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das aus Falimes linker Brust saß. Er sah naher darauf hin und schüt-
telte den Kopf.

„WaS ist das, Falime?"

Falimes bräunliche Wangen wurden um einen Ton bräunlicher.

„O, Jusiuf, Du weißt doch, da hatte ich das häßliche Wärzchen und
nun, mit Allahs Gnade, hat Zafa es weggebracht. Das Mal vergeht
in einigen Tagen, sagt Zafa. — O, Jusiuf, sieh mich nicht so böse an! —
Das Wärzchen war doch so häßlich!"

„Für mich nicht, Fatime! — Mir war es lieb. Und nicht das Wärzchen
war häßlich, sondern das Mal >ft es! — O, Falime, wie konntest Du
las tun! Wie häßlich ist dieses Mal!"

Und Jusiuf war so verstimmt, daß er Fatime, seiner geliebten Falime,
den Rücken drehte und das Zimmer verließ ....

Draußen im Garten, unter einem Pfirsichbaum, überrieselt von seinen

fallenden rosa Blüten, stand Zafa, die Dienerin. Ale Jusiuf sie erblickte,
stockte sein Schritt. Jäh blieb er vor ihr stehen und seine Augen sahen
mit plötzlichem Entzücken auf das liebliche Antlitz des Mädchens.

„O Zafa!", rief er aus, „wie bist Du schön! — Bei Allah, kein
Weib ist, das Dir gleicht! Und Du bist nur Dienerin. — Wahrlich,
Herrin sollst Du werden!"

Er faßte in heißem Begehren ihre Hände. „O Zafa, sprich!"

„Was soll ich sprechen, o Herr?"

„Daß Du mit mir kommst, wenn ich Dich heute um Mitternacht
unten am Seitenpförtchen abhole! — O, Zafa, laß mich nicht umsonst
flehen!" . . .

Und Jusiuf, der schlanke bildhübsche Jusiuf, dem in Bagdad so viele
Frauenherzen entgegenschlugen, flehte nicht umsonst.

M. Freiin v. Lützendorff

A. DE NORA

zum

60. Geburtstag am 29. Juli 1924 und 25 jährigen Mitarbeiter - Jubiläum an der Münchner „Jugend"

enn Dichter Geburtstag feiern, dann
sollen auf ihren Zimmerdecken die
Sonnenkätzchen tanzen und die Kanarien-
vögel sollen sich heiser singen...!

Wenn Dichter Ge-
burtstag feiern, dann
soll man über sie keine
hochgelehrten Weishei-
ten ausschenken, in
denen ihre Werke „be-
notet" werden ...!

Der eigenen Seele
soll man das weiße
Feiertagskleid aus dem
Kasten holen, soll es
fein säuberlich auS-
bügeln — und so sich
über des Dichters
Werk beugen. Dann
werden Werk und Per-
sönlichkeit unmittelbar
und schöpfungswarm
ersichtlich.

So soll auch der
sechzigste Geburtstag
des Dichters A. D e
Nora gefeiert wer-
den. Und damit auch
fein fünfundzwanzig-
jähriges Mitarbeiter-
Jubiläum an der
Münchner „Jugend".

An die fünfzehn
Bücher liegen vor mir,
die der Meister mit
Gedicht, Humoreske,

Novelle, Drama und
Roman gefüllt hat.

Eine gewaltige Ge-
meinde hat durch sie
den Dichter mit Ver-
ehrung und Liebe in
ihre Bücherschränke
und Herzen ringe-
schlossen. Während des
Weltkrieges sangen die
deutschen Regimenter

A. De NoraS Soldatenlieder wie Volks-
reime auf den Landstraßen, in den Korporal-
schaftöftuben und in den Erdlöchern Flan-
derns und Polens. Nur wenigen von denen,

die sich berufen fühlten, über Schwerter,
Kanonen, Soldatenliebe und Opfertod Lie-
der zu singen, war es vergönnt — so viele
Seelen zum Nachgesang zu gewinnen — wie
De Nora. Und tausend
Lorbeerkränze ver-
mögen nicht solchen
Sieg aufzuwiegen .. !

Und wie vielen
schönen Frauen lag
sein Buch „Madon-
ren" im Schoß,
Nachtkästchen, Näb-

korb und Herzen_!

Das Frauenschicksal
wird hier wie das
Register einer Zug-
harmonika vom höch-
sten bis zum tiefsten
Ton durchgespielt. Es
wurde zum Brevier
aller Frauen und
Mütter - und solcher,
die es noch werden
wollen.

Und endlich — wer
wollte an die Münch-
ner „Jugend" denken
— ohne nicht die Affo-
ziation „A. De Nora"
zu haben? Zwischen
beiden herrscht ein
KausalneruS. Und so
oft ein Heft der „Ju-
gend" hinausflog in
alle Erdteile, Cafö-
häufer und Friseur-
stuben — brachte sie
in ihre Blätter ein-
gehüllt auch Gedichte,
Glossen und Geschich-
ten von A. De Nora
mit. Und seit fünfund-
zwanzig Jahren Heft
für Heft. „Hier hatte
ich ein Feld, um so-
wohl meinem Bejahen

^ v.

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Index
Signatur nicht identifiziert: Porträt A. de Nora
Ernst Hoferichter: A. de Nora zum 60. Geburtstag
 
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