Das neue Frankreich
Die Pazifisten klimpern
Ihr süßestes Saitenspiel,
Indes von Männerwimpern
Ein wonniges Tränlein fiel.
Schon hielten sie greifbar in Händen
Das große, unsagbare Glück:
Nun muß sich endlich doch wenden
Der Welt und Deutschlands Geschick!
Da Hub Herr Herriot zu reden
Und Hub zu donnern an,
Und wieder ward's klar für jeden,
Der manchmal noch denken kann:
Nun zeigt sich bei jeder Feste!
Der heuchelnde Pazifist,
Auf Frankreichs Ministersessel
Wird jeder ein Poincarift.
Nun stehen sie dann und flennen
Und wagen sich kaum aus dem Haus;
Geht pennen, Kinder, geht pennen
Und pennt Euch erst gründlich aus.
Und wenn unter Schnarchgcräufchen
Der ewige Friede euch lacht,
Laßt immer euch weiter täuschen,
In diesem Sinne: Gut' Nackt!
Kunz Franzendorf
*
Neue Albanescn-Hymne
Dem amerikanischen Ölmagnaten Henry
Sinclair wurde von einer überwiegenden
Volksmehrheit angetragen, Fürst von Alba-
nien zu werden...
Heil dir im Siegerkranz,
Jenseits des Ozeans,
Olkönig dir!
Alle Schlawiner schrei',,:
UnS kannst nur du allein!
Komm und regier!"
Fromm und geruchlos, mild
Wie dein Petroleum quillt
Liebe dir hier!
Laß uns nicht lang im Tran!
Nimm unsre Krone an!
Komm und regier!
Hoch, wie der Dollar steht,
Steht deine Majestät!
Komm und regier!
Eins — zwei — drei — niemand mehr?
Henrp Sinclair, komm her —
Da! K'hört schon dir! ..." h. $. 9;.
*
Dementi
Es ist nicht richtig, daß hervorragende deut-
sche Pazifisten sich mittels weittragender Ra-
keten in den Weltraum hinaueschießcn zu
lasten beabsichtigen, um an maßgebender
Stelle die Meinung zu zerstreuen, als ob
gegen die für diesen Sommer angekündigte
außerordentliche Annäherung des Mars vom
deutschen Standpunkt aus nichts einzuwen-
dcn wä e.
Richtig ist, daß vom deutschen Standpunkt
aus nichts dagegen einzuwendcn wäre!! Gell-
kieciäe milliones!
(Die letzten Reichstagswahlen haben, laut
Haushaltsplan des Innenministeriums, das
Reich 1 600 000 Mark gekostet.)
Da muß ich doch sagen: ein teurer Spaß!
Das kritisiere ich scharf,
Zumal man die Ware (ich finde das kraß)
Nicht einmal Umtauschen darf!
Mich schauderts ob dieser gewaltigen Zahl,
Den Mund mir zum Heulen verzieht's!
Vielleicht besorgen wir künftig einmal
Den neuen Reichstag beim Tieh?
Man fühlt sich bewuchert, man fühlt sich
geprellt,
Man ringt seine Hände und schnauft:
Was haben wir da um das schöne Geld
Für 'ne mäßige Sache gekauft!!!
Kärtchen
*
Mittel gegen Seekrankheit
Aus England wird gemeldet, daß dort ein
neu erfundener Apparat gegen die Seekrank-
heit angepriesen wird, der aus einer am Hals
zu tragenden federnden Doppel-Pelotte be-
steht. Sie drückt auf beide großen Hals-
venen, vermindert so den Blutabfluß aus
dem Gehirn und soll sich glänzend bewähren.
Das beständige leichte Würgen des Halses
erseht also scheinbar das schwerere Würgen
des Magens und hält zugleich die Speise-
röhre zu, so daß nichts mehr herauf kann.
Es wird solange fortgesetzt, bis man vor
Luftmangel blau ist; dann kann man nicht
vor Speisemangel grün und gelb werden.
Wird es einem trotzdem schlecht, so zieht die
Pelotten eben noch fester an, und genügt
auch dies nicht, nimmt man einen Strick.
Die alten Seeleute wußten längst, daß, wer
aufgehängt ist, niemals mehr seekrank wird.
Auch das alte Sprichwort: Wer für den
Galgen bestimmt ist. kommt nicht auf der
See um, bat wohl schon diese Heilmethode
im Auge gehabt. A. D N
Bei Schiebers
„Wo ist denn Maxl..?"
„Der ist fleißig — der kujoniert Zeitwörter."
Die Todes-Rakete
Der Engländer Ernest Welch hat eine Ra-
kete erfunden, die 8 bis 15 Kilometer Ge-
lände unter einen Eisenregen zu begraben
vermag...
Nun danket alle Gott, der die Gebete
Des frommen Britenvolkes brav erhört,
Er schenkte ihm die tödliche Rakete,
Die Mauern, Menschen, Türme, ganze
Städte
In zweier deutscher Meilen Kreis zerstört.
Die Menschlichkeitsgedanken neu zu speisen,
Erblickt' die Mordmasckin' des Tages Licht.
Sie bringt den Kindern, Frauen, Siechen,
Greisen
Ein sanftes End' in einem Meer von Eisen,
Das schlicht und ernst aus Wolken
niederbricht.
Man wird geboren, wächst und müht als
Racker
Sich um sein Dasein und das Stückchen
Brot.
Schweiß fließt vom Haupt und düngt die
Fruckt im Acker.
Sie reift. Da — hebt sich die Rakete wacker
Und stürzt herab und endet alle Not.
Der Heilsgedank', der lang' als Lebenshort
schritt,
Für Gegenwart und Zukunft hat er Klang.
Und die Kultur, der Frieden und der
Fortschritt
Organisieren eifrig, im Rekord-Schritt,
Auf Stund und Punkt den — Welten-
Untergang. Richard Rieß
*
Randbemerkung
Nach einem amtlichen Prager Bericht
wurde dem Präsidenten Masaryk kürzlich zur
Mittagstafel von einem in London aufgestie-
aenen englischen Fliegeroberst ein frischer
Lachs überreicht, der erst am Abend vorher
an der schottischen Küste gefangen worden
war. Der Bericht erblickt hierin einen Beweis
für die Entwicklungsfähigkeit des Luftver-
kehrs, der die Nationen nicht nur räumlich,
sondern auch freundschaftlich näher bringe.
Vorab wird man zu diesem FreundschaftS-
biffen
Herrn Masaryk begratulieren muffen;
Alsdann ist man von der Entwicklung platt,
Worauf der Luftverkehr noch Ausblick hat.
Wenn man bedenkt, infolge KrastzuwachseS
Trägt so ein Flugzeug statt des einen Lachses
In Zukunft zweie, viere oder sechse
Und schließlich hundert oder tausend Lächse!
Vielleicht wär's allerdings ein Schritt zum
Schlimmen:
Der Lachs verlernt als Fluggast ganz das
Schwimmen
Und er entwickelt sich, von Haus aus frisch,
Im Lauf der Zeit zu einem — faulen Fisch.
Allein »ach AmtSaufsaffung der Tschechei
Wär diese Wandlung völlig einerlei.
Denn stänk der Fisch auch noch so
exemplarisch,
Man würdigte ihn trotzdem „kuli-narrisch."
' I. A. e.
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Die Pazifisten klimpern
Ihr süßestes Saitenspiel,
Indes von Männerwimpern
Ein wonniges Tränlein fiel.
Schon hielten sie greifbar in Händen
Das große, unsagbare Glück:
Nun muß sich endlich doch wenden
Der Welt und Deutschlands Geschick!
Da Hub Herr Herriot zu reden
Und Hub zu donnern an,
Und wieder ward's klar für jeden,
Der manchmal noch denken kann:
Nun zeigt sich bei jeder Feste!
Der heuchelnde Pazifist,
Auf Frankreichs Ministersessel
Wird jeder ein Poincarift.
Nun stehen sie dann und flennen
Und wagen sich kaum aus dem Haus;
Geht pennen, Kinder, geht pennen
Und pennt Euch erst gründlich aus.
Und wenn unter Schnarchgcräufchen
Der ewige Friede euch lacht,
Laßt immer euch weiter täuschen,
In diesem Sinne: Gut' Nackt!
Kunz Franzendorf
*
Neue Albanescn-Hymne
Dem amerikanischen Ölmagnaten Henry
Sinclair wurde von einer überwiegenden
Volksmehrheit angetragen, Fürst von Alba-
nien zu werden...
Heil dir im Siegerkranz,
Jenseits des Ozeans,
Olkönig dir!
Alle Schlawiner schrei',,:
UnS kannst nur du allein!
Komm und regier!"
Fromm und geruchlos, mild
Wie dein Petroleum quillt
Liebe dir hier!
Laß uns nicht lang im Tran!
Nimm unsre Krone an!
Komm und regier!
Hoch, wie der Dollar steht,
Steht deine Majestät!
Komm und regier!
Eins — zwei — drei — niemand mehr?
Henrp Sinclair, komm her —
Da! K'hört schon dir! ..." h. $. 9;.
*
Dementi
Es ist nicht richtig, daß hervorragende deut-
sche Pazifisten sich mittels weittragender Ra-
keten in den Weltraum hinaueschießcn zu
lasten beabsichtigen, um an maßgebender
Stelle die Meinung zu zerstreuen, als ob
gegen die für diesen Sommer angekündigte
außerordentliche Annäherung des Mars vom
deutschen Standpunkt aus nichts einzuwen-
dcn wä e.
Richtig ist, daß vom deutschen Standpunkt
aus nichts dagegen einzuwendcn wäre!! Gell-
kieciäe milliones!
(Die letzten Reichstagswahlen haben, laut
Haushaltsplan des Innenministeriums, das
Reich 1 600 000 Mark gekostet.)
Da muß ich doch sagen: ein teurer Spaß!
Das kritisiere ich scharf,
Zumal man die Ware (ich finde das kraß)
Nicht einmal Umtauschen darf!
Mich schauderts ob dieser gewaltigen Zahl,
Den Mund mir zum Heulen verzieht's!
Vielleicht besorgen wir künftig einmal
Den neuen Reichstag beim Tieh?
Man fühlt sich bewuchert, man fühlt sich
geprellt,
Man ringt seine Hände und schnauft:
Was haben wir da um das schöne Geld
Für 'ne mäßige Sache gekauft!!!
Kärtchen
*
Mittel gegen Seekrankheit
Aus England wird gemeldet, daß dort ein
neu erfundener Apparat gegen die Seekrank-
heit angepriesen wird, der aus einer am Hals
zu tragenden federnden Doppel-Pelotte be-
steht. Sie drückt auf beide großen Hals-
venen, vermindert so den Blutabfluß aus
dem Gehirn und soll sich glänzend bewähren.
Das beständige leichte Würgen des Halses
erseht also scheinbar das schwerere Würgen
des Magens und hält zugleich die Speise-
röhre zu, so daß nichts mehr herauf kann.
Es wird solange fortgesetzt, bis man vor
Luftmangel blau ist; dann kann man nicht
vor Speisemangel grün und gelb werden.
Wird es einem trotzdem schlecht, so zieht die
Pelotten eben noch fester an, und genügt
auch dies nicht, nimmt man einen Strick.
Die alten Seeleute wußten längst, daß, wer
aufgehängt ist, niemals mehr seekrank wird.
Auch das alte Sprichwort: Wer für den
Galgen bestimmt ist. kommt nicht auf der
See um, bat wohl schon diese Heilmethode
im Auge gehabt. A. D N
Bei Schiebers
„Wo ist denn Maxl..?"
„Der ist fleißig — der kujoniert Zeitwörter."
Die Todes-Rakete
Der Engländer Ernest Welch hat eine Ra-
kete erfunden, die 8 bis 15 Kilometer Ge-
lände unter einen Eisenregen zu begraben
vermag...
Nun danket alle Gott, der die Gebete
Des frommen Britenvolkes brav erhört,
Er schenkte ihm die tödliche Rakete,
Die Mauern, Menschen, Türme, ganze
Städte
In zweier deutscher Meilen Kreis zerstört.
Die Menschlichkeitsgedanken neu zu speisen,
Erblickt' die Mordmasckin' des Tages Licht.
Sie bringt den Kindern, Frauen, Siechen,
Greisen
Ein sanftes End' in einem Meer von Eisen,
Das schlicht und ernst aus Wolken
niederbricht.
Man wird geboren, wächst und müht als
Racker
Sich um sein Dasein und das Stückchen
Brot.
Schweiß fließt vom Haupt und düngt die
Fruckt im Acker.
Sie reift. Da — hebt sich die Rakete wacker
Und stürzt herab und endet alle Not.
Der Heilsgedank', der lang' als Lebenshort
schritt,
Für Gegenwart und Zukunft hat er Klang.
Und die Kultur, der Frieden und der
Fortschritt
Organisieren eifrig, im Rekord-Schritt,
Auf Stund und Punkt den — Welten-
Untergang. Richard Rieß
*
Randbemerkung
Nach einem amtlichen Prager Bericht
wurde dem Präsidenten Masaryk kürzlich zur
Mittagstafel von einem in London aufgestie-
aenen englischen Fliegeroberst ein frischer
Lachs überreicht, der erst am Abend vorher
an der schottischen Küste gefangen worden
war. Der Bericht erblickt hierin einen Beweis
für die Entwicklungsfähigkeit des Luftver-
kehrs, der die Nationen nicht nur räumlich,
sondern auch freundschaftlich näher bringe.
Vorab wird man zu diesem FreundschaftS-
biffen
Herrn Masaryk begratulieren muffen;
Alsdann ist man von der Entwicklung platt,
Worauf der Luftverkehr noch Ausblick hat.
Wenn man bedenkt, infolge KrastzuwachseS
Trägt so ein Flugzeug statt des einen Lachses
In Zukunft zweie, viere oder sechse
Und schließlich hundert oder tausend Lächse!
Vielleicht wär's allerdings ein Schritt zum
Schlimmen:
Der Lachs verlernt als Fluggast ganz das
Schwimmen
Und er entwickelt sich, von Haus aus frisch,
Im Lauf der Zeit zu einem — faulen Fisch.
Allein »ach AmtSaufsaffung der Tschechei
Wär diese Wandlung völlig einerlei.
Denn stänk der Fisch auch noch so
exemplarisch,
Man würdigte ihn trotzdem „kuli-narrisch."
' I. A. e.
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