpfang
vor. Dabei machen wir unsrer Entrüstung über ihr
diebisches Gebaren etwas Luft. Aber statt zerknirscht
zu sein und nach Entschuldigungen zu suchen, fährt
sie uns zornig an:

„Wissen Sie, damit hätten Sie auch warten
können, big nach der Hochzeitsnacht!" ß 6

In neuer, völlig umgearbeiteter Auflage ist erschienen:

DER

SCHÖNE MENSCH

IN DER KUNST ALLER ZEITEN

3 Bände in 2 Bänden gebunden

ALTERTUM

von Heinrich Bulle, ordentlicher
Professor der Archaeologie an der
Universität Würzburg

*

Wenn ein Angehöriger der euro-
päischen Völkerfamilie heute von
einem,schönen* Menschen spricht,
so schwebt ihm, er mag wollen
oder nicht, das griechische Ideal
vor. Denn alle spätere Kunst ist in
diesem Punkt nicht von den Grie-
chen losgekommen, und die Kunst
ist es heutzutage mehr denn je, die
unsere Körpervorstellung bildet
und beeinflußt. Die Griechen ha-
ben also innerhalb ihrer Einfluß-
sphäre wirklich ein Schönheits-
ideal geschaffen, das von dem
wechselndenUrteil d. Geschmacks
unabhängig ist. — Das Werden des
griechischen Ideals zu erkennen, es
in seinen wechselnden Erschei-
nungsformen zu verfolgen, ist da-
her derHauptinhalt dieses Bandes.
Wenn wir heute das 7.-9.Tausend
diesesWerkes ankündigen können,
so ist damit seineVortrefflichkeit
bewiesen. Wir bringen diesmal
nicht Text und Tafeln getrennt,
sondern beides in einem Bande,
die Tafeln zweiseitig bedruckt.

MITTELALTER

UND

RENAISSANCE

von Artur Weese,
ordentlicher Professor an der
Universität Bern

*

Wie Mittelalter und Renaissance
sich zu unserem Thema gestellt
haben, soll dieser Band zeigen.
Erst das 12. Jahrhundert bietet ge-
eignetes Material und wir müssen
anfangs der Plastik folgen, die al-
lein die Führung übernimmt, bis
sich ihr später die Malerei zuge-
sellt. Von da an fließt uns reiches
Material zu und in der Renais-
sance können wir nur das Herr-
lichste berücksichtigen, zumal wir
dann auch der Antike eine voll-
kommen gleichwertige Reihe von
„schönen Menschen“ gegenüber-
stellen können. / Dieser Band war
seit vielen Jahren vergriffen und
die Fragen nach einer neuen Auf-
lage sind nie verstummt. Die Un-
gunst der Verhältnisse konnte uns
nicht abhalten, den Band jetzt
neu aufzulegen.

NEUZEIT

v.Herbert Hirth u. E.Bassermann-
Jordan, durchgesehen u. ergänzt v.
Rudolf Oldenbourg

*

Dieser Band führt vom 13. Jahr-
hundert bis in unsere Tage und er
zeigt an einem überreichen Bild-
material, wie die Künstler dieser
Zeitspanne das Thema „Schöner
Mensch“ auffaßten. Auch der
Band„Neuzeit“ wurde unablässig
in neuer Auflage verlangt, so daß
es uns eine Freude ist, den Kunst-
freunden nunmehr das dreibän-
dige Werk mit seinen mehr als
700 Taf ein und zahlreichen Text-
Illustrationen wieder zur Verfü-
gung stellen zu können.

^Vir geben das Werk nur gebun-
den aus und zwar bildet das Al-
tertum, als inhaltlich der stärkste,
den 1. Band, Mittelalter und Neu-
zeit den 2. Band. / Preis in
Halbleinen M. 60.—, in
Halbleder M. 8 5.— (Grund-
zahl multipliziert mit der Schlüs-
selzahl des Buchhändler-Börsen-
vereins ergibt den Verkaufspreis.)
Zu haben in den Buchhandlungen

G. HIRTH'S VERLAG, A.-G., MÜNCHEN, LESSINGSTRASSE

1923 / JUGEND Nr. 2 * Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehme11

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Register
Dr. E. L.: Speisekarten-Börsenbericht im "Grande Hôtel Schieberia"
[nicht signierter Beitrag]: Rücksichtslos
Richard Rost: Der letze Tausender
 
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