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Ich werd wieda plärrt,

Daß zweni „rechts" ganga werd,

Und ma brauchat für Münka
Mebra Schandi, wo da winka,

Daßd an Umweg beschreibst
Und die anderftrum reibst
Als wia zerscht und bisher,

Wosd fürn Pflastaverkehr

Koan so Schwimmlehra gseng hast

Und di griebn hast, wiaöd möng hast!

Und wer steckt woi dahinta?

Gwiß da Breiß, wo im Winta
Bei eahm zhauS laut schreit,

Ham S' sowas schon ghört?

Unser Rechtsgang gang zweit,

Aba jeha im Summa,

Wos wia d Heuschreckn kumma,
MurdSängstn kriagt, daß
In da Kaufingagaß
Koa boarischa Bandit
Koan Berlin« net zatritt
Oda koam von dö Gast
Auf d Heaneraugn ftefft,

Weil a links haatscht, balSn gfreit,

Oda mittn durch d Leit!

Bloß deszweng, — Ham S'ghört? —
Werd Gemüatlikeit gstört

Unds Privatrecht beschränkt
UndS Reservatrecht hergschenkt!

Ja, was woins denn, dö Berlin«?
Warum fahrns denn net nach China,
Als weil eahna halt
Unser Eignart so gfallt?

IS net eignarti gnua,

Balst mit RindSnaglschuah
Oam ausfifallst ausn Zöba
Und sagst sreundschastlich „Oha"

Und allerhand no was
Echt boarischs?

I. A. Sowas

Das Urteil

Ein französisches Kriegsgericht ver-
urteilte den Musikdirektor Müller in
Esten zu sechs Monaten Ge-
fängnis, weil er am 19. Juli im
Stadtgarten mit seiner Kapelle pa-
triotische Lieder gespielt hatte.

Wir haben uns umgehend an ein
prominentes Vorstandsmitglied der
pazifistischen Liga für Menschenrechte
gewandt und dieses um seine Mei-
nung befragt. Empörung, Zorn und
Scham brannten auf dem durchgei-
stigten Gesicht unseres Gewährsman-
nes, als er uns mit bebender Stimme
Antwort gab. „Ein unerhörtes Ver-
brechen, ein neuer schwerer Schlag
für den hehren Gedanken der Völker-
versöhnung," so rief der bekannte
Friedensfreund aus und eine Wolke
schweren Kummers legte sich über
seineStirn,„EineinfameSchurkerei,
die vor dem Richterstuhl der Welt-
geschichte nach Sühne schreien wird.
Sollte man es für möglich halten,
daß eine solche abgrundtiefe Gemein-
heit auf deutschem Boden-."

„Ja," fielen wir ihm zustimmend
ins Wort, „daß ein französisches
Kriegsgericht eS wagen darf-."

Er webrte mit feinem Lächeln be-
schwichtigend ab: „WaS denn: Kriegs-
gericht ? Ich meine natürlich die un-
glaubliche Unverschämtheit von dem
Müller, bei seinem Konzert patrio-
tische Lieder zu spielen."

Kunz Franzendorf

*

Dementi

Es istnicht richtig, daß die deut-
schen Vertreter bei der LondoncrKon-
ferenz genau die gleiche Behandlung
zu erwarte» haben wie seinerzeit die
Delegation in Versailles.

Richtig ist, daß mindestens in-
nerhalb der Vcrhandlungesäle nur
die eigene bcreitgestellten Blechnäpf-
chen bespuckt werden sollen. Gey«

Frankreichs Sicherheit

„Frankreich wird niemals zugeben, daß seine Sicherung aus-
reichend verbürgt sei, solange nicht das Deutsche Reich in zwei oder
mehrere Teile zerlegt ift".

„Also gut, was wollen die Franzosen denn noch? Wir haben
ein schwarz-weiß-rotes Deutsches Reich und ein schwarz-rot-goldenes!
Die Teilung wirkt gründlicher, als eine aus der Landkarte!"

Gibt es das?

Haben Sie schon von dem merk-
würdigen Klub „Die Sanftmütigen"
gehört?

Dieser Klub hält von Zeit zu
Zeit hochinteressante Sitzungen ab,
in denen wunderschöne Reden gehal-
ten werden. Lieblingsthema: Die
Menschlichkeit.

So weit ist an dem Klub nichts
Auffallendes, solche Vereine gibt es
in Hülle und Fülle. Nun aber kommt
das Eigenartige: wenn die Klubmit-
glieder sich ausgeredet haben, dann
wird jedesmal ein Mann hereinqe-
bracht, der kriegt — gleichsam als Er-
gebnis der Sitzung — eine furcht-
bare Maulschelle. Dann kann er
wieder gehen, und die Klubisten sa-
gen: „Das war mal wieder eine
schöne Sitzung!"

-So was gibt's nicht?

O doch! Das gibt's! Nur nennt
man denVorgang nicht„Klubabend",
sondern „Konferenz".

Und der Mann, der prompt am
Schluß sich stillschweigend seine Ohr-
feige abholen darf, heißt - na, drük-
ken wir uns mal rücksichtsvoll aus,
früher hieß er: die deutsche Groß-
macht!-Früher einmal —

Kärtchen

*

O! Diese Buben!

Der Maxl und der Schorschl, zwei
zünftige Lausbuben, necken fortwäh-
rend die dicke Käsehändlcrin auf dem
Markt und spielen ihr in ihrem Über-
mut allerhand lose Streiche.

In ihrer Wut weiß sich die arme
Frau nicht mehr anders zu helfen,
als daß sie ihnen ein paar saftige
Mainzer Handkäschen nachwirst.

„Zerm ..!" schreit gleich der Maxl
höhnisch, „Nur her Brixlcri», mit
Deine KaS-Granaten...!"-

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Register
Karlchen: Gibt es das?
[nicht signierter Beitrag]: O diese Buben!
Gelja: Dementi
Kunz Franzendorf: Das Urteil
J. A. Sowas: Ham S' sowas schon ghört?
[nicht signierter Beitrag]: Frankreichs Sicherheit
 
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