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Schiff in der Sturm nacht

Es kreischen tausend Hölleninftrumente.

Sturmpeitsche hat das Meer zerstriemt, wild —

wütend aufgeriffen ...

Es wanken und schwanken die Firmamente zerfetzt,

zerschlisien ...

Sterne tanzen im Sturme verirrt,

Mond torkelt flüchtend im rasenden Wolkenflug —
Blitzhaft sein glasiger Schein auf brodelnden Wassern

zerklirrt...

Und in die Wogenhügel schneidet wie ein Pflug
DcS Schiffes messerscharfer Bug ...

Wie verwundete Tiere, mit Brüllen und Kreischen
Springen die Wogen an stahlharte Flanken,

Wühlender Schrauben eiserne Pranken
Grausam die brausende Wildnis zerfleischen ...

Dampf stemmt sich stöhnend in qualvollem Krampf
Gegen Wogendonner und Sturmgesang:

Mit Starrtakt und stahlschrill-stoßendem Klang
Stürmt Mensch gegen Gott in sündhaftem Kampf.

Nachts

In den bunten Garten meiner Träume
Führen tausend viclverschlung'ne Wege,

Tausend Tore spannen ihre Bogen,

Tausend Brücken wölben sich.

In dem bunten Garten meiner Träume
Blühen Blumen, regenbogenfarben,

Wuchern Nesseln, wildes Schlingkraut rankt sich
Um geborft'nc Mauern.

Wenn ich meine tollen Feste rase,

Flammt mein Garten auf von tausend Gluten,
Schäumend stürzen schillernde Kaskaden,

Alle Blumen sprühen Zauberduft.

Wenn ich meine stillen Freuden träume,
Schließen alle Blumen ihre Kelche,

Alle Nachtigallen gehen schlafen,

Und im Teich ertrinkt das letzte Leuchten.

Eine schöne weiße Wasserrose
Atmet noch allein. —

Karl Heinrich Werner Franz Kunzendorf

Meeresstrand Wilh. Schulz

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Index
Karl Heinrich Werner: Schiff in der Sturmnacht
Wilhelm Schulz: Meeresstrand
Franz Kunzendorf: Nachts
 
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