wo aus es an Beschimpfungen nur
so prasselte, die womöglich noch
durch die Flüstertüte kamen, damit
sie ja auch verstanden wurden.
Wenn die Jacht kein Gcspenster-
schiff gewesen wäre, dann wäre sie
schon fünfzigmal gerammt und ab-
gesoffen, che nur die Gasanstalt
steuerbord querab peilte.
So entschloß sich der Fliegende
Holländer zum äußersten und schoß
einige blaue und rote Blitze ab,
die er sich eigentlich erst für die
Steinwärder Docks aufsparen
wollte. Gleichzeitig verbreitete er
intensiven Leichengeruch.
Diesmal ließ die Wirkung nichr
auf sich warten. Sie erschien in
Gestalt von zwei Booten der Hafen-
polizei und einem Sanitätsboot,
die mit großer Fahrt längsseil
kamen.
Ob er verrückt geworden wäre,
hier mitten im Hamburger Hafen
Leuchtkugeln abzuschießcn.
Oder ob das gottverdammte
Notsignal eigenen Patents sei.
Ob ihm sein Bugspriet, der ihm
noch überraschend gerade im Gesicht
stehe, schon lange nicht mehr zer-
döppert worden sei.
Was er sich eigentlich einbilde.
Wie er dazu käme, mit Mixed
Pickles aus faulen Fischen und Lim-
burger Käse spazieren zu fahren.
Ob er — — —
Hier kniff der Fliegende Hol-
länder aus. Seine Erfahrung sagte
ihm, daß cS nicht ratsam sei, sick>
auf Wortgefechte cinzulassen. Also
legte er loS. Aber wenn er glaubte,
daß er mit seiner Gespenstersegel-
geschwindigkeit loskomme, hatte er
sich abermals verrechnet, der arme
Kerl. Die beiden Polizeiboote jag-
ten dank ihrer 6O ?8-Motoren mit
achtzehn Seemeilen Fahrt hinter
ihm her. Holten ihn natürlich ein
und hätten ihn erbarmungslos am Schlawittchen gepackt, in Schlepp
genommen und eingespunnt, wenn er nicht in seiner Not zum äußcr-
Mittcl gegriffen hätte und unter Hinterlassung einer Nebelwolke ver-
sackt wäre.
Nein, aber so was. Als er wieder an Land war, heulte er vor
Zorn und Kummer. So weit war es also gekommen mit ihm. Nicht
nur keinen Respekt hatten diese Lumpenhunde vor ihm, nein er wurde
noch verhöhnt und verfolgt obendrein. Auf hoher See mit den großen
Dampfern, die er im Vorbeigehen an der Mole hatte liegen sehen,
wollte er cs gar nicht mehr versuchen. Das würde höllisch schief gehen.
Nein, lieber ...
Hergott, Hergott, was würde der Klabautermann sagen! Von den
andern Gespenstern ganz zu schweigen. Er wäre auf ewige Zeiten
blamiert, und das will was heißen im besseren Jenseits. Es galt,
wenigstens noch die seemännische Ehre zu retten! Seine Abfuhr als
Gespenst konnten die da drüben ihm nicht vorwerfen, weil sie selbst
nichts mehr galten. Aber als Seemann! Der Fliegende Holländer
dachte scharf nach.
Da nahte die Rettung in Gestalt eines Anschlags: Man annon-
zicrte auf den nächsten Tag die große Ruder- und Segelregatta, die
den Meisterschaftskampf zwischen den beiden großen Hamburger Clubs
„Labskausch" und „Plum un Klüten" zum Austrag bringen sollte.
Tränen der Rührung traten dem Fliegenden Holländer in die Augen.
Er würde sich und sein Können sofort dem Club „Labskausch" zur
Verfügung stellen — er hatte das immer lieber gemocht —, dann
konnte er sich wieder sehen lassen.
Durch seine Erfahrungen gewitzigt, ließ er sich zuvor die Haare
schneiden und den Bart wegrasieren, kaufte sich moderne Kleidung
und stellte sich am nächsten Morgen dem Clubleiter als ssan van
cler VeI6en vor. Der nahm sein Anerbieten um so lieber an, als
der Club durch die Erkrankung eines Mitglieds einen schwere» Aus-
fall erlitten hatte. So sprang der Fliegende Holländer hier ein und
machte natürlich — sehr zum Ärger der Plumunklütcner — alle
ersten Preise und den Ehrenpreis des Tages.
War das ein Jubel bei den Labskauschcrn! Der Fliegende Hollän-
der wurde im Triumph in daS Clubhaus geleitet, wo ein ungeheures
Festbankett stattfand. Am Schluffe hatte er — der sich gegen 3 Uhr
morgens unter ungeheurem Halloh und Beifallklatschen zu erkennen
gegeben hatte — mit allen Clubmitglicdern Brüderschaft getrunken
und lag proppenvoll unterm Tisch.
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so prasselte, die womöglich noch
durch die Flüstertüte kamen, damit
sie ja auch verstanden wurden.
Wenn die Jacht kein Gcspenster-
schiff gewesen wäre, dann wäre sie
schon fünfzigmal gerammt und ab-
gesoffen, che nur die Gasanstalt
steuerbord querab peilte.
So entschloß sich der Fliegende
Holländer zum äußersten und schoß
einige blaue und rote Blitze ab,
die er sich eigentlich erst für die
Steinwärder Docks aufsparen
wollte. Gleichzeitig verbreitete er
intensiven Leichengeruch.
Diesmal ließ die Wirkung nichr
auf sich warten. Sie erschien in
Gestalt von zwei Booten der Hafen-
polizei und einem Sanitätsboot,
die mit großer Fahrt längsseil
kamen.
Ob er verrückt geworden wäre,
hier mitten im Hamburger Hafen
Leuchtkugeln abzuschießcn.
Oder ob das gottverdammte
Notsignal eigenen Patents sei.
Ob ihm sein Bugspriet, der ihm
noch überraschend gerade im Gesicht
stehe, schon lange nicht mehr zer-
döppert worden sei.
Was er sich eigentlich einbilde.
Wie er dazu käme, mit Mixed
Pickles aus faulen Fischen und Lim-
burger Käse spazieren zu fahren.
Ob er — — —
Hier kniff der Fliegende Hol-
länder aus. Seine Erfahrung sagte
ihm, daß cS nicht ratsam sei, sick>
auf Wortgefechte cinzulassen. Also
legte er loS. Aber wenn er glaubte,
daß er mit seiner Gespenstersegel-
geschwindigkeit loskomme, hatte er
sich abermals verrechnet, der arme
Kerl. Die beiden Polizeiboote jag-
ten dank ihrer 6O ?8-Motoren mit
achtzehn Seemeilen Fahrt hinter
ihm her. Holten ihn natürlich ein
und hätten ihn erbarmungslos am Schlawittchen gepackt, in Schlepp
genommen und eingespunnt, wenn er nicht in seiner Not zum äußcr-
Mittcl gegriffen hätte und unter Hinterlassung einer Nebelwolke ver-
sackt wäre.
Nein, aber so was. Als er wieder an Land war, heulte er vor
Zorn und Kummer. So weit war es also gekommen mit ihm. Nicht
nur keinen Respekt hatten diese Lumpenhunde vor ihm, nein er wurde
noch verhöhnt und verfolgt obendrein. Auf hoher See mit den großen
Dampfern, die er im Vorbeigehen an der Mole hatte liegen sehen,
wollte er cs gar nicht mehr versuchen. Das würde höllisch schief gehen.
Nein, lieber ...
Hergott, Hergott, was würde der Klabautermann sagen! Von den
andern Gespenstern ganz zu schweigen. Er wäre auf ewige Zeiten
blamiert, und das will was heißen im besseren Jenseits. Es galt,
wenigstens noch die seemännische Ehre zu retten! Seine Abfuhr als
Gespenst konnten die da drüben ihm nicht vorwerfen, weil sie selbst
nichts mehr galten. Aber als Seemann! Der Fliegende Holländer
dachte scharf nach.
Da nahte die Rettung in Gestalt eines Anschlags: Man annon-
zicrte auf den nächsten Tag die große Ruder- und Segelregatta, die
den Meisterschaftskampf zwischen den beiden großen Hamburger Clubs
„Labskausch" und „Plum un Klüten" zum Austrag bringen sollte.
Tränen der Rührung traten dem Fliegenden Holländer in die Augen.
Er würde sich und sein Können sofort dem Club „Labskausch" zur
Verfügung stellen — er hatte das immer lieber gemocht —, dann
konnte er sich wieder sehen lassen.
Durch seine Erfahrungen gewitzigt, ließ er sich zuvor die Haare
schneiden und den Bart wegrasieren, kaufte sich moderne Kleidung
und stellte sich am nächsten Morgen dem Clubleiter als ssan van
cler VeI6en vor. Der nahm sein Anerbieten um so lieber an, als
der Club durch die Erkrankung eines Mitglieds einen schwere» Aus-
fall erlitten hatte. So sprang der Fliegende Holländer hier ein und
machte natürlich — sehr zum Ärger der Plumunklütcner — alle
ersten Preise und den Ehrenpreis des Tages.
War das ein Jubel bei den Labskauschcrn! Der Fliegende Hollän-
der wurde im Triumph in daS Clubhaus geleitet, wo ein ungeheures
Festbankett stattfand. Am Schluffe hatte er — der sich gegen 3 Uhr
morgens unter ungeheurem Halloh und Beifallklatschen zu erkennen
gegeben hatte — mit allen Clubmitglicdern Brüderschaft getrunken
und lag proppenvoll unterm Tisch.
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