Gelegentlich einer Erholungsfahrt, die in der Absicht unternom-
men war, an einem nahen See das Badeleben zu genießen, sah sich
der Dichter Splate im Zuge einer jungen Dame gegenüber, die sein
Buch in Händen hielt. Dem Dichter war das angenehm. Er lächelte
und betrachtete aufmerksam die junge Dame, die hübsch war und mit
großer Aufmerksamkeit zu lesen jchien. Sie hatte sich lästig zurück-
gelehnt, die Beine gekreuzt, und verwandte kein Auge von dem klei-
nen Buch. Splare stellte mit piüfendem Blicke fest, wo ungefähr
sie sich befinden mußte, und überlegte, wie ein Gespräch in Gang zu
bringen sei. Es befand sich außer den beiden numand im Abteil, und
der Dichter beglückwünschte sich im Stillen zu dem vermutlich be-
vorstehenden, glücklichen Erlebnis. Indessen fand sich zunächst wider
Erwarten kein Anknüpfungspunkt.
Hätte die junge Dame aufgeschaut, und wäre sie dem sehr heiteren
Gesichtsausdruck ihres Reisegenosten begegnet, so hätten vielleicht
ihre Augen den fragenden Ausdruck des Erstaunens gezeigt. Splate,
der solches bereits erwogen, hätte gesagt: Ich lächle, gewiß; denn
Sie halten meinen Roman in Händen und scheinen sehr in ihn ver-
tieft. Dann hätte alles Weitere sich wohl ergeben. Die junge Dame
wäre erfreut und schüchtern errötet, und er hätte nur leise mit dem
Kopfe genickt; zunächst.
Leider jedoch blickte das Mädchen nicht auf. Schließlich, als ihm
das Warten zu lang wurde, räusperte sich der Dichter und klopfte
mit der Schuhsohle mehrmals auf den Boden, hoffend, diese kleinen
Störungen könnten die Aufmerksamkeit seines Gegenübers für einen
Augenblick ablenken. Es war umsonst. Er hüstelte sogar und griff
zuletzt entschlossen in die Tasche nach seinem Zigarettenetui.
„Um Vergebung!" sagte er gewandt; „gestatten Sie, daß ich
rauche?" Und er hielt die offene Dose hoch, bereit, unter Umständen
daraus anzubieten.
„Bitte!" sagte die junge Dame, ohne aufzusehen. Splate ent-
zündete seine Zigarette und versank in Grübeln.
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men war, an einem nahen See das Badeleben zu genießen, sah sich
der Dichter Splate im Zuge einer jungen Dame gegenüber, die sein
Buch in Händen hielt. Dem Dichter war das angenehm. Er lächelte
und betrachtete aufmerksam die junge Dame, die hübsch war und mit
großer Aufmerksamkeit zu lesen jchien. Sie hatte sich lästig zurück-
gelehnt, die Beine gekreuzt, und verwandte kein Auge von dem klei-
nen Buch. Splare stellte mit piüfendem Blicke fest, wo ungefähr
sie sich befinden mußte, und überlegte, wie ein Gespräch in Gang zu
bringen sei. Es befand sich außer den beiden numand im Abteil, und
der Dichter beglückwünschte sich im Stillen zu dem vermutlich be-
vorstehenden, glücklichen Erlebnis. Indessen fand sich zunächst wider
Erwarten kein Anknüpfungspunkt.
Hätte die junge Dame aufgeschaut, und wäre sie dem sehr heiteren
Gesichtsausdruck ihres Reisegenosten begegnet, so hätten vielleicht
ihre Augen den fragenden Ausdruck des Erstaunens gezeigt. Splate,
der solches bereits erwogen, hätte gesagt: Ich lächle, gewiß; denn
Sie halten meinen Roman in Händen und scheinen sehr in ihn ver-
tieft. Dann hätte alles Weitere sich wohl ergeben. Die junge Dame
wäre erfreut und schüchtern errötet, und er hätte nur leise mit dem
Kopfe genickt; zunächst.
Leider jedoch blickte das Mädchen nicht auf. Schließlich, als ihm
das Warten zu lang wurde, räusperte sich der Dichter und klopfte
mit der Schuhsohle mehrmals auf den Boden, hoffend, diese kleinen
Störungen könnten die Aufmerksamkeit seines Gegenübers für einen
Augenblick ablenken. Es war umsonst. Er hüstelte sogar und griff
zuletzt entschlossen in die Tasche nach seinem Zigarettenetui.
„Um Vergebung!" sagte er gewandt; „gestatten Sie, daß ich
rauche?" Und er hielt die offene Dose hoch, bereit, unter Umständen
daraus anzubieten.
„Bitte!" sagte die junge Dame, ohne aufzusehen. Splate ent-
zündete seine Zigarette und versank in Grübeln.
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