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<£. Wilkc

Nach außen hin

„Glaub'n S' nur net, Herr Nachbar, weil i gual ausschau', mir gang's aa gual.
Nach außen hin muaßt halt's Dekorum wahren."

bculschcr Weihnacht zu werben, blieb Peter Cornelius Vorbehalten.
Erwartungsvolle Adventstimmung atmen schon die Pastoralen Sexten
und Terzen in der Begleitung des HirtenlicdeS, die sich um die schüch-
ternen Absätze der Singstimme rankt. Ein einzigartiger Einsall ist das
Lied „Die Könige". Wie der Sänger die wundersame Begebenheit im
schlichten Evangclienstil verträgt und das epische Rezitativ weihevoll
gehoben wird von der traumhaft ruhigen Cboralmelodic des Klaviers,
das stellt eine Ausdeutung des religiösen Srosses dar, so innig und herb
zugleich, wie wir sic nur in den Bildwerken des deutschen Mittelalters
erleben. Das deutsche Haus, die liebevolle, stille Kunstpflcge des
Familienkreises solle» die Stätten sein, an denen das Lebenswerk
Cornelius' Früchte trägt, nickt der Konzcrtsaal mit seinem unbarm-

herzigen Licht und der konzentrierten Maste von Gedankenlosigkeit und
widerstrebenden Meinungen. — Seine Lieder werden überall daheim
sein, wo der laute Alltag, und sei es auch nur auf Stunden, aus-
gcschaltct werden kann, wo gütige Menschen noch Zeit und Ruhe
finden, in der eigenen Brust Einkehr zu halten und frohe Kindcr-
augen mit den Lichtern des Christbaums um die Wette leuchten.

Statt des ruhmvollen Lorbeers aber, der den Herocngcstaltcn seiner
Zcitgenoffcn so reichlich gespendet wurde, legen wir aus Cornelius'
Grab den dankbaren Efeu treuen Gedenkens. — Den hat er sich
tausendfach verdient,

„der stille Musikant".

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Erich Wilke: Nach außen hin
 
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