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wir nicht vor einer Stunde nahe beim Tod? Siehst Du,
siehst Du. Also morgen kommt Dein Schah, fein! Die
Konzession habt Ihr — wirst eine saubere Wirtin werden!
Und ein Geschenk zur Hochzeit kriegst Du von mir auch!"

Er gab sie frei, trat zum Pferd hinaus und schirrte es an.

Er hob sie in den Wagen mit einem derb-lustigen Zugriff,
schwang sich nach und rasch gingS auf dem zerweichten Wege
zur Landstraße zurück. Noch ein Stückchen, dann mußte er
sie absehen.

Sie war still, sah immer nicht hoch, was er auch in sie
hineinredete und stand dann wieder beim Wagen, die Hand
hinaufreichend. Etwas machte ihn warm, irgend etwas
rührte ihn.

„Leb wohl, Mädelchen-

Da warf sie beide Arme hinauf, klomm schnell auf die
Speiche und hing sich mit Küsten an ihn, lachend und wei
nend zugleich.

„Leb wohl-."

Sie trocknete ihr Gesicht und sprang ab und lächelte ge-
tröstet. Er sah sie noch gehen, mit jedem Schritte frischer und
fester. Es waren Pfützen auf der Straße, dicht bei dicht. Und
in jeder, so schmutzig sie war, lag doch ein Tropfen Himmel
blau, ein Tröpflein Abendröte.

Frühe Stunde

Zur Nacht zurück

Erhebt den grauen Hirtenblick

Die Stille.

Jungfräulicher Wind

Flügclt um Hügel, die Wolken sind.

Eine Lerche steigt,

Indes die Ackerrille
Noch dunkel schweigt,

Und hebt sich auf,

Perlender Laus,

Und weckt im Aufflug Himmel und Erde:
O Seel, o Gott, o Schwingengebärde —
Es werde
Licht!

Josef Weinheber

Befreiung

Aus Schlafes Schächten riß ein schreckhaft Träumen
Jäh in den frühen Morgen mich,

Der leer und rcgengrau in meinen Fenstern hing.
Die alte Einsamkeit hielt mich in starren Fängen ...
Doch mählich wich der dumpfe Bann;

Erlösend kam mir dies:

D u bist ja nun in meinen Tagen,

Die rund und reich und süß von Hoffnung sind ...
Und wie ein wohlig-warmes Bad erquickten mich
Die Gnaden sanfter Wirklichkeiten.

Paula Suhr

Kleine Mädchen

Sie tragen Stirnen manchmal wie Madonnen
Und falten Hände, fromme Beterinnen,

Und wenn sie lächeln, ist drein eingesponnen
Berusensein, an dem sie heimlich sinnen.

Dann schauen ihre Augen groß und fragend,
Dann offenbaren sie sich in Gebärden,

Und ihre Seelen wägen scheu und zagend
Das dunkle Wisten, daß sie Mütter werden.
Kurt Rofchmann

Nymphenburg . Friy Bayerlein
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