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Vorsicht

Eine Filmstatistik stellt fest, daß Konstantinopel-
während z. Z. der Staat New Port 1695 Kino-
thcater aufwcist — nicht einmal ein Dutzend besitzt.

Pegasus, geliebter Racker,

Spürst du nicht den scharfen Sporn?
Fliege rastlos, fliege wacker,

Heute gehts zum goldncn Horn!

Nicht ob all der Minarette,

So in milder Mondesglut
Als spirale Silhouette
Zittern aus dem Schoß der Flut.

Nicht ob eines Muselwcibes
Dunkler Augen Doppclpracht
Oder ob des Zeitvertreibes,

Der sich wonnig d'raus entfacht.

Nicht, weil ich den süßen weißen
Türkenhonig gerne schnull', —

Nein, ich möchte Stambul preisen,

Weil die Kintops dort gleich Null!

Pegasus, zur Galoppade!

Auf, zum Dithyrambenritt!

Aber halt! — Da fällt mir grade
Ohlala! — geh noch im Schritt!

Vorsichtshalber, alter Moppel,

Fragen wir im Zählbüro:

Wie ftehtS in Konstantinopel
Eigentlich mit — Radio??

Gelfa

R a n d b e m e r f u n g

Nach „Havas" sprach der deutsche Botschafter i»
Paris dem französischen Ministerpräsidenten den
Dank der deutscken Regierung für die Begnadigung
des Generals Natbusius aus und teilte ihm mit,
daß die deutsche Regierung dafür «inen in deutscher
Gefangenschaft befindlichen Franzosen begnadigen
wolle.

Hm hm — mir wird etwas soso lala
Bei dieser Meldung der Agence Havas
Und diesem wirklich schönen Schluß
Des Zwischenfalles von Nathusius!

Man hat sich also elegant und schlank
Verbeugt mit einem tiefgefühlten Dank,

Weil die Pariser Bonzen frech vergnügt
Zur Unverschämtheit noch den Hohn gefügt!

Und weil man sich nicht lumpen lasten kann,
So stellt man nobel einen Austauschmann,
Der selbstverständlich nur zum Spaß
und Spiel

Verdonnert wurde, ganz so ä Ia Lille!

— Gott Lob und Dank! Was Monsieur
Havas spricht,

Man liest es wohl, nur glauben braucht
maus nicht.

Und doch gesteht man diesmal unumwunden:
„Wenn auch nicht wahr, - so leider
gut erfunden!"

I. A. S.

Das Pariser Preisausschreiben

Eine wahre Geschichte

Als die deutsche Währung sterbcnsmatt,

Und man wähnte, so würd's ewig bleiben,
Machte ein Pariser Wochenblatt
Schadenfroh ein „Reichsmark-
Preisausschreiben."

Eigenartig wirkte der Versuch:

Nicht das Gute durfte sich bewerben,

Nein! Vielmehr das — allcrschlcchtste Buck
Sollte vicrzigtauscnd Märker erben.

Ach, wie wurde da die Auswahl schwer!
Allzu fruchtbar floß der Jauche Bronnen:
Erst nach langer Zeit entschied man, wer
Durch den größten Mist den Preis gewonnen.

„Bitte, Geld!" Der „Dichter" drängte arg.
Doch als man bezahlen wollte endlich,

Gab es leider schon die Rcntcnmark.

Diese wünschte jener, selbstverständlich.

Blechen mußte — meldet der Chronist -
Der Verleger, wenn auch mit Beschwerden.
(Deutschland soll, ob seiner Hinterlist,

Mit der — Differenz belastet werden . ..)

Richard Rieß

H umo r des Auslands

In Frankreich wurden Frauenschädcl, deren
Alter man auf fünfzehntausend Jahre schätzt,
und die platte Nasen haben, auSgegrabcn.
Schon zu jener Zeit haben die Frauen augen-
scheinlich ihr Gesicht gegen die Fenster der
Modengeschäftc gedrückt. — x. q.

*

,Gnäöige Strati/ Lje brauchen Anregung.
Ich veroröne Ihnen einmal wöchentlich öie
Münchener Illustrierte presse^/

Helden

Preisend mit viel edlem Brüsten
Ihre Taten beifallsfroh
Saßen einst drei Kommunisten
In der Kneipe irgendwo.

„Ich," so sprach der eine Knabe,
„Mach' vor keinem Wagnis halt:

Aus dem Hinterhalte habe
Ich 'nen Sckupo abgeknallt!"

Edc drauf, das Prachtgewächse:
„Einen Burschwa schlug ich krumm!
Denn es waren wir zu sechsc,

Er nur Jndividium!"

Doch der Dritte, stolzdurchdrungen,
Legte triumphierend los:

„Gegen das, was ich vollbrungen,

Seid Ihr blöde Stümper bloß!

Habt Ihr Töne? Habt Ihr Laute?

Ha, ich bin nicht feig und schlapp:
Nachts vom Kaiscrdcnkmal haute
Ich ein Stückchen Bronze ab!"

Und es riefen Lude, Edc,

Hoch die Männerbrust geschwellt:
„Laff' Dir küssen von uns Beede,

Ja, Du bist der größte Held!"

Kärtchen

Der neue Reichsrag

Der Lärm verklang, die Stürme schweigen.
Der Kampf für der Parteien Glanz,

Er endet mit dem Wählerreigen,

Und nun zieht man die Schluß-Bilanz.

Zunächst - es'braucht sich nicht zu grämen,
Wem unsre deutsche Zukunft lieb,

Daß man Extremster der Extremen
Am Wahltag auf der Walstatt blieb.

Doch sonst — erschien in neuer Paarung
Das deutsche Volk? Wir schauen ringe.
Und unser wird die Offenbarung:

Halb stcbt man rechts, halb steht man links.

Und darum Opfer, Haß und Geifer,
Verleumdung, Wut und Rach-Gclcchz',

Daß, als Belohnung für den Eifer,

Man halbert links steht, halbcrt rechts?

Du Rätselfrau, die du die Sphinx bist,

Wo ruht — ach, sag mir'ö in's Gesicht —,
Wenn einer rechts, der andere links ist,

Wo ruht das — deutsche Gleichgewicht?

Ri-Ri

Keine Schwierigkeiten

„Wir werden keine Schwierigkeiten zum
Ehcschliefien haben," sagte der Bräutigam,
„denn mein Vater ist Pastor!"

„Wir könncn'ö ja versuchen," meinte die
Braut; „wenn's nicht gebt, mein Vater ist
Advokat!"

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Index
[nicht signierter Beitrag]: Keine Schwierigkeiten
Gelja: Vorsicht
J. A. S.: Randbemerkung
Richard Rieß: Das Pariser Preisausschreiben
[nicht signierter Beitrag]: Humor des Auslandes
Karlchen: Helden
Ri-Ri: Der neue Reichstag
 
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