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J U G E

29. JAHRGANG

N B

1924 / NR. 20

Der Pflüger

Den Griff der Pflugschar in der rauhen Faust,
Den blanken Stahl ins Brachfeld eingerammt,
So seh' ich dich, wie du den Boden baust,

Der von den Vätern her dir angestammt.

Schon wächst der aufgeriffnen Schollen Meer,
Der Erde Eingeweide liegen bloß,

Auf daß der goldncn Halme schwankes Heer
Entsteige künftig dem durchfurchten Schoß.

Da kommt mir immer wieder in den Sinn,

Wie ein ganz Andrer, Größrer, ungerührt
Durchs weite Ackerland der Menschheit hin
mit harter Faust den Pflug des Schicksals führt.
Vor ihm sind wir die Ackerkrume nur,

Du, Bruder Pflüger, der die Furche zieht,

Und ich, der Spielmann, desien leichte Spur
Verflattern mag in einem Lerchenlied.

Von ihm emporgewühlt und umgelegt
Vergehn Geschlechter und entstehen neu;

Sein Atemzug hat Ernten weggefegt
Und seine Hände sieben Frucht und Spreu.

Schwer durch das Tal der Zeiten geht sein Schritt,
Sein Werkzeug ist aus Ewigkeit gefügt,

Und uns, — mein Bruder, — trifft fein Eisen mit,
Wenn er das Erdreich dieser Welt durchpflügt.

Hilda B c r a m a n n

Am Strande Colombo Mar

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Colombo (Columbus Josef) Max: Am Strande
Hilda Bergmann: Der Pflüger
 
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