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Der Franz

Alfred Kubin

Grenze der Großstadt

Die Häuserketlen sind gelockert: in die Lücken
Ist schon der grüne Leib der Landschaft eingebogen,

Die Straße wirft die Häuserlast vom Rücken

Und längst hat sie das Panzerkleid des Plastcrs ausgezogen,

Von Grasflut grün bespült, springt sie ins Freie unbehemmt...

Lichtwolke kommt gewaltig, sommerschwer geflogen,

O Meer der Landschaft, das in jubelweite Seele brandet,

Karl Heinrich

O Glanz, der großftadtblinde Augen überschwemmt,

Die splitternd an erstarrter Häuserfront gestrandet...

Schon hat sich naher Wald in meine Seele grün gebuchtet.
Da steht gleich einem Grenzstein dunkel aufgewuchtet:
Fabrik! — Den Schlot gleich einem Speer gestemmt —
Ein Riese, wachend vor dem Tor der Stadt,

Der freie Flut der Landschaft feindlich dämmt-

Werner

Herbst in Schönbrunn

Er rührt mit leichtem Finger die Platanen,
Damit ihr gelber Regen niederflute,

Er nimmt den Ulmen ihre bunten Fahnen
Und winkt, daß sich der wilde Wein verblute;
Und in die Brunnen, über die Amphoren
Verstreut er händevoll die vielen losen
Vraungoldnen Blätter und bekränzt die Horen
Und Grazien damit, anstatt mit Rosen.

Hilda Bergmann

Dann spinnt er blaue Schleier um die Gänge,
Die vielverschlungen ineinandertauchen,

Läßt der Fontänen heitere Gesänge
Mit einemmal verstummen und verhauchen,
Spielt mit der Trauerweide langen Haaren
Und mit der Birken flimmernden Gewändern.
Und in den Lüften ziehn die Wanderscharen
Der wilden Vögel nach den Sonnenländern.
Register
Karl Heinrich Werner: Grenze der Großstadt
Alfred Kubin: Der Franz
Hilda Bergmann: Herbst in Schönbrunn
 
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